Shogun und Kaiser

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Es gab unterschiedliche Perioden in der japanischen Geschichte

Tenno: Zunächst war der Tenno, der damals in Heian-kyo (dem heutigen Kyoto) nach chinesischem Vorbild regierte, der oberste und uneingeschränkte Herrscher. Er hatte einen aufwändigen Hofstaat und während der so genannten Heian-Zeit entstanden viele wichtige kulturelle Werke.

Niedergang des Tenno; Die Beamten an Hofe bekamen mehr Einfluss, es gab Intrigen, Verschwörungen und Absprachen. Dem Tenno entglitt die politische Macht.

Aufstieg der Fürsten: Die lokalen Fürsten (Daimyo) machten sich zunehmend unabhängig vom Hof in Kyoto und kochten ihr eigenes Süppchen. Schließlich begannen sie, die angelegenheiten unter sich zu regeln.

Shogun: Ursprünglich nur ein militärischer Titel der auf Zeit verliehen wurde, gelang es dem damaligen Shogun Minamoto Yoritomo durch Druck auf das geschwächte Kaiserhaus, den Titel dauerhaft zu erhalten und vererben zu können.

Bakufu: Es wurde ine Militärregierung (bakufu) eingerichtet. Die Zeit des so genannten Kamakura-Shogunats brach an, benannt nach dem Verwaltungssitz.

Es folgte das Ashikaga-Shogunat. In dieser Periode passierte aber etwas ähnliche wie zuvor beim Tenno: Die Zentralregierung des Bakufu hatte bald keine Macht mehr über die lokalen Fürsten (Daimyo)

Sengoku-Periode: Da der Tenno nichts mehr zu sagen hatte und auch das Shogunat keine Kontrolle mehr hatte, brachen Konflikte unter den Fürsten aus.

Samurai-Heere kämpften überall, die Daimyo kämpften um macht und Einfluss. Diese Periode wird "Sengoku-jidai" die Zeit der kämpfenden Reiche, genannt.

Den Hof des Tenno gab es weiterhin, politisch war er jedoch unbedeutend.

Tokugawa Shogunat: Nach den zahlreichen Kämpfen gelang es drei Shogun hintereinander Oda Nobunaga, Toyotomi Hideyoshi, und Tokugawa Ieyasu das Land unter die Kontrolle zu bekommen.

Nach der Schlacht von Sekigahara um 1600 irgendwas war ganz Japan unter einem einzigen Shogun geeint

Das Tokugawa-Shogunat verlegte den Regierungssitz nach dem damals völlig unbedeutenden Edo (dem heutigen Tokyo), auch um den ganzen Intrigen und Komplotten am Kaiserhof zu entgehen.

Mit festen Regen zu den Ständen (Samurai, Händler, Handwerker usw.) und harten Gesetzen wurde das Land friedlich gehalten.

Erst in dieser Zeit entstand übrigens quasi nachträglich die Glorifizierung der Samurai

Aufgrund des neuen Regierungssitzes wird diese Periode auch Edo-Zeit genannt.

Schwarze Schiffe: Das Tokugawa-Shogunat schnitt Japan völlig von der Außenwelt ab. Bis auf eine kleine niederländische Gruppe nahe Nagasaki wurden alle Ausländer getötet oder ausgewiesen.

Erst als die "Schwarzen Schiffe" unter Admiral Perry eintrafen, wurde Japan für die Außenwelt quasi zwangsgeöffnet.

Es gab dann noch einige Versuche das Shogunat zu erhalten. Diese Kämpfe blieben jedoch erfolglos, der Tenno übernahm wieder die Macht - und wie Modernisierung Japans begann und die Meiji-Periode brach an.

Soweit ein kleiner Crash-Kurs zum Shogunat - Einzelheiten wie die Mönchsarmeen der Klöster oder die "Herrschaft abgedankter Kaiser" habe ich an dieser Stelle ausgeklammert.

myouken  10.07.2014, 08:32

Eine wirklich ausgezeichnete, ja fast perfekte Darstellung zum Thema Shogun-Kaiser! Nur, zwei Punkte sind aus meiner Sicht noch ergänzungsbedürftig: 1. ODA Nobunaga und TOYOTOMI Hideyosi trugen nicht den Amtstitel "Shogun", auch wenn die beiden zugegebenermaßen über die Macht verfügten, wie sie sonst nur zu einem Shogun gehört hätte. 2. Die Schlacht von Sekigahara fand exakt im Jahr 1600 statt. Drei Jahre später wurde dann das Tokugawa-Shogunat gegründet.

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Enzylexikon  10.07.2014, 13:30
@myouken

Vielen Dank für die Ergänzungen.

Bezüglich der Schlacht von Sekigahara war ich mir nicht sicher, eben aufgrund der zeitlichen Nähe zum Beginn des Tokugawa-Shogunats. Jahreszahlen waren noch nie meine Stärke. ;-)

Somit nochmals danke für die sinnvolle Ergänzungen.

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Enzylexikon  30.07.2014, 20:21

Vielen Dank für den Stern. :-)

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Der Shogun ist eigentlich ein General, also der Führer einer bewaffneten Truppe. Es gab immer wieder Zeiten, vor allem während und nach Bürgerkriegen, in denen einzelne Heerführer die faktische Macht in ganz Japan hatten, während der offizielle Tenno nur noch repräsentative Aufgaben hatte, vergleichbar mit einer Militärdiktatur, die offiziell einem im Grunde machtlosen König dient wie zum Beispiel Spanien während der Franco-Diktatur. Diese Zeiten heißen heute "Shogunate", von denen es mindestens drei in Japan gab: Das Kamakura-Shogunat, das Muromachi-Shogunat und das, auf das sich die meisten Samurai-Filme beziehen, das Togukawa-Shogunat (oder die Edo-Zeit).

Der Kaiser ist das geistliche Oberhaut sowas wie bei uns der papst

Während der Sengoku Periode war der Shogun die eigentliche Macht im Lande. Der Kaiser hatte nur eine formelle, räpresentative Rolle, jedoch war er faktisch machtlos.
PS: das Strategiespiel ist nur zu empfehlen, vorallem der zweite Teil.
Liebe Grüße

Das ist ein bissel kompliziert und nicht pauschal zu beantworten. Kaiser waren als göttliche Abkommen zwar im Prinzip die oberste Instanz, wurden aber oft von ihren Ratgebern gelenkt, von einem oder mehreren Provinzfürsten oder gar einem Shogun. Letzterer war oberster Kriegsherr und hatte die wirtschaftliche und militärische Macht, solange sich nicht andere gegen ihn verschworen. Und das passierte andauernd.

Ist das Spiel zu empfehlen, wollte es mirmal holen :)

Woodlox 
Fragesteller
 09.07.2014, 08:22

Also mir hat es Spaß gemacht. Man bekommt dann ein paar Einblicke in die Japanische entwicklung. Was ich noch dazu empfehlen kann ist, dass DLC Fall of the samurai. Das ist dann wie im "The last Samurai". Die Moderne zeit gegen die alte Kriegsführung. Man hat dar sehr viele Stunden Spaß. Und weil gerade Summer Sale ist, wirst du es günstig bekommen.

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