Muss man in einer Ausbildung wie zb Fluggerätelektroniker manchmal für einigen Wochen in eine andere Stadt, um dort die Erfahrung zu machen?

1 Antwort

Ich weiß nicht, was Du mit "die Erfahrung machen" meinst.

Fluggeräteelektroniker ist sicher kein Beruf, den man in jedem Dorf erlernen kann ganz einfach, weil der zu selten ist und es nur wenige Betriebe gibt, die eine Ausbildung anbieten.

Dann ist es schon sinnvoll, in der (Nähe der) Stadt zu wohnen, in der auch der Ausbildungsbetrieb liegt - man will ja nicht jeden Tag stundenlang durch die Gegend fahren.

Und dazu kommt dann noch die Berufsschule. Die ist bei solchen "Splitterberufen" oft zentralisiert, es gibt nur wenige Schule im Bundesland, die man besuchen kann.

Ich zum Beispiel bin gelernter Steinmetz und musste zur "Berufsschule für Landesfachklassen" nach Gelsenkirchen, über 100 km von meinem Wohn- und Ausbildungsort entfernt. Damit man das nicht so oft fahren musste, fand der Unterricht in Blockform statt, und es gab ein Wohnheim bei der Schule - so habe ich denn 3 mal im Jahr 3-4 Wochen in Gelsenkirchen verbracht... (Für ganz seltene Berufe gibt es sogar Bundesfachklassen, d. h. nur ein oder zwei Schulen in ganz Deutschland.)

Und dann gibt es in einigen Berufen (ich weiß nicht, ob Fluggeräteelektroniker dazu gehört, bei Steinmetzen war es so) noch die "überbetriebliche Ausbildung" - die soll dafür sorgen, dass man in der Praxis nicht nur die Bereiche kennenlernt, auf die sich die Ausbildungsbetriebe vielleicht spezialisiert haben. (Beispielsweise hatte ich einen Kollegen in der Berufsschulklasse, dessen Betrieb nur Kamine baute - der hatte dann zwar dort auch verputzen und verfugen praktisch gelernt, was eigentlich nicht unbedingt zum Steinmetz-Beruf gehört, aber z. B. niemals einen Grabstein oder ein Fenstergewände bearbeitet.) Auch die "Überbetriebliche" findet meist in Blockform (mit Wohnheim) statt, das sind dann noch einmal 3-4 Wochen im Jahr.

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Meine Ausbildung ist zwar nun schon über 30 Jahre her, aber ich denke, an diesem Prinzip hat sich für die "Splitterberufe" nichts wesentliches geändert - die Schule gibt's zumindest noch ;-)

Bei "Allerweltsberufen" wie Maurer, Tischler, Kfz-Mechatroniker usw. sieht das ganz anders aus. Da findet man vielleicht eine Ausbildung im Heimatdorf, fährt mit dem Bus eine halbe Stunde zur Berufsschule in der nächsten Stadt und Überbetriebliche gibt's nicht - da braucht man dann die "Komfortzone" nicht zu verlassen.

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Noch etwas ganz anderes sind die "Wanderjahre", die manche Handwerker machen (heute freiwillig, im Mittelalter war das Pflicht, um Meister werden zu können). Dabei ist es vorgeschrieben, für die gesamte Zeit der Wanderschaft (je nach Beruf u. U. mehrere Jahre) dem Heimatort fernzubleiben, und auch nie allzulange (d. h. maximal ein paar Monate) an einem Ort zu bleiben. Bei der Wanderschaft ist es tatsächlich der Sinn der Sache, "Erfahrungen zu machen", nicht nur berufliche, sondern auch Lebenserfahrung.

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Wanderjahre

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung