Sollte man eine Beziehung aus Liebe oder aus finanzieller Absicherung eingehen? Was lohnt sich mehr?


27.12.2019, 18:00

Man kann ja darauf hoffen, dass aus der Beziehung Liebe entsteht, wenn Geld vorher im Fokus stand.

14 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo EliteHighSchool!

Was sich mehr lohnt hängt hauptsächlich davon ab welche Wünsche und Ziele man hat

Ich kann mir für mich nicht vorstellen dass der Finanzielle Aspekt überhaupt ein Gewicht hat

Allerdings geht es mir finanziell super da kann man leicht reden

Dir alles Gute

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Was heißt schon "nicht allein sein können"? Wenn jemand nicht allein sein kann, weil er noch nicht wirklich erwachsen ist und einen Ersatz für die Mutter sucht, dann sollte man ihn auf die Weide zurückschicken. Aber wenn ein gestandenes Mannsbild erkennt, dass er für sein seelisches Wohlbefinden eine Frau braucht, wenn er bewusst aufbricht, um eine für sich zu suchen, die zu ihm passt und , ja, eben gerade auch zu haben ist, wenn er um sie wirbt, um ihr anzuhangen, auch ohne sternhagelverliebt zu sein, was ist dagegen zu sagen? So hat das Jahrtausende lang funktioniert.

Liebe kann das sein, was nach zwei Jahren von einer Verliebtheit noch übergeblieben ist. Sie kann aber durchaus auch eine bewusste Willensentscheidung sein. Natürlich muss man dann auch ausprobieren, ob man diese Entscheidung auch umsetzen kann, und man sollte sich dazu ebenfalls zwei Jahre Zeit nehmen, bevor man jemandem irgendwelche Versprechungen macht, die man nicht halten kann, oder Entscheidungen trifft, die man nicht rückgängig machen kann.

Es ist das Vorrecht der Jugend, in der Verliebtheit ein heiliges Mysterium zu sehen.
Es ist das Vorrecht des Alters, zu wissen, dass es ein vorübergehendes ist. "Wie jeder gute und vernünftige Mann die Seine liebt und umhegt, so liebe auch ich sie, auch wenn ich sie mit dem Speer erobert habe" (Homer, Ilias, Achill). Ein erwachsener Mann ist durchaus imstande, eine Frau zu lieben, weil er sich für sie entschieden hat.

Ich finde es auch nicht fair, einer Frau den Vorwurf zu machen, sie habe sich für das Geld entschieden, wenn sie sich für einen Mann entscheidet, der sich für sie entschieden hat und darüber hinaus imstande ist, sie zu versorgen nicht in dem Sinne, dass sie ihr Leben lang nie wieder arbeiten muss, sondern in dem Sinne, dass er sie bei einer anständigen Berufsausbildung, vielleicht auch einem Studium unterstützen kann und es ihr ermöglicht, zu Hause zu bleiben, während die gemeinsamen Kinder das Kindergartenalter noch nicht erreicht haben.

Das ist nicht "das Geld", sondern das ist das Leben der Klasse der lohnabhängig Werktätigen, die wahrlich nicht die Oberklasse ist, genau genommen noch nicht einmal die sogenannte "Mittelschicht" - das bildet sie sich nur gerne ein. Für "das Geld" entscheidet sich eine Frau, die jung ist und sehr hübsch und einen hässlichen alten Knacker mit Sportwagen und Villa heiratet, um ihn möglichst bald zu beerben.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich hörte mal von folgender Begebenheit:

Eine reiche Frau, ca. 30 Jahre alt, verliebte sich in einen armen Studenten. Sie heirateten und in der Folge finanzierte sie ihn sowie auch seinen beruflichen Einstieg und seine Karriere. Noch viele Jahre später - auf einer Party - sagte er zu ihr: "Du weißt ja, dass ich Dich nur wegen dem Geld geheiratet habe." Sie antwortete: "Ja, ich weiß. Aber heute würdest Du mich aus Liebe heiraten."

