Sollte Kampfsport obligatorisch für Polizeibeamte sein?
Ich beziehe mich hier auf BJJ, Ringen, evt. MMA, auf jeden Fall Sportarten mit Grapplingcharakter, um den Gegner zu kontrollieren.
Dann würden auch so Vorfälle wie George Floyd reduziert werden und es wäre offensichtlicher, ob der Todesfall fahrlässig, grob fahrlässig oder absichtlich geschah.
Ausserdem würde die Sicherheit bei Polizeieinsätzen drastisch erhöht werden.
5 Antworten
Das Training von EST - Eingriffs- und Sicherungstechniken, oder DEST - Deeskalations- und Sicherungstechniken, oder STG - Sicherungstechniken zur Gefahrenabwehr sind generell im Dienst der Polizei und des Strafvollzuges vorgeschrieben. Die Begriffe die ich eingangs erwähnt habe sind bei uns in NRW ziemlich gebräuchlich. Das Problem ist das dieses Training zum Teil alibimässig angeboten und durchgeführt wird. Das ist von Behörde zu Behörde unterschiedlich. Nach ehemals Techniken aus dem Ju Jutsu und/oder Jiu Jitsu haben sich hier mittlerweile spezielle Techniken aus dem Avci- Wing Tsun durchgesetzt. Spezialkräfte der Polizei trainieren wesentlich intensiver. Viele der Leute sind sowieso Kampfsportler, von Judo, Karate, Kickboxen bis hin zu Freefight und MMA ist alles vertreten. In den normalen Behörden ist, je nach Leitung, das Training alibimässig, ich erwähnte es schon, bis hin zu recht intensiv. Und auch da sind einige Vertreter langjährige und sehr erfahrene Kampfsportler. Oft zu wenige, leider. Nahezu jede Art Kampfsport ist vertreten und wird mit den offiziell vermittelten Zugriffstechniken kombiniert. Aber der Stand der Fähigkeiten zum Zugriff ist nicht konstant. Viele Bedienstete haben keine Lust und verweigern aus verschiedenen Gründen sich schulen zu lassen. Die Unterschiede in der Ausbildung der Polizeikräfte in den USA kann noch mehr Unterschiede in Intensität und Qualität aufweisen. Aus persönlicher Erfahrung, ich war vor Jahren als Soldat der Feldjägertruppe zu einem dienstlichen Austausch in den USA, kann ich sagen das dort das Angebot an Sport/Kampfsport erheblich besser ist als insgesamt hier. Die meisten Behörden, Polizei und Justiz, die ich besichtigen konnte hatten hervorragende Trainingsmöglichkeiten von Qualität eines guten Gyms. Top Möglichkeiten für Kampfsport und Bodybuilding. Zum Teil improvisiert, aber erstklassig ausgestattet. Die wirklich Training machten konnten vielfach klassische Stile und nahezu alle waren fähig im Kickboxen zu sparren. Und wenn Sport angesetzt war, dann waren alle dabei. Ich selbst bin früh morgens mit einen Batallionskommandeur und seinem Stab um die Kaserne gejoggt. Beim Football ohne Schutzausrüstung anschließend rannten wir uns gegenseitig über den Haufen. Wann hat von unserer Führung schon mal jemand mit Training gemacht? Was Waffen und Equipment angeht waren die USA uns insgesamt weit voraus. Kurz gesagt: Wer in der Polizei und der Justiz seinen Dienst versieht, der sollte gut geschult in Zugriffstechniken sein. Das ist recht unterschiedlich der Fall. Leider. Man darf sich nicht vertun, man hat nicht ständig Kämpfe oder Schießereien. Man ist für den Bürger da, man hat noch ganz andere Aufgaben jenseits von Action. Auch im Strafvollzug hat man ganz andere Aufgaben die Versorgung von Gefangenen betreffend. Man muss nicht ständig Chuck Norris alias Walker Texas Ranger spielen. Aber wenn es "abgeht", dafür sollte eine solide Basis an Fähigkeiten zum unmittelbaren Zwang vorhanden sein. Falls ich die Frage nicht zufriedenstellend beantworten konnte tut es mir leid. Es ist kompliziert.
Ja, auf jeden Fall. Eigentlich ist sie klar, es gab gute Programme. Die Polizei hat sie noch, die Justiz in NRW hat sie durch innenpolitische Streitereien, zwischen einzelnen Personen zerschossen. Ich weiß es weil ich die Beteiligten kenne und selbst von einer Behörde aus damit zu tun hatte. Es kann manchmal viel Drama um nichts sein.
