Schwer gestörtes Verhältnis zu Eltern und Leeregefühl, was machen?
Hallo zusammen,
gleich vorweg, der folgende Text wird etwas länger da meine Situation schwer zu beschreiben ist.
Es würde mir jedoch sehr helfen, wenn sich der ein oder andere die Zeit nimmt und vlt. einen Rat hat.
Ich bin 24, männlich, wohne noch zuhause (mit Eltern und einer jüngeren Schwester), will jedoch in einem Jahr mit Ende meines Studiums ausziehen (wohin: je nachdem wo ich dann einen Job finde).
Schon seit vielen Jahren ist das Verhältnis zwischen meinen Eltern sehr schlecht, es gibt nur noch Streit, gemeinsam wird nichts mehr unternommen. Besonders mein Vater hat wirklich fast durchgehend schlechte Laune, doch auch meine Mutter schimpft wegen jeder Kleinigkeit. Zu Familientreffen, an Weihnachten o.Ä. kommt mein Vater auch nicht mehr mit/ist nicht mehr dabei. Ich selbst bekomme von der schlechten Laune auch mehr als genug ab und das eigentlich jeden Tag die letzten Jahre. Dabei fallen auch oft wirklich derbe Kommentare und Sprüche, ich fühle mich da in etwa wie ein Mülleimer.
Um beiden möglichst wenig Anlass zu geben zu schimpfen, mach ich im Haushalt in den letzten Jahren wirklich viel, also jeden Tag einkaufen, durchsaugen, Müll rausbringen, Wasser holen, Rasen mähen, meistens Mittagessen kochen usw. Zum Teil auch weil beide das einfach nicht mehr machen und ich die Aufgaben dadurch übernehmen "muss". Beispiel für schlechte Laune: Wenn ich einmal aus irgendeinem Grund vormittags nicht gesaugt habe und meine Mutter mittags heimkommt kann ich mir anhören wie dreckig es ist und dass sie das jetzt machen muss obwohl sie gerade erst aus der Arbeit kommt. Gleichzeitig bin ich für jede Elternseite eine Art Ersatz, mein Vater erzählt mir sehr viel über seine Arbeit und zeigt mir alles mögliche technische im Haus "falls er mal nicht da ist". Meine Mutter fragt oft ob ich mit ihr und meiner Schwester in Urlaub fahren will weil mein Vater so etwas nicht macht.
Über die Jahre ist das Schimpfen, Streiten und schlechte Laune immer schlimmer geworden und ich merke, dass ich darauf richtig "allergisch" reagiere. Als die Mutter von meinem besten Freund einmal ihren Mann etwas geschimpft hat und die Situation ganz leicht angespannt war (andere würden dazu aber normal sagen), hat sich in mir etwas richtig zusammengezogen.
Ich will/kann dieses ständige, jahrelange Schimpfen, Streiten und schlechte Laune einfach nicht mehr. Vor Weihnachten, Geburtstagen (meinen würde ich am liebsten als ganz normalen Tag handhaben und möglichst den ganzen Tag in der Uni sein), Familientreffen usw. graut es mich einfach nur. Ich habe einfach keine "Lust" auf sowas. Mein typischer Tag ist eigentlich nur ein dahinvegetieren, ich mach iwas am Handy und Haushalt und etwas Uni, jeden tag aufs Neue. Ich habe einfach keine Freude mehr, fühle mich einfach leer und antriebslos und bin wsl. auf Sinnsuche, wozu das alles gut ist. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal wirklich glücklich war.
Ich merke selber, dass ich mich immer mehr zurückziehe und z.B. beim Spazierengehen auf dem Feld schaue, möglichst wenig Menschen zu begegnen. Auf Familientreffen habe ich keine Lust mehr. Mit meinen Eltern (vor allem meinem Vater) rede ich nur noch sehr wenig, da ich das einfach nicht mehr will.
So jetzt reicht es aber, dass ist grob beschrieben meine Situation.
