Sind Araber "schwieriger" als andere Rassen (beim einreiten oder generell reiten)?

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Schwieriger und einfacher zugleich.

Araber sind extrem sensible Tiere, die auf einen persönlichen Kontakt mit ihrem Menschen angewiesen sind. Darum sind sie auch in der Regel sehr schlechte Reitschulpferde und eher nichts für wechselnde RBs. Araber sind mehr Hunde als Pferde von ihrem Wesen her.

Man muss nicht blendend reiten können, um mit ihnen sicher von A nach B zu kommen. Wenn man es geschafft hat, sich mit seinem Araber innig anzufreunden, dann tut er alles für einen. Dann kommt man mit ihm auch von A nach B, wenn man fast nicht reiten kann.
Wenn man das Anfreunden nicht schafft, muss man entweder ein genialer Reiter sein oder er bringt  einen ins Grab. ;-) 
Wenn sich meiner guckigen und durchaus schreckhaften Stute ein Monster nähert, z.B. ein klappernder Trekker, muss ich nur sagen: "Ist nicht gefährlich!" Die robuste Freibergerin einer Freundin von mir ist dann längst über alle Feld weggerannt.

Mir hat mal ein Araberzüchter gesagt: "Man kann einen Araber nicht zwingen."

Eine berühmte Hippologin, die in der ganzen Welt geritten war, natürlich auch Araber, sagte zu mir, als ich ihr erzählte, dass ich mir einen Araber kaufen wollte: "Sie wissen, dass der Araber hierzulande als unreitbare Rasse gilt." Dann schaute sie nachdenklich und fügte hinzu: "Anderswo ist er freilich ein herrliches Reitpferd."

Ich behaupte mal, dass 95% aller Profis - die also alle ausnahmslos besser reiten als mein bescheidenes A/L Niveau - mit dieser Rasse nicht umgehen können. Der Araber verlangt ein Ausmaß  an Feinheit, das die meisten Profis leider nicht mitbringen. Meine eigene RL hat mal ein komplettes Arabergestüt ausgebildet. Alle Pferde bis L, manche hat sie international auf Distanzritten gestartet. Vorher sind die Pferde alle zu einem recht bekannten Kölner Ausbilder gegangen, und kamen als seelische Wracks ins Gestüt zurück.
Nun hat sich meine RL dem reellen und feinen Reiten verschrieben, daher kann sie mit Arabern umgehen. Sie hat auch mein Pferd ausgebildet. Ich habe aber leider auch einen Araber, Suez, kennengelernt, der durch einen Bereiter innerhalb von sechs Wochen irreversibel hingerichtet wurde.

Einen Profi, der sagt: "Ob Araber, Holsteiner, Hannoveraner, Haflinger... das ist doch egal. Pferd ist Pferd," würde ich nicht an meine Stute lassen. Denn dieser Ausspruch zeigt mir, dass er es nicht kann.

Gerade, wenn man sich einen Bereiter oder RL für seinen Araber sucht, muss man sehr genau hingucken. Die meisten sind ungeeignet. Wenn ich meine RL nicht hätte, würde ich vermutlich eher auf die Alternativen ausweichen als den nächstbesten mobilen Reitlehrer. Das hat mich der arme Suez gelehrt.

Wenn man kein Meisterreiter ist, muss man sich mit dem Araber anfreunden. Eines ist er weniger als praktisch alle anderen Rassen: ein Sportgerät.

Ich finde, dass jeder Reitschüler mal eine Zeitlang einen gut gerittenen Araber reiten sollte. Nirgendwo lernt er den feinen Dialog mit dem Pferd so gut wie auf einem Araber. Einen Araber darf man nicht festhalten. DAs kann er nicht ertragen, dann wird er verrückt. Beim Araber lernt man das loslassende, weg von der Hand Reiten. Das mögen alle Pferde übrigens gerne, aber den Araber kann man anders nicht reiten. Man muss loslassen. Und je größer die Krise, um so mehr.

Einen Araber korrekt dressurmäßig zu reiten, ist sehr schwer. Ein Autor hat mal gesagt: wenn der Araber in der Dressur nicht meisterlich geritten wird, verliert er weit mehr an Schwung und Ausstrahlung als andere Rassen.

Und das stimmt. Ich denke mir, das ist einer der Gründe, warum man Araber selten auf Turnieren sieht.

Araber sind wie alle vollblüter sehr reaktionsschnell und sensibel. Oft lernen sie schnell, leider auch, wenn der Trainer Fehler macht... Man braucht Routine, viel Erfahrung, Einfühlungsvermögen und Konsequenz. Reaktionen schnell erfassen können und angemessen reagieren. Aber das ist eigentlich immer nötig. Ich glaub, eine gefestigte Persönlichkeit ist sehr wichtig.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Reiten-Haltung-Zucht-Ausbildung n.LTJ u.ä.

Schwieriger, wenn man es anders gewöhnt ist...

Wobei der  Araber in der Regel kein Pferd fur Anfänger ist, weil er recht sensibel ist,  und daher auf  Fehler, die  der Mensch macht, eher heftiger reagiert als manches andere Pferd.

Mein Pony war Araber-Mix und hat mich wirklich die ersten Jahre alle Nerven und Haare  gekostet, die ich hatte. Aber als wir dann auf einem Nenner waren, da waren wir ein Dreamteam. Araber haben Temperament, das darf man nicht unterschätzen, kam selbst bei meiner durch obwohl sie nur ein Mix war.. Auch sind sie sehr personenbezogen, somit nichts für Schulbetrieb der ständig wechselnde RB's. :-) Sie haben Feuer unter den Hufen und haben gutes Go nach vorne, aber wenn sie ausgelastet und gut gearbeitet sind, tolle Pferde :-) 

So pauschal kann man das nicht sagen. Araber haben evtl. gewisse Eigenheiten, aber das hat im Grunde ja jede Rasse. Kommt auch immer drauf an, wo u. wie sie leben, gehalten, gearbeitet werden.