Liebe ist mehr als ein Gefühl. Liebe ist die Entscheidung, im Rahmen eigener Kompetenzen zum Wohl des Anderen beizutragen.


chilly10  27.12.2019, 19:27

genauso gut könnte man von Aschenputtel, die Schöne und das Biest sprechen - es sind Einzelfälle, die natürlich schön für die Beteiligten sind, aber die man nicht ableiten kann auf das Allgmeine. Es würde falsche Hoffnungen wecken. Jeder ist irgendwo für sich selbst zuständig und sollte nicht erwarten, dass jemand über ihn haushaltet.

1
Nordlicht979  27.12.2019, 20:18
@chilly10

keine Situation kann man problemlos verallgemeinern. Ich habe lediglich eine andere Sichtweise dargestellt. Was immer als Motiv für Ehe angegeben wird, man sollte sich über alle Motive und ihre Beständigkeit Gedanken machen.

1

Also, ich sehe das auch zwei unterschiedlichen Perspektiven:

Mal angenommen Du hast kein Geld, der andere schon und ihr kommt zusammen, weil der andere eben noch nichts gefunden hat - dann würdest Du eine Beziehung eingehen, wo es nicht um Dich geht, sondern Du eher so was wie Ware bist. Ziemlich uncool, finde ich.

Aus der Sicht des anderen ebenso uncool, weil der andere wüsste dann, dass ihr nur wegen des Geldes zusammen seid, Du ihn also nicht seinetwegen magst oder eine Beziehung zu ihm wünschst. Ebenso uncool, finde ich.

Dass daraus dann mal Liebe entsteht... Zweckehe also. Ja, die Wahrscheinlichkeit kann gegeben sein, dass da mal Liebe wird, aber man sollte von Vornherein irgendwie schon zueinander Liebe oder so was empfinden. Andernfalls wirst Du "Ware" sein, musst die Klappe halten, wenn er es wünscht, darft nur denken, sagen usw., was er wünscht,... hm... Geschmacksache. Wenn man sich in der Rolle wohlfühlt und all diese Einschränkungen mit sich machen lässt, inklusive des Fakts, dass er wohlmöglich dann auch über Deine Bildung, Deine Kontakte, Deine Familie usw. entscheidet... ähm... ja, kommt drauf an. Für mich wäre das nix.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Hallo Elite,

du darfst das. Hier solche Frage mal kurz heraushauen, die an den Grundfesten unseres Idealismus rüttelt. Und na klar, die wir uns alle schon tausend Mal vorgelegt haben. Oder über die wir uns zerstritten haben. Liebe und Kalkül. Oder einfacher natürlich: Liebe und Kohle.

Jetzt wird`s aber entsprechend auch grundsätzlich. Und ungemütlich. Und ich werde faul. Das folgende stammt aus einem grauen, unscheinbaren Büchlein, das es in sich hat. So gut bekomme ich das nämlich nicht hin.

"Eine objektive Betrachtung der PRIVATSPHÄRE entdeckt schnell: Sie ist eine sehr MITTEL- mäßige Angelegenheit für die meisten Leute. Ökonomisch: Lohn und Qualität der Arbeit verweisen auf Re-Produktion der brauchbaren Individualität. Politisch: Der Sozialstaat regelt per Zwang die "Selbsthilfe", ohne ihren "Erfolg" sicherzustellen. Das ist dem subjektiven Blick des rechtschaffenen und gedeckelten Bürgers eine kleine Lüge wert. Er lebt dem IDEAL DER KOMPENSATION und sieht sich berechtigt, in seiner Freizeit und den seiner individuellen "Verantwortung" anheimgestellten Genüssen und Beziehungen seinen EIGENTLICHEN LEBENSINHALT zu küren." (Anmerkung hier schon von mir: 90% aller Lieder handeln von der Liebe.) "Zumindest SCHADLOS halten will er sich in dem Bereich, der bis auf ein paar staatliche Schranken und die des Geldbeutels von völliger FREIHEIT voll ist.

Hier sucht jeder, seinen eigenen Maximen und Bedürfnissen zu leben, so daß dieser Versuch schon zum Zeugnis dafür wird, daß die Privatsphäre nichts anderes darstellt als die in der bürgerlichen Welt eröffnete SPHÄRE DES GLÜCKS.

