Sind 2% jährliche Gehaltserhöhung nicht ein Muss um der Inflation entgegen zu wirken?
Hallo,
sind 2% (=angenommene Inflation) mehr Gehalt pro Jahr nicht sozusagen eine Pflichtübung damit das Gehalt real nicht sinkt?
Schon klar, in einem Mindestlohnjob wird das den Arbeitgeber nicht kümmern. Aber in einem Job der sozusagen mit dem allgemeinen Wirtschaftserfolg skaliert ist doch eigentlich klar, dass eine jährliche Erhöhung um x % bei x % Inflation und x % allgemeinem Wirtschaftswachstum nur fair wäre, oder?
Mir ist klar, dass das sehr vereinfacht, weil diese drei Faktoren ja nicht mit dem Faktor x % zusammenhängen und weil das ja allgemeine/durchschnittliche Werte sind und z. B. es ja nicht so sein muss, dass der Arbeitgeber x % mehr Wirtschaftswachstum erfahren hat nur weil das allgemein im Durchschnitt so ist.
Aber mal angenommen das wäre zufällig so, wie könnte ein Arbeitgeber moralisch rechtfertigen, nicht inflationsausgleichend das Gehalt anzupassen?
(Klar üblicherweise soll der Angestellte die Gehaltserhöhung durch mehr Leistung, mehr Erfahrung, erworbene Qualifikation, mehr Verantwortung oder so etwas rechtfertigen aber wenn er durch seine Arbeitsleistung dazu beigetragen hat, dass das Unternehmen mehr Gewinn gemacht hat dann ist doch als Grund ausreichend?)
7 Antworten
Zunächst einmal zu der gesetzlichen Lage. Ist in deinem Arbeitsvertrag nicht dazu geschrieben und Ihr habt keinen BR und keine Gewerkschaft kannst du nicht auf eine automatisierte Gehaltserhöhung einstellen.
Bei Gehaltserhöhung hat der Arbeitgeber dann auch mehr Sozialabgaben für dich zu bezahlen, du natürlich auch. Nur halt mal aus anderer Sicht, muss man sich das auch vor Augen führen.
Dann hast du das Wort moralisch mit Arbeitgeber verbunden.....Naja, gehe mal davon aus je größer das Unternehmen ist und umso mehr sinkt das mit der Moral. Denn die Oberen geben ungern etwas von Ihrer Dividende/Provision/ etc. ab.
Was für ein Einblick hast du in deiner Firma? Weisst du wie viel Andere verdienen? Wie kommst du selbst mit deinem Gehalt klar?
Um zum Ende zu kommen, kurz gesagt: Steht nichts im Vertrag, kein BR/Gewerkschaft, gibt es kein Automatismus, egal wie hoch der Gewinn der Firma ist.
Bei Gehaltserhöhung hat der Arbeitgeber dann auch mehr Sozialabgaben für dich zu bezahlen, du natürlich auch. Nur halt mal aus anderer Sicht, muss man sich das auch vor Augen führen.
Da hast du völlig Recht. Aus der Sicht wäre dann eher etwas fair wie: Das Gehalt nur so viel erhöhen, dass sich die Gesamtkosten für den Arbeitgeber um 2% erhöhen. Wäre ja auch schon mal was :D
Weisst du wie viel Andere verdienen?
Nein. Ich habe gewisse bruchstückhafte Einzelinformationen, aber letztlich könnte ich nur spekulieren. Auskunft aufgrund des neuen Gesetzes kann ich auch keine verlangen.
Was für ein Einblick hast du in deiner Firma?
Unsere Firma macht nach Aussagen einer für Finanzen verantwortlichen Person ungefähr 0 Gewinn und Verlust. Was in diesem Kontext bedeutet: Es kommt enorm viel Geld rein, denn Einnahmen erwirtschaften nur eine handvoll Personen. Hingegen sind meine direkten Kollegen und ich derzeit nur Kostenstellen, die vielleicht in einem Jahr mal anfangen ernsthaft für Einnahmen zu sorgen. Und von Profitabilität reden wir dann eher noch nicht. Das ist ein Langzeit-Projekt.
