"Religion ist eine Krücke für schlechte Staatsverfassungen?"~Arthur Schopenhauer?

3 Antworten

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Immer dann, wenn es den Menschen schlecht(er) geht, greifen sie stärker zu Religionen. Sie suchen dann den Halt, den ihnen der Staat (also die profane Politik) nicht mehr geben kann.

Beispielhaft findest du das auch im "Rechtsruck"; in den USA, aber auch hier hin Deutschland: Die Leute suchen Halt. Doch die Politik kann ihnen diesen Halt immer weniger geben. Also driften sie nach rechts, dorthin, wo man sich "Vertrautes" und "Sicheres" erhofft.

Dummerweise - und das meint Schopenhauer - löst das aber das Problem nicht. Deshalb ist es nur eine Krücke.

Im Kleinen hast du das vielleicht auch schon erlebt, wenn es dir schon mal so richtig dreckig ging: Dann hast du plötzlich angefangen, zum (vermutlich christlichen) Gott zu beten und um Erlösung aus der Situation zu bitten: "Lieber Gott, mach, dass das aufhört!", oder so. Auch hier gilt dasselbe: Es verschafft dir ein bisschen Erleichterung, Gott um Hilfe zu bitten, doch es löst dein Problem nicht wirklich.

Bodesurry  19.01.2021, 08:21

...und ob Gott Probleme löst. Wenn nichts geschieht, dann betet jemand nicht mit wirklichem Glauben oder stellt sich das Gebet als Geldstück in einem Selbstbedienungsautomaten vor. Ich hatte schon genug übernatürliche Erlebnisse nach Gebeten um nicht daran zu glauben.

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Schopenhauer sagte auch:

Es ist wirklich unglaublich, wie nichtssagend und bedeutungsleer, von außen gesehen, und wie dumpf und besinnungslos, von innen empfunden, das Leben der allermeisten Menschen dahinfließt. Es ist ein mattes Sehnen und Quälen, ein träumerisches Taumeln durch die vier Lebenalter hindurch zum Tode, unter Begleitung einer Reihe trivialer Gedanken.

Ich würde da sagen, Überheblichkeit ist keine Tugend.

Immerhin sagt er, dass die Religion eine Hilfe ist. Viele ältere Menschen wären heute ohne Rollatoren - als heutiges Gegenstück zur damaligen Krücke - aufgeschmissen. Man bleibt beweglich und hat viele Freiheiten.

Schopenhauer kann gut beanstanden, er müsste aber auch sagen, was die Religion als Hilfe ersetzen könnte.

Dann überleg Dir mal, wann und wie Religionen - also der Glaube - entstanden sind seinerzeit. Da gab es noch keine Politik, wie wir sie kennen.