Ich weiß einfach nicht, was ich machen soll um das alles zu ändern. Wenn ich ausziehe, "befürchte" ich keinerlei Kontakt mehr mit meiner Familie haben zu wollen und irgendwo alleine zu wohnen, was das ganze wsl. nicht besser machen würde. Ich finde es "schade" (mir fällt kein besseres Wort ein), dass ich nicht den Rückzugsort Familie habe wie ihn eigentlich alle haben die ich kenne und die gerne nach Hause kommen.
Ich bin über jeden Ratschlag dankbar, vlt. war/ist ja auch jemand in einer ähnlichen Situation.
Vielen Dank und viele Grüße
1 Antwort
Hallo
Erstmal es tut mir Leid für deine Situation. Es ist sehr belastend im Kopf immer angespannt zu sein und du musst es unbedingt los werden.
Hast du eventuell Hobby was du gern machst und auch dabei abschaltest? Für mich war es reiten und Stall. Oder Bücher lesen.
Ich würde an deiner Stelle alles reduzieren. Helfen ja, aber alles übernehmen kannst du nicht. Kommunizieren dass du z.b. an 3-4 Tagen gern helfen wirst, an anderen Tagen aber was für Studium machst. Sag du hast viel mehr jetzt zu tun.
Sollten Sie meckern, lass sie. Anders funktioniert es leider nicht. Ganze Situation ist eingefahren, also an deren Stelle warum soll sich was ändern wenn es auch so gut funktioniert.
Sie müssen aus Ihrer Komfortzone raus, damit dir mental besser geht.
Bitte übernimm dich nicht. Du bist kein Elternteil, du bist ein Kind. Du brauchst mentale Erholung. Und das dringend. Eventuell überlege bitte wegen professionell Hilfe und wende dich erstmal an deinen Hausarzt, er gibt dir ggf. Eine Überweisung. Die Profis helfen dir deine Gedanken zu ordnen und zur Ruhe zu kommen.
Kinder bekommt man für sich und nicht damit die irgendwas daheim machen müssen. Helfen ja, aber nicht alles schmeißen.
Dazu kann ich mich irgendwie noch nicht durchringen. Vlt weil es einfach nicht meine Art ist andere "im Stich zu lassen". Unser Hund hält mich auch noch davon ab da ich ihn in der Situation auch nicht alleine lassen will.
Ja das ist hart.. aber wäre nicht Option vielleicht dann in die Nähe zu ziehen und dann zwischen durch um Hund zu kümmern?
Bringt niemanden was, wenn du früher als in 1 Jahr durchbrennst, oder depressiv wirst. Denk bitte wirklich darüber nach und schau dich im Internet um
Findest du was passendes, perfekt, ansonsten schaust du weiter
Hallo
vielen Dank für deine Antwort und dass du dir die Zeit genommen hast meinen langen Text zu lesen.
Ich mache grundsätzlich sehr gerne Sport, nur ist das Problem, dass ich währenddessen vlt kurz abschalten kann, aber sobald ich wieder daheim bin, bin ich wieder in dieser "Hölle" und es fühlt sich an als wäre ich nie weg gewesen.
Weniger Aufgaben zu übernehmen habe ich schon versucht, aber alles was ich nicht mache kann zu erneutem Stress und Schimpfen führen und das halte ich einfach nicht mehr aus. Jede Aufgabe die ich übernehme reduziert dieses Risiko, einmal stumpf gesagt. Ich weiß, dass das keine Lösung ist, aber ich weiß nicht, was ich sonst machen soll.
Ich hoffe irgendwie einfach, dass sich irgendwann eine Lösung für diese ganze Situation findet, auch wenn ich eigentlich weiß, dass das nicht passieren wird.
Ich glaube ich bin zusätzlich auch einfach extrem traurig, dass ich nicht den Rückzugsort Familie habe, wo man gut aufgehoben ist. Ein Bekannter meinte vor kurzem (in einem ganz anderen Zusammenhang), dass Familie einfach so schön ist und wie schrecklich es wäre, wenn sie auf einmal weg wäre. Sowas tut einem innerlich einfach extrem weh.
Aber noch einmal vielen Dank für deine Antwort:)