Definitiv. Man hat es in diesem Job mit handgreiflichen Leuten zu tun und die wenigsten Polizisten können sich unbewaffnet ansatzweise behaupten... Das Training ist lächerlich.
Die "Haltetechnik", den Hals zu zu drücken, gibt es schlichtweg nicht! Jeder Beamte lernt, sich auf den Oberarm zu knien. Das wurde übrigens vorbildlich durch einen NRW-Beamten ausgeübt, als man ein Video "dt. Polizei mißhandelt "a la George Floyd" propagierte.
Du hast die Frage nicht richtig verstanden. Ich habe sie bearbeitet, entschuldige die Umstände.
Deutsche Polizisten lernen in der Ausbildung die Grundlagen der waffenlosen Selbstverteidigung. Einige bilden sich selbst weiter, andere lassen es darauf beruhen.
Ja nach Aufgabe im Dienst haben die Polizisten Einsatztraining in dem sie ihr Erlerntes festigen.
Dieses Einsatztraining hat jedoch mit Kampfsport nichts zu tun. Es werden Griffe und Funktionswiesen aus dem Kampfsport entwendet, denn Polizisten haben keine Zeit sich ein Kampfsportduell mit einer anderen Person zu liefern. Das ganze muss schnell und effizient durchgeführt werden.
Personen müssen auch nicht länger kontrolliert werden. Angriff und dann solange verteidigungsunfähig bis die Handschellen schnappen. Sache erledigt. Nächster.
Das, was Polizisten in der Ausbildung lernen ist viel zu wenig. Auch gelegentliches Einsatztraining kommt der Muscle Memory und den Gewohnheiten nicht nahe, die Kampfsport bereithält.
Ich denke die Schnelligkeit und Effizienz könnte beides merklich erhöht werden, wenn Polizisten regelmässig BJJ oder Ringen trainieren.
Vielleicht muss es nicht obligatorisch sein, sondern es wäre einfach eine gute Sache, die man neuen Polizeibeamten nahelegen sollte.
BJJ und Ringen sind für den polizeilichen Alltag nicht geeignet.
Wenn der Polizist mit seinem Gegenüber "kämpft", dann hat er schon verloren.
Die Polizisten mit denen ich zu tun habe, die beherrschen vielleicht ein Dutzende Griffe; und genau diese werden immer und immer wiederholt.
„Wenn der Polizist mit seinem Gegenüber "kämpft", dann hat er schon verloren.” bei einem untrainierten Gegner ist der „Kampf” in Sekunden vorbei wenn der Polizist in der Lage wäre zu Ringen. Kampfsport Wettkämpfe dauern so lange, da die Gegner über eine trainierte defensive gegen die angewendeten Techniken verfügen, was auf untrainierte nicht zutrifft. Ein Boxkampf wäre in Sekunden vorbei wenn einer der Boxer über keine defensive verfügen würde.
Ich gebe Dir Recht.
Ein weiteres Problem ist aber auch noch, dass der Kampfsportwettkampf reglementiert ist. Bestimmte Zonen sind Tabu, daher muss keine Verteidigung für diesen Bereich trainiert werden (für Wettkämpfe).
In einer körperlichen Auseinandersetzung sind diese Zonen aber gerade das Ziel.
Diese Zonen werden als extrem effektiv von Selbstverteidigungsleuten (die „regelfrei” trainieren, sie trainieren nicht regelfrei, das ist eine ausrede um kein Sparring zu machen), aber in der Realität beendet ein Eiertritt oder ein Kehlkopfschlag leider nicht so easy nen Kampf sorry... Man muss wirklich kämpfen können. Außerdem wird denke ich niemand daran denken dass er seinem Gegenüber in die Eier treten könnte, wenn er boxerisch auseinandergenommen (die härtesten Schläge seines Lebens kassiert) oder auf den Boden geklatscht(oder eben nur zu Boden gebracht) wird
Eine weltweit einheitliche Ausbildung für Polizisten halte ich für extrem unrealistisch.
Ich danke dir vielmals für deine fundierte Meinung zu dem Thema. Der inhaltlich beste Beitrag zu diesem Thema, den ich seit meinem Interesse für diese Frage gelesen habe.
So wie ich dich verstanden habe, bist du grundsätzlich für eine erweiterte Schulung in diesem Gebiet, wenn auch die Art, wie man dies erreicht, noch nicht klar ist.