Nachsitzen wegen Buchvergessen

12 Antworten

Du bist 15, du solltest dein Buch dabei haben, du hattest dein Buch nicht dabei, du musst dafür nachsitzen (übrigens auch seine Zeit, die da flöten geht, glaub mir erwachsene haben auch besseres zu tun!).

Dir mag das ungerecht vorkommen und wegen dieser "1 Mal ist nun 4 Mal Geschichte" kannst du ja nochmal mit ihm in Ruhe reden, wenn du dein Buch wirklich nur 1 Mal vergessen hast.

Aber wenn du von deinem Vorgesetzten (in dem Fall Lehrer) eine Aufgabe bekommst und diese nicht ausführst wie verlangt, dann musst du eben mit nem Anpfiff rechnen (ist bei Erwachsenen in Angestelltenverhältnissen auch ned anders).

Lightning77 
Fragesteller
 29.05.2014, 12:09

Er hat ja erwähnt,dass er darum meine Eltern darum bittet, mich zum Nachsitzen zu schicken. Das heißt ja,dass wenn meine Eltern dies ablehnen ich nicht da hingehen muss,wenn sie es selber für ungerecht halten oder nicht?

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Ostereierhase  29.05.2014, 12:19
@Lightning77

Lass es mich so sagen. "Bitte nicht rauchen" heißt auch nicht, dass du das dort darfst, wenn du die Bitte ignorierst. Das gleiche gilt, denke ich, auch dafür.

Wenn deine Eltern nicht zustimmen, überlegt er sich eben eine andere Form der Strafe, hier geht es nicht darum, was deine Eltern für eine Meinung dazu haben. Hier geht es darum, dass er sie über deinen Verbleib zu informieren und u.U. eine Abholung durch sie zu regeln hat.

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Naja wenn er es für angebracht findet dich mit nachsitzen zu bestrafen, dann ist das so, da er freie Hand aber die leichte Diskriminierung ist nicht gestattet. Du kannst dich an die Direktion wenden und ein Gespräch mit dem Direktor und dem Lehrer fordern. MfG

Also rechtlich scheint mir hier (falls es sich wirklich um ein erstmaliges Versäumen handelt) der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit nicht eingehalten zu sein.

Zudem darf Nachsitzen eigentlich nur in ganz bestimmter Form stattfinden, bzw. bei bestimmten "Schülertatbeständen", nämlich "schuldhaft versäumten Unterricht". (siehe hierzu Sigrun von Hasseln, Jugendrechtsberater, S.157ff)

Diese Rechte einfordern wäre jetzt aber leider der "schwierige" Weg, da sie die zwar zustehen, dieses Einfordern aber aller Voraussicht nach das Verhältnis zum Lehrer trübern würden. Eine geschickere Strategie wäre es daher meines Erachtens, wenn du die Eltern mit ins Boot holst (Eltern sind übrigens meiner Erfahrung nach zum überwiegenden Teil auf Seiten ihres Nachwuchses, selbst in Situationen, in denen sie augenfällig falsch liegen, aber das nur am Rande). Wenn jetzt nämlich die Eltern über die rechtliche Seite argumentieren, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass der Lehrer dies nicht als simples "Drückeberger"-Argument bewertet und sich dann automatisch dagegenstellt.

Das erste Argument wäre aber sicherlich, ihn begründen zu lassen, warum du plötzlich 4 Striche hast.

Versuche raus zu finden Wo diese Nachsitzerei stattfindet. Versuche wenn möglich in die Innenseite der Tafel zu schreiben:

Gewalt ist Ausdruck eines Mangels. Friedrich Hacker: Aggressionen

Naja. Kein Mensch muss Friedrich Hacker kennen. Sein genanntes Buch ist aber nicht schlecht.

Nö. Meinen Eltern ist es nie in den Sinn gekommen erst mal dem Titel.... . Schau, wir Menschen sind das Produkt unserer Erziehung. Erziehung wird vor allen Dingen vom Elternhaus geleistet. Wenn also Eltern ihren eigenen Kindern nicht trauen dann darf mit Recht die Frage gestellt werden wie gut denn eigentlich ihre Erziehung ist.

