Sind die Germanen oder die Gallier die Vorfahren der Deutschen?

14 Antworten

Die meisten Antworten gehen von einer völlig falschen Ausgangslage aus...

Ab wann gab es denn 'die Deutschen'?

Eigentlich doch erst bei der Reichsgründung 1871, da war das heutige Deutschland aber bereits so durchmischt, dass man praktisch alle in Europa existierenden Ethnien zu Deutschen proklamierte, selbst heute noch zählt zwar die Abstammung, aber nicht auf Grund von genetischen Details, sondern nur die völkerrechtliche Zugehörigkeit zu einem deutschen Staat...

Nimmt man das hl. römische Reich als Grundlage, dann gehören auch Österreicher, Balten, Holländer, Franzosen, Italiener, Ungarn, Tschechen und noch ein paar andere zu den Deutschen. Der erste 'deutsche' Kaiser war Otto I. (962), allerdings ist seine Abstammung mehr als wage und sein Herrschaftsgebiet umfasst ebend die vorher besagten Gebiete, er war also in erster Linie ein römischer Kaiser und nicht Deutscher, sein Kerngebiet (Ostfranken) wurde erst im 11. Jh. als deutsches Gebiet (Regnum Teutonicum) bezeichnet...

Wirklich Deutsch wurde das Hl. röm. Reich erst im 16. Jh. durch den Zusatz Deutscher Nation, von da an kann man von einer 'Vorform' des deutschen Reiches sprechen...

Eine Nation definiert sich in erster Linie über eine gemeinsame Kultur, also gibt es die Deutschen nicht vor 1871, sicher war der Wunsch einer Nation seit dem Hambacher Fest 1832 tief in der Bevölkerung verwurzelt, nur gilt in diesem Falle eben die offizielle Reichsgründung durch Wilhelm I....

Setzt man die ursprünglichen Ethnien an, so wird es schwierig, denn wo fängt man da an. Die ersten Bewohner des heutigen Deutschlands waren Neandertaler, die sich z.T. mit dem einfallenden Homo Sapiens kreuzten. Der Ursprung einiger germanischer Stämme liegt völlig im Dunklen, man geht von einem Ursprung der urindogermanischen Sprache in der Gegend des Schwarzen Meeres aus, die man bereits 3.500 v. Chr. nachweisen kann. Allerdings war Mitteleuropa zu diesem Zeitpunkt bereits besiedelt, also kam es zu Vermischungen mit den ab etwa 2.000 v. Chr. einfallenden Stämmen aus der Schwarzmeer-Region...

http://www.welt.de/wissenschaft/article1398825/NurwenigeDeutschesindechte_Germanen.html

Die Briten sind per ethnischer Definition weitaus germanischer und/oder Deutscher als die Einwohner der Bundesrepublik, durch Ihre isolierte Lage beruhen rund 65% der englischen Gene auf den Angelsachsen, eine der wichtigsten 'deutschen' Stämme...

Will man das Problem also wirklich beschreiben, empfiehlt sich die Betrachtung der Nation seit 1871, alles andere ist nicht wirklich zielführend...:-)

Mixia  30.08.2011, 09:58

Eine schöne Erklärung. Ich bin aber nicht einverstanden, die kleindeutsche Reichsgründung 1871 als Geburtszeitpunkt der Deutschen anzusehen. Für mich ist das eher der Anfang von ihrem Untergang :-)

Als Kulturraum ist der deutsche Sprachraum seit dem 8. Jahrhundert (Althochdeutsch) erkennbar. Das Heilige Römische Reich wurde ab dem 15. Jahrhundert mit dem Zusatz "Deutsche Nation" betitelt, ab 1512 offiziell. Ab dem 17. Jahrhundert wurde es auch oft einfach "Deutschland" genannt, ab etwa 1800 auch in offiziellen Urkunden.

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riara  31.08.2011, 10:14
@Mixia

Leider hat es die politische Agenda aus dem Hambacher Fest und der Revolution von 1848 nicht völlig in die Reichsverfassung geschafft, in soweit gebe ich Dir da gerne recht, obwohl Wilhelm I. ein weitaus besserer Kaiser gewesen ist, als ein unsäglicher Sohn. Eine Republik war eben zu diesem Zeitpunkt unvorstellbar...leider

