Steigt durch die Erhöhung des Mindestlohns auch der Lohn der "besser verdienenden"?

Dorfrocker  10.09.2021, 19:24

Wo hast Du die Zahl für den Handwerker her? Das stimmt so nicht….

TheIrelia 
Fragesteller
 10.09.2021, 19:26

Es war ein Beispiel. Ist der Mindestlohn bei 13€ und der Handwerker bekommt 14€, ist das auch nicht gerade viel besser :)

8 Antworten

Theoretisch ja. Auch die gezahlten Gehälter sind eigentlich Teil des Marktes und somit von Angebot und Nachfrage abhängig. Je mehr man für einen Job können und wissen muss, umso weniger Menschen findet man, die genau dieses Wissen und diese Fähigkeiten mitbringen. Sprich, die Nachfrage nach diesen Menschen steigt, weil das Angebot geringer ist - und somit steigt auch der Preis = das Gehalt dieser Menschen.

In der Praxis gibt's allerdings etwas ganz perfides, was dieses Prinzip aushebelt: das ganze System rund um das Arbeitslosengeld und die dort vorhandenen Sanktionen! Genau das macht Menschen erpressbar, sich unter Wert zu "verkaufen", also mies bezahlte Jobs anzunehmen. Und auch die, die aktuell einen Job haben - denn die möchten diesen Job ja nicht verlieren und dann in diesem System landen!

Genau deshalb ist es übrigens auch total bescheuert, wenn abhängig Beschäftigte gegen Arbeitslose wettern und dort mehr "Zwang" fordern. Ist einfach nur ein Schnitt ins eigene Fleisch...


Regina3  10.09.2021, 19:33

Dein letzter Absatz ist sehr gut! Herzlichen Dank!

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Ne, dadurch wird ledeglich der Niedriglohnsektor und Zahl der Armen in Deutschland wachsen, weil sich dann auch alle in diesem Segment wiederfinden werden die heute 12-15€ pro Stunde verdienen werden und die heute noch zu den nicht Armutsgefährdeten Personen zählen.

Bei uns im Bau ist der Mindestlohn 12,85€. Das sind aber ungelernte Arbeiter. Die "erwirtschaften" aber zu 90% weniger und müssen durch die Facharbeiter finanziert werden. Wahrscheinlich ist das viele Jobs im Mindeslohnbereich von 13€ verschwinden werden und diese Menschen arbeitslos werden.


Ranzino  10.09.2021, 19:41

nun ja...bleibt diese Arbeit dann liegen oder wie ?

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Jespa666  10.09.2021, 19:43
@Ranzino

Ja. Bleibt sie. Die Bauherren müssen halt länger auf die Fertigstellung warten oder erhalten überhaupt kein Angebot. Spitzen werden mit ausländischen Arbeitern bedient. Ungelernte stellen wir schon seit einiger Zeit nicht mehr ein. Die sind für das was sie können zu teuer.

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Ranzino  10.09.2021, 19:51
@Jespa666

hmmm, dann verdient allerdings auch keiner der Facharbeiter Geld, denn die "mindere" Arbeit gehört nun mal gemacht und ohne tut sich nix ?

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Jespa666  10.09.2021, 20:04
@Ranzino

Bei uns im Tief- und Straßenbau gibt es nicht so viele "mindere" Arbeit. Auch wenn das viele denken. Das sind teileweise sehr anspruchsvolle Tätigkeiten. Ungelernte Arbeiter wurden/werden nur als Unterstützung eingesetzt. Oft sind sie aber keine wirkliche Hilfe. Da werden dann die falschen Rohre gebracht usw.

Die guten Facharbeiter, Maschinisten und Poliere verdienen bei uns das Geld. Und gute, fleissige und zuverlässige Leute verdienen sehr viel Geld bei uns. Poliere bzw. Meister (mit Hauptschulabschluss gestartet) verdienen nach Tarif schon mal 6.000€.

Faule, unzuverlässige Mitarbeiter versucht man loszuwerden. Das ist auch richtig so, schon aus Verantwortung für die übrigen Mitarbeiter.

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Ranzino  10.09.2021, 20:05
@Jespa666

ja fein, dann müssen die Facharbeiter jetzt alles machen, was früher die Hiwis erldigt haben ? das dürfte auch was kosten....

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Jespa666  10.09.2021, 20:11
@Ranzino

...der Facharbeiter arbeitet aber durch sein Können und seine Erfahrung schneller und besser. Was nützt mir ein mangelhaftes Bauwerk wo ich viel Geld für Sanierung zahlen muss weil es keiner abnimmt?

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Ranzino  10.09.2021, 20:50
@Jespa666

leuchtet ein.

steigen bei den gewünschten 13 Öcken als allerunterste Messlatte die Tarife der Fachkräfte von allein oder würde man das "demnächst" neu verhandeln ?

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Jespa666  10.09.2021, 20:58
@Ranzino

Ein Facharbeiter (Lohngruppe 3) bekommt 18,20€+1,07€ Bauzulage. Da ist der gesätzliche Mindestlohn egal. Bauhelfer sind dann noch "beliebter".

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Sicher wird sich das verschieben. Die Preise werden auch angehoben. Das zahlt ja keiner aus der eigenen Tasche.

Ganz persönliche Meinung: Ich möchte mir für eine Stunde Arbeit heute dasselbe kaufen können, wie für eine Stunde Arbeit vor 20 Jahren.