Perfektionismus und Kritikunfähigkeit?
Liebe Community,
Ich gehe zurzeit in die 10. Klasse eines Gymnasium (G8), also in die Einführungsphase der Oberstufe. Mein Problem besteht hauptsächlich darin, dass ich "schlechte" Noten und Kritik (auch außerhalb der Schule) nicht bzw. nur schlecht akzeptieren kann. Diese "schlechten" Noten sind ca. 8 Punkte...
Mir ist bewusst, das ist meckern auf hohem Niveau, aber für mich ist es teilweise ein Weltuntergang, und so benehme ich mich dann auch, zum Leid meiner Familie...
Ich kann die Tränen nie zurückhalten und fange bei dem kleinsten Bisschen Kritik (oder eben etwas das mich ärgert) an zu weinen. Ich habe in diesen Phasen der "Selbstbemitleidung" das Gefühl, ich sei nicht schlau genug und steigere mich in dieses Gefühl auch immer weiter rein, bis es jemand schafft mich wieder auf den Boden zu bringen.
Meine Mitmenschen tun mir leid, wenn sie meine Krokodilstränen oder Beschwerden mal wieder ertragen müssen. Aber ich weiß einfach nicht wie ich aufhören kann, mir um Noten, Kritik o.ä. so viel Stress zu machen.
Ich weiß es gibt schon viele Menschen die dieses Problem beschrieben haben, aber die Antworten waren für mich nicht hilfreich. Genauso wie die Ratschläge meiner Freunde oder Familie, ich solle mich einfach entspannen und die Tränen unterdrücken, denn ich könne mich ja nicht beschweren, helfen eher weniger...
Liebe Grüße!
1 Antwort
Ich habe ein sehr ähnliches Problem. Ich bin in der neunten und bin immer so im dreierschnitt, deswegen fühle ich mich oft dumm, vor allem im Vergleich zu meinen Mitschülern. Gestern hatte ich ein langes Gespräch mit meiner Mutter. Was ich daraus mitgenommen habe, ist, dass es nicht unbedingt meine Schuld ist, dass ich "schlechte" Noten schreibe. Erstmal zählt der Vergleich. Ich gehe auf eine Schule, die einen Spießerruf hat und dementsprechend sind auch viele Schüler, das sind totale "Streber". Meine Mutter hat schon in vielen verschiedenen Schulen unterrichtet und hatte somit den Vergleich. In manchen Schulen ist der Notendurchschnitt niedriger als in anderen. Wenn man als zweier oder dreierschüler auf eine Schule geht, in der der Durchschnitt besonders hoch ist, fühlt man sich gleich viel schlechter, weil man sich zu sehr vergleicht. Es spielen auch die Lehrer eine große Rolle. Vielleicht sind sie einfach nicht fähig zu unterrichten und deswegen versteht man nichts, oder sie bewerten unfair. Es gibt auch viele Schüler, die für jede Arbeit mit seinen Eltern zusammen lernen. Erwachsene wissen nämlich besser, was die Lehrer wollen und verlangen. Aber dafür haben natürlich nicht alle Eltern Zeit und das ist dann wieder ein Nachteil für das Kind. Aber das ist nicht deine Schuld.
Meine Mutter hat mit vielen Schülern die Erfahrung gehabt, dass sie in der Kurststufe viel besser werden als sie davor waren. Das liegt daran, dass sie älter werden und mehr so wie die Lehrer denken. Außerdem bekommen sie ein besseres Gefühl fürs Lernen. Das war auch bei meinen großen Schwestern so. Eine von ihnen hat es in der zehnten nur knapp an einer fünf im Zeugnis vorbei geschafft. Dieses Jahr schreibt sie Abi und hat so gut wie immer zwischen 13 und 15 Punkten.
Momentan magst du sehr unglücklich mit deinen Leistungen sein. Du musst die Gründe dafür herrausfinden und dann etwas ändern, aber gib dir Zeit. Ich bin sicher, wenn du am Ball bleibst, wirst du eines Tages mit deinen Noten nur so glänzen.
Viel Erfolg!