Die Linguistik hat schon einmal eine völlig falsche Ableitung der Definition Germane geliefert, der Begriff A.rier führte zu einer noch grösseren Verwirrung und leider auch - in seiner letzten Konsequenz - zum Völkermord. Immerhin kann ich im 8. Jh. einen Sprachraum festlegen, der die Deutschen schon recht gut umfasst, nur gab es zu diesem Zeitpunkt bereits zehntausende im heutigen Grossbritanien, diese Zahl erhöhte sich nach der Reichsgründung Karls - heute würde man sagen, einem Franzosen -, der die Angelsachsen per Dekret auf Linie bringen wollte. Die Reichsgründung des HRR ist sowieso der wichtigste Punkt in der historischen Betrachtung des Deutschen Reiches, den das alte Reich (also vor 1871) hat es - wenn überhaupt - wirklich erst unter Karl V. gegeben, nur war auch zu diesem Zeitpunkt grosse Teile Frankreichs, Belgien, Niederlande und ein Grossteil des Balkans nebst Italien teil des Reiches, da würde man sich heute sicher winden...:-)

Der Deutsche ist keine genetische Information sondern eine Festlegung des Machtbereiches zum Stichtag der Reichsgründung, alle vorherigen Gebiete spielen völkerrechtlich keine Rolle. Alles zwischen 1648 und 1871 sind regionale Reiche, die mit Preussen das Kernland der Reichsgründung darstellen. Fasst man den Rahmen grösser, kommt man nicht weiter, denn bereits 1871 gehörten viele Volksgruppen zum Deutschen Reich, die eigentlich mit den Deutschen nicht viel gemein hatten...

Das Verständnis als Volk setzt zumindestens den politischen Willen einer gemeinsamen Nation voraus, also könnte man das Hambacher Fest als Grundlage des heutigen Deutschlands verstehen, die republikanische Gesinnung wurde aber von den Fürsten der deutschen Nation weitesgehend erstickt, erst die Weimarer Republik bezog sich wieder auf die republikanische Tradition, da war es aber bereits zu spät, die Reaktionäre und Revanchisten töteten die zweite deutsche Demokratie (die erste bestand im Königr. Preussen), nach dem 2. Weltkrieg kam es dann zu einer Neugründung unter der Prämisse der rechtlichen Weiterführung des Deutschen Reiches, hier wurden die territorialen und völkerrechtlichen Grundlagen von 1871 verwendet, dadurch ist das Vorspiel seit 1512 praktisch irrelevant...

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Ludwig20  15.09.2011, 13:14
@riara

Mal eine Frage, was haben denn bitte Grenzen oder Nationen mit dem Exestieren eines Volkes zu tun? Von den Deutschen, kann man ab dem 10. Jhd. sprechen, davor waren es christianisierte oder heidnische Germanenstämme und im Laufe der Zeit haben sie sich mit den nahe verwandten umliegenden europäischen Völkern etwas vermischt.

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riara  17.09.2011, 23:46
@Ludwig20

Volk ist kein ethnischer sondern rechtlicher Begriff, es gehören auch keine Germanen zu Deutschland, sondern die Bewohner des Deutschen Reiches, oder von mir aus die Bewohner der zum Deutschen Bund gehörener Gebiete...

Geht es nach Genen, gehören die Bewohner Deutschlands zu den gemischtesten in Europa...

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MrKompetenz  25.06.2013, 14:59
  1. Otto I. herrschte zwar über das sogenannte „heilige römische Reich“, doch war er selbst zweifellos ein Germane und dürfte kaum Vorfahren aus altrömischen Patriziergeschlechtern gehabt haben, sondern ganz vorwiegend solche aus dem germanischen Adel, der damals die Führung quasi aller europäischen Länder stellte.

  2. Wenn Sie nicht „Briten“, sondern „Engländer“ geschrieben hätten, so hätte ich zugestimmt. Denn die eigentlichen Engländer, also die Menschen in East Anglia, Kent, Norfolk, Suffolk usw. sind in der Tat mit den kontinentalen altgermanischen Nordseestämmen wie den Angel, Sachsen und Jüten weitaus näher verwandt als es diese mit südlicheren germanokeltischen Stämmen wie Bajuwaren oder Norikern sind. Allerdings sind die Angelsachsen mit ihren einstigen kontinentalen Vorfahren und deren Nachkommen in Niedersachsen und Friesland auch näher verwandt als mit keltisch-vorkeltischen Briten wie den Walisern, Scoten, Pikten, Eiren, Goidels usw. Die Bevölkerung von Wales hat z. B. weniger germanische Ahnenschaft als die Menschen in weiten Gebieten des östlichen Frankreichs und der Schweiz!

Man kann die eigentlichen Angelsachsen sowie die Norddeutschen als vorwiegende „Germanen“ betrachten, doch die Großbriten in toto ebensowenig wie die Großdeutschen.

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Die Germanen lebten in Germanien (Deutschland). Die Gallier lebten in Gallien (Frankreich).

