Narnia?

2 Antworten

Von Experte Willy1729 bestätigt

Aslan wird in der Einleitung als majestätischer Löwe bezeichnet und sieht auch auf dem Plakat so aus, aber in der im Text wiedergegebenen Szene kommt dies nur wenig zum Vorschein (einige haben sich zunächst nicht in seine Nähe getraut; er ist sehr groß und daher eine große Kraftanstrengung nötig, um ihn auf die Platte hochzuhieven), vordergründig betrachtet gibt es für ihn in der Lage keine Möglichlichkeit, erhaben, hoheitsvoll, mit beeindruckender Pracht aufzutreten. Er wird demütigend behandelt.

Die Beschreibung ist sonst zutreffend, kann allerdings noch ergänzt werden:

Aslan liefert sich freiwillig zu einem Opfertod aus entsprechend einer vorherigen Vereinbarung in einem Gespräch mit der Weißen Hexe.

Aslan verzichtet in der Szene auf Versuche zu Gegenwehr (z. B. „Doch er rührte sich nicht.“).

Die Darstellung kann, weil Aslan nicht schuldig ist (er tritt als Opfer an die Stelle des Verräters Edward), Empörung auslösen, was noch durch den Mangel an Anstand und Respekt verschärft wird, der beim ausführlichen geschilderte Fesseln und Knebeln zu Misshandlungen (auf ihn eintreten, ihn schlagen und bespucken) und Verhöhnungen führt.

Die Hexe und ihre Gefolgsleute verhalten sich schlecht. Bei einigen der Gefolgsleute ist auch der Mut gering. Ingesamt wirkt die Schar (ein neutraler Ausdruck) ethisch verdorben (der Ausdruck „Rotte“ kann abwertend sein, als Gruppe, die zügellos ist und zu Gewalttaten neigt, der Ausdruck „Gesindel“ ist es eindeutig) und von Wut getrieben. Bei der Hexe spielt ebenfalls Leidenschaft eine starke Rolle. Sie triumphiert in ihren Worten an Aslan, weil sie mit der Hinrichtung ihren Sieg für gesichert hält. Sie zeigt Geringschätzung, indem sie ihn als „Narr“ (unvernünftig und lächerlich) anredet und ihm Verzweiflung wünscht. Die Hexe wird als ungerecht dargestellt. Denn sie will - nach kurzfristigem Ablassen infolge der Vereinbarung- Edward nun töten.

Vergleich

Für einen Vergleich ist es günstig, Gesichtspunkte zu finden und Gemeinsamkeiten (das, was gleich oder sehr ähnlich ist) und Unterschiede (das, was andres ist/abweicht) festzustellen.

Gemeinsamkeiten

  • Freiwilligkeit des Opfers
  • Schuldlosigkeit
  • Opfer in Stellvertretung für die Rettung anderer, unvollkommener Personen (bei Aslan für Edward; bei Jesus in anderen Bibelstellen Sühneopfer für eine heilsgeschichtliche Erlösung aller Menschen)
  • keine köperliche Gegenwehr
  • Verhöhnung (bei Jesus durch die römischen Soldaten [Markus 15, 16 – 20], Vorübergehende [Markus 15, 29 – 30], Hohepriester und Schriftgelehrte sowie die beiden mit ihm Gekreuzigten [Markus 15, 31 – 32],
  • erlittene Misshandlungen und Qualen (bei Jesus Geißelung auf Befehl des römischen Statthalters Pontius Pilatus [Markus 15, 15], durch die römischen Soldaten Aufsetzen einer Dornenkrone [Markus 15, 17], Schlagen auf das Haupt mit einem Rohrstab/Rohrstock und Anspeien [Markus 15, 18], Kreuzigung [Markus 15, 24 - 25])
  • Wut und Leidenschaft der Gegner (bei Jesus die von Hohenpriestern aufgehetzte Volksmenge [Markus 15, 6 - 14])

Eine gewisse Ähnlichkeit gibt es auch durch ein Zusehen von weitem, durch die Mädchen Susan und Lucy bei Aslan, mehrere Frauen, darunter Maria aus Magdala, eine andere Maria und Salome bei Jesus (Markus 15, 40 - 41).

Unterschiede

  • Urheber der Entscheidung (Aslan selbst hat sich für die Vereinbarung und Auslieferung entschieden, bei Jesus liegt die Urheberschaft letztlich bei Gott; wie Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist zugleich eine Person und drei Wesen sind, ist eine schwierige theologische Frage der Trinität [Dreieinigkeit/Dreifaltigkeit]; Markus 15, 34 enthält den Ausruf „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“)
  • Umfang der Stellvertretung im Opfer (Aslan wird statt Edward getötet [wobei dessen Rettung indirekt auch für andere günstige Folgen haben kann], Jesus für alle Menschen)
  • Rechtsgrundlage (Aslan hält eine Vereinbarung ein, bei Jesus geht der Hinrichtung eine Anklage und ein Prozess voraus)
  • Einstellung und Verhalten der Befehlsperson zur Hinrichtung (die Weiße Hexe führt sie mit eifriger Leidenschaft und triumphierend durch, der römische Statthalter Pontius Pilatus verurteilt Jesus eher auf Drängen der Hohenpriester und ihrer Anhängerschaft und übergibt ihn Soldaten zur Keuzigung [vgl. Markus 15, 15], er scheint nicht darüber zu triumphieren und eine Anwesenheit bei der Kreuzigung kommt in der Erzählung nicht vor, auf jeden Fall führt er die Tötung nicht persönlich durch)
  • Anzahl der Hinrichtungen (Aslan wird allein getötet, Jesus zusammen mit zwei Räubern gekreuzigt [Markus 15, 28 und 32])
  • Todesart (bei Aslan anscheinend Erdolchen, bei Jesus Kreuzigung)
  • Zeit (bei Aslan Nacht, bei Jesus Neunte Stunde = Nachmittag [Markus 15, 33 - 37], wobei Finsternis eintritt)