Polizei, Krimi: warum wird nicht auf wegfahrende Autos geschossen?

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Hallo,

also wir hier in Bayern schießen - wenns hoch kommt - 80-100 Schuss Munition im Jahr als Training.

Geschossen wird ohne Stress auf der Schießbahn auf stationäre Ziele.

Mit Adrenalin, evtl nach mit einer Rauferei im Vorfeld bin ich mir sehr sicher, dass ich kein bewegliches Ziel treffen würde. Egal wie groß es ist... und ich gelte bei uns in der Abteilung als einer der besseren Schützen.

Hinzu kommt noch, dass unser "Material" wahrlich nicht das Beste ist. Unsere Handfeuerwaffe z.B. dürfte bis ca. 15-20 Meter einigermaßen genau sein, ab dann wirds rapide schlechter.

Lange Rede, kurzer Unsinn. Das Schießtraining und somit die Schießskills der meisten Kollegen (mich eingeschlossen) ist nicht dafür ausgelegt, Reifen eines fahrenden Fahrzeugs zu treffen. Sicherlich könnte man das Trainieren... aber wir müssen uns zudem im Ausländerrecht fortbilden, die Änderungen im Strafgesetz verstehen, Weiterbildungen zum Thema Schwerverkehr und Zweikrafträdern besuchen, die neuen Verordnungen zum Waffenrecht lernen, Erste-Hilfe-Kurse besuchen, etc. pp.

Ganz nebenbei soll auch mal jemanden Streife fahren oder Einsätze abarbeiten - aja und der Papierkram will auch erledigt werden...

Und selbst wenn wir jetzt alle freiwillig anstatt 40 Wochenarbeitsstunden 50 arbeiten, um 10 Stunden Schießtraining zu absolvieren, würden und die Trainingsmöglichkeiten und Ausbilder fehlen.

Ergebnis: Es gibt sicherlich Kollegen, die sich zutrauen, auf ein fahrendes Auto zu schießen und die dann auch treffen. Der überwiegende Anteil davon dürfte in Spezialtruppen wie dem SEK sein. Für den "Wald und Wiesen Polizisten" ist das nicht machbar.

Soweit zu den Skills.

Rechtlich: Ich darf nur dann auf ein Auto schießen, wenn ich rechtlich in dieser Situation auch auf einen Menschen schießen dürfte. Die rechtlichen Voraussetzungen dafür sind - zu Recht - sehr streng, was die potentiellen Situationen extrem einschränkt.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Ein sich bewegendes kleines Ziel wie einen Reifen zu treffen ist jetzt nicht unbedingt einfach. Und wenn man den Reifen doch getroffen hat bleibt die Karre trotzdem nicht stehen, der Reifen explodiert auch nicht einfach, sondern er verliert nur langsam Luft. Dauert also bis es sich auswirken würde.

Neben dem technischen müssen für sowas auch rechtliche Voraussetzungen erfüllt sein. Bloßes wegfahren vor der Polizei rechtfertigt den Einsatz von Schusswaffen bei weitem nicht. Darüberhinaus muss auch eine Gefährdung von unbeteiligten Dritten möglichst ausgeschlossen sein - wird bei der Aktion im Regelfall auch schwierig.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Das funktioniert nur im Film. In der Realität reicht eine Kugel (oder auch mehrere) nicht aus, einen Reifen zum Platzen zu bringen, da das Gummi nur minimal durchlöchert wird. Wer sein Handwerk gelernt hat, schießt durch die Felge in den Reifen, denn dieses Loch hat definitiv 9mm.

Ferner ist zu bedenken, dass ein Auto mit zerschossenen Reifen schwer zu steuern ist und daher Unbeteiligte in Mitleidenschaft gezogen werden könnten.

Weils sau gefährlich ist. Da feuert man ein Projektil ab, das 2 km weiter noch jemanden satt umbrigen kann.

Zudem, weil man sowiso beim Fahrzeug nichts nenneswert trifft, was dessen Fahrt verhindert - außer den Fahrer vielleicht und am schluss stirbt der mit Fuß auf dem Gas und brettert noch in jemanden rein.......

Und nein, man trifft keinen Reifen bei einem fahrenden Fahrzeug, es sei denn man ist 2 Meter entfernt und auf gleicher Höhe. Das würde nichtmal ein SEK Mann hinbekommen, und der über 100 mal mehr als jeder normale Streifenpozelant.

Und delbst wenn man einen Reifen treffen würde, dann fährt der noch 2 km weiter, bis die Luft raus ist und dann halt ohne Luft - nein, das ist nicht so wie in dem Spielfilmen, man merkt zunächst kaum, dass ein Reifen getroffen ist.

Und weil das kein Spiel ist sondern gefährlich und bitterer Ernst, schießt man so gut wie nie auf ein fahrendes Fahrzeug und wenn, auf den Fahrzeugführer, nicht auf den Reifen.

Polizisten sind keine Sportschützen. Ein Polizist wird durch die Tatsache, dass er eine Dienstwaffe trägt, nicht zum guten Schützen. Das Trainingspensum ist selten mehr als 50 Schuss im Monat mit seiner Primärwaffe. Zum Vergleich: ich verbrauche etwa 6000 Schuss im Jahr, allein im Kaliber 9x19.