User48522  25.05.2015, 11:29

so leicht kann man das nicht sagen

also es gab einen germanischen Volk das hieße die franken jetzt könnte man überlegen wie das mit dem Namen Frankreich zusammenhängt

durch die Völkerwanderung waren zbs. Die vandelen von dem heutigen Österreich (ist nicht genau bekannt) nach Nordafrika gezogen und auch die ost goten mach dalmatia am der adria und die west goten nach südfrankreich und südwestspanien

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Die Gallier so gut wie gar nicht. Diese sind eher zu gewissen Anteilen Ahnen der heutigen Nord- und Zentralfranzosen.

Andere keltische Stämme haben allerdings einen genetischen Einfluss auf gewisse deutsche Stämme, besonders im Süden (Schwarzwald, Bayern usw.), wo zu Römerzeiten Stämme wie die Helvetier (Urschweizer), Vindeliker, Boier (Urbayern bzw. spätere eher germanische Bajuwaren) sowie die Noriker (in Österreich).

Germanische Stämme haben eine größere Rolle bei der Entstehung des späteren deutschen Volkes gespielt. Nordwestdeutschland ist fast rein germanisch (z. B. Friesland, Niedersachsen), ebenso größere Teile des mittleren Deutschlands von Hessen über Thüringen bis Sachsen. (Alle diese Länder sind nach germanischen Stämmen benannt.)

Ostdeutschland, das heute größtenteils politisch von Polen und Russen verwaltet wird, ist ein Gebiet, das vor der germanischen Landnahme im Mittelalter ausschließlich von slawischen und baltischen Völkern besiedelt wurde doch dann durch den deutschen Ritterorden germanisiert wurde. Es wurde dann nach dam jüngsten Weltkrieg wieder den slawischen Völkern angeschlossen und sozusagen „reslawisiert“, allerdings wurden die dort siedelnden Deutschen nicht einfach „slawisiert“, sondern einfach umgebracht bzw. vertrieben. Doch auch in dem Gebiet der ehemaligen DDR gibt es, in der Mark Brandenburg und Mecklenburg, gewisse slawische (Sorben) und baltische Einflüsse.

Die Deutschen sind also ein Mischvolk starken germanischen sowie schwächeren slawischen, baltischen und keltischen sowie ganz geringfügigen romanischen Einflüssen (im Südwesten).

Germanen nennt man viele eigentlich in Mitteleuropa und Skandinavien beheimatete Stämme die sich durch Kultur, Sprache und Religion von den nahen Kelten und Slawen unterschieden.

Ende des 1. Jh v. Chr. haben germ. Stämme die Kelten aus deren Siedlungsgebieten, z.B. im heutigen Deutschland, verdrängt. Die Germanen waren keine politische Einheit, auch wenn sich einzelne Stämme im 2. und 3. Jh n. Chr. zu Großstämmen bildeten..

drweskott  19.06.2013, 15:43

bei etlichen stämmen wie den ubiern können auch die historiker heute nicht mehr sagen, ob sie germanischer oder keltischer abstammung waren, aber für wen wäre das eigentlich so wichtig??

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Ja, sind sie. Das ist echt schlimm wie viele angeblich "wissende" hier umherirren und behaupten sie kennen den Ursprung der Deutschen. Die Gallier sind die Vorfahren einiger britischer Völker, wie den Iren und Schotten. Die Germanen (Also die Stämme in Zentral-Europa) sind die Vorläufer der Deutschen. Entgegen der populistisch-pseudo-wissenschaftlichen Meinung der Germane käme aus Indien/Persien, ist die richtige Antwort dass der Großteil der Germanen aus dem Norden kam.

Dass der Germane aus derselben Region kommt wie die sogenannten "Aryer" ist ein links-populistischer Trugschluss dem sich keiner entgegenstellen mag.

Ich meine, jetzt mal ehrlich: Woher will irgendwer wissen, wie die Völkerwanderung abgelaufen ist? Vielleicht sind die Germanen auch nach Osten gewandert? Wer sagt denn, dass sie aus dem Osten kamen? Welcher heute lebende Mensch kann mit 100% Sicherheit behaupten er wüsste genau wo die Germanen herkommen? Wegen ein bisschen Eisen-Schrott im Boden? Wegen Werkzeugen im Dreck? Ernsthaft?!

Die Theorie, dass der Germane aus dem Orient kam, stimmt auch nicht mit der OOA-Theorie überein, von daher schießt sich die Wissenschaft ins eigene Bein.

Guckt euch mal heutige Iraner und Inder an. Und jetzt schaut mal auf einen Deutschen/Polen/Schweden/Briten. Wie kann es denn bitte sein, dass sich der Genotyp eines Menschen KOMPLETT auf Links dreht, und das in nur 1000 Jahren? Das ist unmöglich. Und jetzt sollen die Vorfahren der Inder und Germanen ein und dieselben sein? Macht euch nicht lächerlich...