Kein Wunder, daß die einschlägigen Genüsse der hohen Erwartung nicht ganz gerecht werden. Auf der einen Seite mindert das Unerläßliche, das man sich leisten MUß, den Anteil von "selbstbestimmten" Ausschweifungen der Individualität, die man sich noch leisten KANN, so daß jeder Akt des Konsums dreimal überlegt zu werden hat. Was man sich dennoch zu Gemüte führt, erweist sich oft als unverträglich mit dem, was der Beruf aus einem gemacht hat - was den Mäßigkeitsstiftern vom Gesundheitsministerium bis zu den Ökologen so Freude macht: Sie beziehen daher ihre Belege fürs gesunde Leben.

Andererseits hält auch die zweite große Freiheit, die auch nur die beiden bereits erwähnten Schranken kennt, die im VERHÄLTNIS DER GESCHLECHTER, dem RECHTSANSPRUCH AUF GLÜCK nicht stand. Der Irrtum, daß in der Welt der Liebe Platz sei für die freie Betätigung der Individualität, daß der/die andere zum Lieben und Geliebtwerden DA sei, wird als Forderung geltend gemacht UND logischerweise bitter enttäuscht. Wie sollte auch eine gefühlsmäßige Beziehung auf ein Exemplar des anderen Geschlechts fähig sein, die Unkosten zu kompensieren, die man sich sonst ständig einhandelt. Der hohe Anspruch, der immer zum Pochen auf Dienste, Opfer und unverbrüchliche Treue und Beglückung hinführt; das grundlose, dafür aber sehr prinzipielle Verlangen nach immerwährendem Verständnis garantiert die kleinen und großen Katastrophen, nach denen die einen das Bewusstsein ihrer eigenen Vortrefflichkeit erneuern, die anderen Abschied davon nehmen."

Karl Held: "Die Psychologie des bürgerlichen Individuums". 1982, Seite 69.

Das ist eine Polemik. Aber eine, die hinhaut.

Mein alter Kumpel Dirk hatte an seiner Wand:

"I do my thing, and you do your thing. I am not in this world to live up to your expectations. And you are not in this world to live up to mine. You are you, and I am I, and if by chance we find each other, it's beautiful. If not, it can't be helped."

Fritz Perls.

Über dieses Zitat lässt sich streiten, denn man kann auch mal etwas vereinbaren und zugunsten des anderen auf etwas verzichten. Muss dies wohl sogar, denn sonst vereinzeln wir alle. Aber den Kern dieses Zitats sollte man sich auch merken.

Wie denken Frauen heute praktisch? Sie wollen gar nicht den reichen Mann, über den sie immer herumalbern. Die reichen Säcke sind hässlich, Spinner, anspruchsvoll und jagen die Frau nach zehn Jahren weg für die jüngere. Frauen wollen auf der Geldseite einfach den Rücken frei, ihre Ruhe haben. Sie haben genug Zeug am Hacken, und das wird mit zunehmendem Alter nicht weniger. Eine ruhige Aussicht auf Alterspension, das befördert die Liebe oft immens. Und die Jahre vorher 6000 Euro monatlich, das reicht definitiv, habe ich mal gelesen. (Was die wenigsten haben.) Und nichts ist unerotischer als ein Mann, der im Urlaub (DER SPHÄRE DES GLÜCKS!) herumknickert. Da muss die Kreditkarte ohne Wimpernzucken gezogen werden.

Und die Liebe? K. Held leugnet sie ja nicht. Im Gegenteil: Er möchte sie gern von den Niederträchtigkeiten der bürgerlichen Gesellschaft BEFREIEN, damit sie sich bildschön entfalten kann.

Aber du hast dies alles als kluge Frau ja auch schon vorher gewusst oder zumindest geahnt. Was du mit deiner matten Hoffnung im nachgereichten Schlusssatz auch aussagst. Allerdings ziemlich unwahrscheinlich, diese Hoffnung.

"Was lohnt sich mehr?" fragst du am Anfang. Nun ja - Liebe ist nun mal die Voraussetzung. Davon geht auch K. Held in seinem Pamphlet aus. Alles andere ist Mist. Dafür bist du viel zu viel leidenschaftliche Frau.

Und sich auf dieser Grundlage dann eben keine Illusionen machen. Vielleicht ist das dann die wahre, praktizierte Liebe. Die auch entsprechend sehr lang halten kann. Noch mal: Mein Tipp: Kein Zusammenziehen, keine Heirat, freie Tage. Das Thema Kinderwunsch ab 30 ist dann noch kompliziert genug.