Von daher ist meine Frage eher allgemein gemeint, nicht direkt auf mich bezogen, denn ich habe noch nie irgendwie Gewinn generiert oder überhaupt auch nur einen Euro eingebracht. Das kommt hoffentlich irgendwann mal. :)
Wie kommst du selbst mit deinem Gehalt klar?
Eigentlich gut, vielleicht sogar sehr gut. Danke der Nachfrage. Im Moment kann ich nicht klagen. Oder wenn dann nur auf sehr hohem Niveau. Wie gesagt diese Frage war tatsächlich nicht auf meine eigene derzeitige Situation bezogen.
Theoretisch ja, praktisch nein.
In der Dekade 2002 bis 2012 sind die Reallöhne um 23% gesunken.
Achte auf das Wörtchen Produktivität, danach werden die Löhne ausgehandelt.
Zudem wirkt der Inflationsausgleich nur sehr träge auf die Löhne.
Bis die nächste Lohnerhähung durch ist, sind die Preise längst erhöht.
Daraus ergibt sich, bei einer Produktitätssteigerung um 1%, einer Inflation von 2% und einer Lohnerhähung von 2% = real Minus 1%.
Greift dann noch die Politik ein, mit einer Agenda 2010 der SPD, öffnet sich die Lohnspirale nach unten, wie geschehen.
Ergebnis: mehr Arbeit führt zu mehr Armut.
Deine Lebenshaltungskosten sind Deine Privatangelegenheit.
Wenn Du kein BMW Geld hast, kannst auch keinen BMW kaufen.
Löhne und deren Entwicklung sind jedoch allgemein, da trennen sich dann die Geister.
Deine Lebenshaltungskosten sind Deine Privatangelegenheit.
Teilweise ganz sicher, da ich ja z. B. wenn ich zu hohe Mietkosten habe das möglicherweise selber beeinflussen kann, indem ich in eine günstigere (weil z. B. kleinere) Wohnung umziehe.
Aber wenn ich nicht mehr richtig arbeiten kann, weil ich vor Hunger nicht mehr klar denken kann, weil mir das Geld für Essen fehlt, weil das Gehalt nicht reicht, dann ist der Arbeitgeber irgendwie doch auch mit involviert.
Selbstvertsändlich, "denn Autos kaufen keine Autos" Henry Ford II.
Etwas aktueller "...breite Teilhabe der Bürger am wirtschaftlichen Erfolg, inclusive Wachstum....Erhöhung der Binnenkaufkraft" empfiehlt der IFW in seiner Analyse vom 15.05.2017, Deutschland.
Redkordgewinne in der Wirtschaft, aber Niedriglöhne für die Bevölkerung schafft keine Wohlstand, sondern Verarmung.
Lesen wir weiter: "Wenn wir mit Asien konkurrieren, werden wir verarmen" Ex-Vortstandschef der Porsche AG.
Und was sehen wir?
Richtig, zunehmende Verarmung.
Nö - kein Muß, zumal die Inflation derzeit niedriger ist, sonst hätten wir nicht die Nullzinspolitik der EZB
Und die "Rechtfertigung" der Arbeitgeber? Ist ihr Gewinn auch um 2 % gestiegen?
Interessant ist immer: an einem Plus wollen immer alle teilhaben, aber wenn es abwärts geht, sollen diese Lasten gefälligst andere tragen ;-)
Und die "Rechtfertigung" der Arbeitgeber? Ist ihr Gewinn auch um 2 % gestiegen?
Das hatte ich jetzt beispielhaft so angenommen, ja. Denn sonst würde es wie du andeutest keine faire Sache sein, stimmt schon. (Dass das in der Realität wahrscheinlich meistens nicht der Fall ist, ist mir klar.)
Theoretisch ja. Aber unserer "wir geben allen etwas" Politik ist es zu verdanken, das sich das nicht mehr ausgeht. So wird unser Vermögen im Laufe der Jahre immer weniger wert.
Ja, das ist auch der Grund, warum die Reallöhne immer weiter sinken und die jungen Generationen schleichend verarmen.
Nun ja, zum Glück ist es ja so: Ist das Einkommen höher als die Lebenshaltungskosten bzw. die Ausgaben, dann benötigt man weniger als x % mehr Gehalt um x % Inflation auszugleichen. (Was ich der Einfachheit halber bei meiner Frage ignoriert habe.)