Von da ausgehend würde in Deinem Fall mein Vater am Freitag auf der Matte stehen für ein freundliches Gespräch mit der Lehrkraft. Das könnte dann auch so ausarten dass das ganze Viertel durch geschlossene Fenster die Auseinandersetzung mit anhören könnte. Nun ist mein Vater schon seit Jahrzehnten tot. Ich würde mich, hätten meine Kinder überlebt, nicht anders verhalten haben.

Abgesehen davon können wir andere Menschen nicht ändern. Wir können sie bestenfalls anregen selbst den Willen zu entwickeln sich zu ändern. Dazu habe ich Dir zu den involvierten Erwachsenen Anregungen gegeben. Was wir können ist unsere Einstellung zu unseren Mitmenschen zu ändern. Dir mag Musik am Herzen liegen. Auch dann wird im späteren Leben Können zählen. Dass Können und Noten in unserem Land bezüglich Schule öfter mal zwei sehr verschiedene Paar Stiefel sind wird seit Jahrzehnten lautstark von der Deutschen Wirtschaft bemängelt. Es macht also keinen großen Sinn sich deswegen verrückt zu machen. Das ist aber auch kein Grund den Kopf in den Sand zu stecken. Schaue einfach mal unter "Schulpreis" nach welche dort dargestellten Projekte an Eurer Schule Sinn machen und setzt sie gemeinsam um. Schaue einfach mal unter Schülerzeitung und Schüler-Mitverwaltung im Netz nach. Beachte dabei bitte das jeweilige Landesschulrecht. Auf diese Weise nutzt Du die für mich berechtigte Energie die jetzt Wut ist sinnvoll.

Geh nicht zum Nachsitzen. Auch ein Lehrer muss a) lernen, dass man nicht die Unwahrheit sagt und b) dass die Erziehungsmethoden, mit denen er noch drangsaliert wurde und die er zu Beginn seiner Lehrtätigkeit vermutlich selbst angewendet hat, bei heutigen Schülern längst keinen Eindruck mehr machen. Auf Nachfrage kannst Du ihm das natürlich auch sagen. Frag ihn ebenfalls, welchen erzieherischen Wert die Aktion haben soll. Das Einzige was Du aus seiner Maßnahme gelernt hast, ist, dass es zur Durchsetzung der eigenen Ziele legitim ist, zu lügen (angeblich viermaliges Vergessen der Unterrichtsmaterialien).

Gruß Matti

MarcusTullius  29.05.2014, 14:35

Da muss ich ganz ehrlich sagen, dass dem Lehrer in der von dir vorgeschlagenen Strategie eigentlich nichts anderes übrig bleibt als sich auf einen Machtkampf mit so einem Schüler einzulassen. Dadurch kann eigentlich niemand gewinnen.

Der erzieherische Wert liegt m.E. auf der Hand: Schüler sollen ihre Bücher dabei haben. Insofern finde ich dieses Argument eigentlich sogar gerechtfertigt.

Die Art der Maßnahme und die (m.E. nicht gegebene) Verhältnismäßigkeit stehen dagegen wieder auf einem ganz anderen Blatt. Diese erscheinen mir deutlich angreifbarer. (siehe auch meine Antwort)

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Kuhlmann26  30.05.2014, 11:22
@MarcusTullius

Ehrlich gesagt finde ich unser Schulsystem so grottenschlecht, dass es mir egal ist, auf welche Art und Weise man - bildlich gesprochen - darauf einschlägt. Und wenn es ein Machtkampf ist.

Ob sich ein Lehrer mit sechzig Jahren allerdings noch die Frage stellt, warum die Schüler zunehmend in den Widerspruch gehen und dafür auch Nachteile in kauf nehmen, ist natürlich fraglich. Er wird bis zur Pensionierung seine Machtspielchen spielen. Die Gleichwertigkeit von Menschen gilt für ihn zwischen Lehrern und Schülern nicht. Das hat er schließlich so gelernt.

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