Pflegefamilie, Wohngruppe…?
Hallo Leute, ich bin 14 Jahre alt und möchte gern aus meiner Familie raus. Es hört sich vielleicht am Anfang ein bisschen brutal an, aber es wär wirklich eine Erleichterung für mich.
Ich wohne aktuell noch bei meinen Großeltern mit meinem Vater in einem Haus. Ich bin etwa vor sieben Jahren nach Deutschland gekommen mit meinem Vater, weil meine Mutter und mein Vater sich scheiden ließen und er das Sorgerecht bekommen hat. Ich hatte keine leichte und schöne Kindheit, aber als ich nach Deutschland gekommen bin, war es zum Glück wieder besser.
Als ich älter wurde, habe ich gemerkt, dass mein Vater nicht sehr interessiert an mir war. Er schenkte mir keine Liebe oder Zuneigung. Ich hab es auch sehr oft versucht, mit meinem Vater darüber zu reden, doch der streitet es immer ab und sagt, ich wäre einfach nur zu jung um das zu verstehen. Jedes Mal, wenn ich auf meinen Vater eingehe und versuche mit ihm zu reden, erwidert er das aber nicht und geht auch mit mir kein Gespräch ein.
Ich kann mein Vater schon sehr verstehen, aber ihr müsst wissen seit der Sache, was mit meiner Mutter und ihm passiert ist, ist er halt sehr lustlos am Leben geworden und zeigt halt keine Liebe mehr, da meine Mutter ihn sehr ausgenutzt hat dafür und ich weiß halt nicht, was ich machen soll. Weil würde ich ihm vorschlagen, dass er eine Therapie oder sowas machen würde, würde er mich für verrückt halten. Mein Vater ist halt einfach nicht wie fast jeder Vater zum Beispiel er geht nicht gerne mit mir raus oder macht mal vielleicht ein Spieleabend mit mir oder verbringt gerne Zeit mit mir nein sowas mag er überhaupt nicht. Und was mir halt auch fehlt, ist diese Mutterliebe, weil mein Vater möchte halt einfach keine Frau mehr haben, weil er Angst hat, dass er wieder verarscht wird. Und irgendwie kann ich ihn ja schon verstehen, aber ich bin halt ein Mädchen und ich würde gern manchmal über Sachen reden, die man halt einfach nicht mit seinem Vater reden möchte und mit meiner Oma geht es halt auch nicht weil sie versteht es halt manchmal nicht. ( sie ist halt schon sehr alt). Und manchmal Streite ich mich sehr krass mit meinen Großeltern oder mit meinem Vater, weil sie mich einfach nicht verstehen oder mir nicht zuhören .Mit Großeltern unter einem Dach zu leben, ist gar nicht mal so einfach, wie viele denken (und mein Vater möchte nicht umziehen, er sagt immer ich soll einfach ruhig sein, wenn ich mit meinen Großeltern Streit habe, weil er unbedingt im Haus bleiben will). Und wenn ich halt mal draußen bin und so Väter/Mütter sehe, die mit ihren Kinder auch was unternehmen, tut mir das im Herz schon sehr weh. Ich Krieg halt einfach nicht diese Mutter/Vater Liebe, die halt die meisten Kinder kriegen.
Ich weiß, es hört sich nicht so dramatisch an, aber ich kann es einfach nicht so gut beschreiben, wie es so bei uns abläuft.
Könnte mir trotzdem jemand weiter helfen? Weil ich weiß wirklich nicht mehr weiter?
2 Antworten
Liebe Lena,
ich kann verstehen, dass dein Leben nicht einfach ist, aber ich gebe Dir einen Rat, der Dir vielleicht hilft. Wenn man sich mit anderen Menschen, die scheinbar glücklicher sind, vergleicht, geht es einem stets schlechter. Ich ,ebenfalls
weiblich ,bin bei meinem Vater aufgewachsen und es war auch nicht gerade einfach, weil ich mit ihm über viele Dinge nicht reden konnte und er mir auch keine Anerkennung zeigen konnte.
Es war immer anders als in anderen Familien und ich musste früh lernen selbstständig zu werden und auch viel mehr im Haushalt helfen. Manchmal war ich auch traurig, weil ich meine Mutter so gut wie nie sah.
Die schönsten Momente hatte ich mit Freundinnen und ich bemerkte, dass diese auch nicht immer mit ihren Eltern über Probleme reden konnten. Oft hatten sie auch ihre Probleme, gerade in der Jugend ist es oft so, dass die Eltern die Jugendlichen nicht mehr so verstehen. Das liegt auch am Ablöseprozess.
In einer Wohngruppe oder Pflegefamilie ist es anders. Es ist ein langer Prozess bis Du dort unterkommst. Du wendest Dich dann ans Jugendamt und schilderst deine Situation und warum Du nicht mehr zu Hause wohnen möchtest.
Fraglich ist, ob Du dort Geborgenheit, Verständnis und Liebe findest, jedenfalls soviel wie Du dort erwartest. Da trennt sich die Spreu vom Weizen. Falls das Amt Dir die Unterbringung bewilligen würde, würdest Du dort 6 Wochen Probewohnen und kannst dann entscheiden. Plätze sind aber rar gesät und meist nehmen sie die Jugendlichen oder Kinder aus den Familien , wo das Kinderwohl ernsthaft gefährdet ist. ( Gewalt, harte Fälle von Vernachlässigung, psychische Störungen.Mißbrauch. Verwahrlosung usw.)
Vielleicht findest Du doch einen Weg auf deinen Vater zu zugehen und mit ihm direkt über deine Wünsche zu sprechen. Vielleicht gibt es doch Möglichkeiten, dass er was mit Dir unternimmt. Hast Du noch Geschwister?
Wünsche Dir viel Kraft bei deinem weiteren Lebensweg.
Gib deiner Familie eine Chance, denn auf ihre Art geben sie vielleicht ihr Bestes...
Das tut mir sehr leid für Dich. Suche Dir noch andere Freunde in der Schule oder in Vereinen. Am besten würdet ihr alle, Deine ganze Familie, mal zusammen in eine Erziehungsberatungsstelle gehen, aber das wird Dein Vater wohl auch nicht wollen? Versuche Dich trotzdem gut mit Deinen Großeltern und ihm zu verstehen. Mit18 kannst Du ja auch ausziehen. So lange Du jetzt nicht geschlagen oder sexuell missbraucht wirst, würde ich an Deiner Stelle dort bleiben und nicht in eine Wohngruppe ziehen. Evtl. wäre ein Internat wie Schloss Varenholz auch eine gute Idee für Dich? Das kann auch ggf. vom Jugendamt bezahlt werden. Es tut mir sehr leid für Dich, dass Du nicht die Liebe bekommst, die Du brauchst. Das war bei mir auch so früher. Dein Vater hat wohl viele andere Probleme und kann Dir seine Liebe deshalb nicht so zeigen und die Großeltern kommen auch noch aus der Generation, in der man keine Gefühle zeigen konnte und wollte und dürfte. Du kannst auch die Telefonseelsorge anrufen, wenn es Dir nicht gut geht oder die Nummer gegen Kummer googeln.