Selbstverteidigungskurs sinnvoll?

4 Antworten

Einzelne SV-Kurse sehe ich eher kritisch, da sie den Teilnehmern unter Umständen ein gefährliches Gefühl der Scheinsicherheit vermitteln.

Niemand lernt in ein paar Wochenendkursen wirklich, sich realistisch zu verteidigen, denn der Stress im Ernstfall ist etwas anderes als das Training.

In einem guten Kurs wird eher erklärt, wie man potentiell gefährliche Situationen im Voraus erkennt und meidet, oder Selbstbehauptung durch richtiges Auftreten.

Nicht umsonst trainieren Kampfkünstler und auch -Sportler ihr ganzes Leben lang - dabei geht es nämlich nicht allein um Philosophie und östliche Weisheit.

Bis sich Bewegungsabläufe ins "muscle memory" gefunden haben, so dass sie nahezu automatisch, ohne willentliche Anstrengung, ausgeführt werden, dauert es.

So etwas kann man nicht in einem einfachen Kurs erlernen.

Leider vermuten das viele Besucher solcher Kurse - zumal Anbieter sogar damit werben - und das führt zu eingangs genannter Scheinsicherheit.

Was meine ich damit?

Die Person bildet sich eine Verteidigungsfähigkeit ein, über die sie überhaupt nicht verfügt, ist aber risikofreudiger als zuvor, da sie sich nun "geschützt" fühlt.

So etwas kann - im wahrsten Sinne des Wortes - böse ins Auge gehen.

Ich würde eher zu einem andauernden Training einer Disziplin raten, mit der man selbst etwas anfangen kann, als auf die Inhalte eines SV-Kurses zu vertrauen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit 40 Jahren Training des Aikido.
Shiranam  06.12.2019, 22:02

100% Zustimmung!

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ThisIsJustMeHH  07.12.2019, 12:12

Mal wieder eine schöne Antwort die den Kern trifft.

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Diejenigen Kurse, die ich empfehlen kann, dienen in erster Hinsicht einem Einstieg in die Thematik.

Denn wie soll man schliesslich herausfinden, ob man einen längerdauernden Kurs besuchen will? Man kann auch nur so herausfinden, ob man eine innere Abneigung gegen Zuschlagen und anderen Menschen mit beliebigen Instrumenten Schmerz zuzufügen hat. Schliesslich gibt es Menschen mit einer Schlaghemmung und es ist nicht jedermanns Sache, selbst einem Angreifer den Autoschlüssel in die Rippen zu stossen.

In solchen Kursen lernt man jedoch keine unmittelbare Handlungskompetenz in Gefahrensituationen. Das wäre sogar gefährlich, wenn man sich in falscher Sicherheit wiegt, denn es kann vorkommen, dass mit falschen Handlungen die Gewalt noch eskaliert.

Will man aus Gründen der Selbstverteidigung was lernen, sollte man es auch konsequent und über längere Zeit tun bis eine verlässliche Kompetenzstufe erreicht ist. Dabei spielt es nahezu keine Rolle, welche Diszplin man lernt.

Woher ich das weiß:Hobby – betreibe seit bald 30 Jahren Aikido; 4. Dan-Grad

Ein Bekannter von mir hat 2 schwarze Gürtel und ich fragte ihn mal, wie viele Normalos er gleichzeitig platt machen würde.
Er sagte mir, 2 gehen immer, bei 3 wird es schon schwierig und gegen 4 hätte er keine Chance.

Ich weiss aber nicht ob das stimmt.

Thirteeen  06.12.2019, 21:55

Es ist eben ein Unterschied, ob er gegen geübte Kämpfer antritt, die er eventuell gut einschätzen kann und auch, welche Techniken sie anwenden könnten je nach Situation, oder ob er ein paar "Normalos" gegenüber steht, die völlig irrational und unberechenbar reagieren.

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ThisIsJustMeHH  07.12.2019, 12:15
@Thirteeen

Ah ja der Berühmte Sparrings Moment wenn ein Anfänger etwas unglaublich dummes tut und du vor lauter "das hat er gerade nicht wirklich ich könnte denn voll abschießen" nicht hinlangst und dir noch während du verblüfft mit offenem Mund da stehst eine fängst.

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Kann auf jeden Fall nicht schaden! Du lernst dort - hoffe ich - auch, wie man sich Hilfe holt: Indem man andere laut auf sich aufmerksam macht. Dann lassen bestimmt schon einige meiner Peiniger von mir ab. Ein gutes Selbstbewusstsein kann auch nicht schaden. Und wie man solcherlei Vorfälle schon vorher entschärfen kann, sollte man auch zu wissen bekommen: Provozieren ist da nicht angesagt.