Psychologen nötig? Kann ein Psychologe das Jugendamt einschalten?
hey. Also ich weiß nicht wie ich anfangen soll.
ich glaube ich brauche einen Therapeuten. Alles fing damit an, als meine älteste Schwester von meinem Papa misshandelt wurde (der Grund ist glaube ich in dem Fall egal). Und ich habe alle mitbekommen. z.B wurde sie von ihm gewürgt oder in meinem jetzigen Zimmer ( auf der Stelle wo mein Teppich ist) auf die Knie gezwungen und wurde mit einem Gürtel gepeitscht.
es gibt so viel mehr... Ich habe so viele Fragen und finde keine Antworten. Ich sehe immer noch diese Bilder in meinem Kopf. Ich war zum Zeitpunkt 11 als das passiert ist und jetzt bin ich 15. Ich höre ihr schreien und das weinen. Ich weine mich jede Nacht in den Schlaf. Ich muss immer daran denken. Überall wo ich bin oder egal was ich gerade mache. In der schule, bei Freunden. Ich muss jede Nacht, wirklich jede Nacht weinen und darüber nachdenken. Ich kann nicht sagen wie ich mich fühle. Ich bin irgendwie traumatisiert...
meine große Schwester hat meinem Papa vergeben und ist darüber hinweg...
ich kann es einfach nicht vergessen. Ich sehe alles und desto mehr ich daran denke, desto mehr Angst kriege ich und desto besser kann ich mich an alles erinnern.
Ich kann mit niemandem darüber reden, weil es ein sensibles Thema ist.
Meine Frage wäre also, ob ich irgendwie zum Therapeuten muss.
Und wenn ich zum Therapeuten gehe, wird der Therapeut irgendwem Irgendwas sagen?
Ich will nicht, dass das Jugendamt eingeschaltet wird.
ich habe deswegen Angst und will mich deswegen nicht an einen Therapeuten wenden.
Ich bitte um dringenden Rat.
4 Antworten
Guten Tag,
Bitte ruf bei der Seelsorgen Nummer an die rufen niemanden wenn du es nicht willst. Ausser irgendwer schwebt in Lebensgefahr.
Ein Gespräch dort tut immer gut, es ist immer mal wieder gut mit anderen zu reden die man nicht kennt. Lg und eine gute restliche Nacht 😉👍
Hallo Jeff
Du kannst traumatisiert sein. Und wie ich es hier virtuell höre, bist du es offensichtlich auch. Schau: man kann nicht nur durch an sich selbst begangene Gewalt traumatisiert sein, sondern auch durch die an anderen. Wenn man durch starke Gefühle mit ihnen verbunden ist und so mit ihnen leidet.
Denn dann fühlt sich das direkte Opfer hilflos und in der Hilflosigkeit zutiefs gedemütigt. Und wenn du dem Opfer helfen möchtest und nicht kannst, kann es dir ganz genauso ergehen. Denn Traumatisierung kommt aus dem Leiden an solcher tiefer Demütigung, wenn es keine Mittel mehr gibt, sie zu ertragen und der Organismus kurz vor dem Shut-Down ist. Vielleicht hast du manchmal sogar körperliche Schwäche gespürt? Oder Schwindel, wie nahe an einer Bewusstlosigkeit.
Dann kannst du zu 100 Prozent so traumatisiert sein wie sie selbst.
Ob du zu Therapeuten gehen willst, weiss ich nicht. Eine Pflicht dazu erlegt dir kein Gesetz auf, insofern wüsste ich kein Muss.
Ein Psychotherapeut hat eine Verschwiegenheitspflicht gegenüber allen Dingen, die bereits geschehen sind. Eine Offenbarungspflicht oder auch nur ein Recht hat er allenfalls bezüglich gewisser Straftaten, die geplant werden oder aktuell begangen werden. Dazu gehören solche wie Geldfälschung, sexueller oder anderer Missbrauch allerdings ohnehin nicht.
Wie Verschwiegenheitspflicht in der Realität beachtet wird, ist ein anderes, nicht so schönes, Thema. Aber deinen Therapeuten kennt hier vermutlich niemand.
Eine Garantie kann dir niemand geben.
Hast Du gerade geschrieben, dass Therapeuten in der gelebten Praxis ihrer Verschwiegenheit nicht nachkommen? Das ist ja schon ein heftiger Vorwurf, den Du da bringst, oder?!
Beantworte ich dir gerne: ein Vorwurf wäre die Äusserung aus einem Gefühl heraus. Die Mitteilung von Wissen ist kein Vorwurf.
... dann verlinke doch gerne mal die Urteile. Da ich nicht weiß was Du beruflich machst, ist das ja schwer einzubeziehen.
Hey Du!
Zunächst: Was ein Trauma ist und was nicht, ist schwierig abzugrenzen. So gibt es Menschen, die aus Konzentrationslagern kamen und keine Traumatisierung erlebt haben und für Andere ist das Übergehen einer roten Ampel ein Trauma. Deshalb können wir nicht beurteilen, was genau es bei Dir ist. Dazu bräuchtest Du einen Therapeuten.
Ich würde nicht sagen Du musst zu einem gehen, sondern Du kannst/ darfst. Das ist ja keine Pflichtveranstaltung, sondern ein Angebot. Der Therapeut/ die Therapeutin melden nur dann eine Kindeswohlgefährdung, wenn es konkrete Hinweise gibt, dass für Dich Gefahr besteht. Diese Hinweise müssen extrem konkret und beweisbar sein, sonst würde das Jugendamt nichts tun. Das heißt: ein Therapeut würde nicht einfach das Jugendamt einschalten - nur dann, wenn Du es mit verlangen würdest (z.B wenn Du Angst zu Hause hast oder Ähnliches)... Die eine Seite ist diese rechtliche Komponente, dass es stichhaltige Beweise bzw. Deine Aussage als Zeugin braucht - die andere Seite ist, dass ein Therapeut total die Vertrauensbasis zu Dir gefährden würde. Das machen die nicht so einfach.
Was kannst Du tun? idR gibt es an Schulen Schulpsychologen, Sozialarbeiter oder Vertrauenslehrer. Sprich die an, ob sie jmd. empfehlen, mit dem Du reden kannst.
Also wenn deine Familie wirklich so tut, als ob das alles nie passiert ist, dann lebt ihr alle in einer riesengroßen Lüge. Misshandelnde Schlägertypen verändern sich nicht.
Deine Erlebnisse belasten dich und dass es grundfalsch ist, so zu tun, als ob nie Derartiges passiert ist, weißt du auch.
Du hast sicher deinen Kinder/Jugendarzt, mit dem du reden solltest und das bitte in aller Klarheit. Anders kann dir nämlich nicht geholfen werden.
Und deine Schwester sollte gleich mitgehen. Sonst sucht sie sich später einen Schläger zum Partner.
Ist ja auch schon länger her. Verleugnen tuen sie es auch nicht. Sie ist schon seit ein paar Jahren glücklich verheiratet.
vielen dank für die schnelle Rückantwort. Das ist jetzt schon länger her und alles ist wieder in Ordnung zwischen meiner familie . Das bedeutet niemand schwebt in Lebensgefahr.