Mit welchen Glaubenssätzen seid ihr aufgewachsen?
Bei mir waren es Sätze wie:
- alle Männer wollen nur das EINE
- über "das da unten" spricht man nicht, es ist schmutzig
- Gefühle sind was für Schwächlinge
- wer Gefühle zeigt ist verachtenswert
- die anderen sind immer wichtiger als du
- du darfst dich nie an die erste Stelle setzen
- was sollen denn die Nachbarn denken
- du musst dich mit deinem Willen zur Vernunft bringen
- reiß dich zusammen
Was waren die Sätze, die ihr so gehört habt (vielleicht wurden sie auch nicht laut ausgesprochen, aber die Einstellungen der Erziehungspersonen sind ja auch durch die Zeilen spürbar).
Die Frage ist ja auch, was solche Aussagen auf Dauer mit einem machen...
Bei mir hat es dazu geführt, dass ich kein normales Verhältnis zu Männern aufbauen kann (einfach nur befreundet sein ist kaum vorstellbar), dass ich mich für meine Sexualorgane und meine Sexualität schäme, dass ich kaum eigene Gefühle zeige, dass ich mich selbst oft gegenüber anderen vernachlässige, dass ich ständig daran denken muss, was meine Nachbarn vielleicht mithören oder über mich denken könnten und dass ich insgesamt ein sehr rationaler und kontrollierter Mensch geworden bin, der sich schwer tut sich einfach mal gehen zu lassen.
10 Antworten
Mmmh ich denke ich bin z.B. etwas Disney-Geschädigt. Meine Mutter hat mich zum Glück aber sehr frei im denken erzogen.
Trotzdem ist es mir wichtig, dass alle denken, die ist aber lieb und hübsch, das ist schließlich wichtig als Mädchen/Frau.
Wobei man sowas ja wirklich ständig hört, eine hübsche Frau. Ist halt wichtig.....
Ebenso suche ich mir gern Männer die ich verbessern kann/muss, ähnlich wie bei die Schöne und das Biest. Ich bin die gute die den Mann rettet und im Austausch ewige Liebe erhält.
Auch glaube ich leider, das es den meisten Männern nur um Sex geht und 90% niemals treu sein könnten. Ein Grund warum ich öfter Sex habe als mir lieb ist. Denn ohne geilen, ausgefallenen Sex würde mich ja auch kein Mann auf Dauer lieben.
Scham empfinde ich so gut wie keine. Hätte kein Problem damit wenn z.B. jemand meine nackte Scheide sieht.
Alles im allen wird es aber von Jahr zu Jahr etwas besser. Ich kann mich teils daraus lösen, aber nicht gänzlich. Mal sehen was die nächsten 10 Jahre so bringen.
Sehr gern und vielen Dank! Selbstreflexion, Fluch und Segen zugleich ;)
Bin mit 19 raus. Links rein - rechts raus, wenn mein Vater was doofes gesagt hat. Aber ich reflektier auch und bei mir sind nicht die anderen schuld , wenn was nicht klappt etc .
Das sind keine Glaubenssätze, sondern einfach überwiegend falsche Einstellungen der Erwachsenen, die dir das beigebracht haben.
Tatsache ist aber, das ich solche Einstellungen ja unbewusst übernommen habe und daraus bestimmte Glaubenssätze abgeleitet hab wie "du kannst keinem Mann trauen. Männer wollen immer nur was Sexuelles" usw.
Dann ändre das für dich. Jeder Mensch ist lernfähig, egal in welchem Alter.
Glaubenssätze haben eine Vorbildfunktion. Dinge, die man sich erlaubt oder verbietet. Man trägt sie auch in die Welt und überträgt sie an Kinder, Partner, Freunde, etc.
Daran erinnere ich mich nicht.
Ich habe irgendwann einfach angefangen, selbst zu denken.
Und das hat mich schließlich auf die so einfach wie umwerfende Erkenntnis gebracht: Es ist alles okay, wo alle freiwillig mittun undf niemandem Schaden entsteht.
In deinem Alter solltest du längst verinnerlicht haben, was für dich selbst richtig und was falsch ist. Du hast leidlich erkannt, was diese "Glaubenssätze" mit dir gemacht haben. Warum hörst du dann nicht einfach auf, dich an ihnen weiter entlangzuquälen?
Ich hätte auch nicht gedacht, dass sie doch so weitreichend wirken, dass sie in meinem Leben immer mal wieder durch kommen. Zum Glück quäle ich mich nicht mehr mit ihnen. Ich nehm mich einfach so wie ich bin.
Naja... Aber wirklich gut scheint es dir damit ja nicht zu gehen. Generalisiertes Misstrauen männlichen Menschen gegenüber, Fassaden gegenüber dem "Außen", Fokussieren der unerheblichen Meinungen "der Anderen"... Das klingt so anstrengend wie unersprießlich.
Naja, manchmal übertreibe ich ein bisschen. Mein Misstrauen hat sich weitestgehend gelegt, da ich inzwischen auch schon andere Erfahrungen sammeln durfte. Was die Nachbarn betrifft, denke ich auch nicht dauernd daran, was die von mir halten. Aber tatsächlich traue ich mich oft nicht so laut zu sprechen, da ich immer noch befürchte, dass das irgendwie negativ auf mich zurück fällt... irgendwie ist das noch nicht wirklich "geheilt"... und du hast völlig recht: es ist anstrengend sich um sowas zu kümmern.
Du könntest versuchen, den Spaß daran zu entdecken, den es machen kann, wenn man anderen so begegnet, wie man ist. Die Reaktionen sind mitunter echt erheiternd.
Das klingt nach kleinbürgerlicher Weltanschauung, vielleicht etwas modifiziert aber gut konserviert aus dem letzten deutscher Kaiserreich.
Die Denkweise hat sich lange gehalten, ob jetzt dabei zwangsläufig eine Indoktrinierung mit der Entwicklung von Misstrauen und sexueller Scham einhergeht - kann ich nicht sagen. Neben der Erziehung der Eltern gibts es ja noch die „wirkliche“ Welt die man als Pubertier oder Teen selbst ergründen muss, und dann merkt, dass die Eltern doch nicht alles wissen.
Z.b. ist relativ klar, dass Männer Freundschaften mit Frauen besser halten können, wenn sie kein sexuelles Interesse an der Frau haben. Und wenn sie eins haben ist das ja auch zunächst nichts schlimmes …weil es eben ja doch nicht schmutzig ist.
Früher wurde eben zu Erziehungzwecken eine stark vereinfachte Welt erfunden, um die Kinder zu lenken, diese „Glaubenssätze“ sind weder wortwörtlich zu nehmen noch sind sie wahr.
Bei uns war am wichtigsten, dass pünktlich Mittag gegessen wurde, und da ging aus auch nicht darum was die Nachbarn -denken-
weil die Nachbarn haben das auch schon mal offen gesagt „ihr esst aber spät …es ist schon nach 13:00…“
Ich esse nun übrigens sehr viel später
Das ist ja gut, dass du dir erlauben kannst zu essen, wann DU das möchtest.
Ja, ich denke da natürlich nicht mehr groß drüber nach. Rückblickend war meine Ma da recht locker und vielleicht auch nur einfach unstrukturiert. Damit hatte sie aus Sicht der Nachbarn oder irgendwelchen Bekannten immer einen Makel an sich haften. So dass, ich sie rückblickend eher als Opfer des Spießertums betrachte.
Als Kind/Teen wusste ich freilich gar nichts darüber
Vielen Dank für deine aufschlussreiche Antwort. Ich finde es toll, dass du dich schon so gut reflektieren kannst!