mineralputz mit dispersionsfarbe gestrichen, jetzt schimmelbildung - was tun?

2 Antworten

Um dem Haus ein gutes Feuchteverhalten zu geben wurde früher von innen nach außen diffusionsoffener gebaut, z.B. in dem man innen die Wand mit einem Kalkzementputz verputzte und aussen nur mit einem Kalkputz. So wurde sichergestellt, dass die Feuchte, die von innen in die Wand einwandert auch zu 100% aussen abdampfen kann. Damit blieben die Wände trocken und dämmfähig, denn schon geringe Feuchten in der Wand reduziert den Dämmwert erheblich.

Gegen diese alte Regel verstößt allerdings schon das WDVS, da hier die Fassade sehr dicht ist, um den Dämmstoff vor der Witterung zu schützen. Damit fängt das Übel schon an. In der Folge gibt es Auffeuchtungen des Mauerwerks über das Niveau des Wohnraumes hinaus und dann folgt die Entfeuchtung nach innen, wobei die Feuchte der inneren Wandoberfläche steigt und damit die Schimmelgefahr. Allein die Dispersionsfarbe auf dem Mineralputz ist keine Ursache für die Schimmelbildung. Es bedarf immer ein entsprechendes Feuchteangebot.

Nach jahrelangem Wettstreit der Fensterhersteller mit immer luftdichteren Fenstern hat man 2009 mit der DIN 1946-6 das Problem der Feuchteanreicherung mit nachträglicher Schimmelbildung in luftdichten Wohnungen erkannt und entsprechende Maßnahmen zur nutzerunabhängigen Raumlüftung gefordert. Dabei sollte die komplette Raumluft innerhalb von 5-7 Stunden ohne Mitwirkung des Bewohners ein Mal ausgetauscht werden (Luftwechselrate von 0,15-0,2). Da ich auch mal dieses Problem hatte, hat bei mir die Herausnahme von 12cm lose eingelegter Gummidichtung oben an jedem Holzflügel der Fenster sehr gut gegen Schimmelbildung geholfen.

Schimmelbildung in Wohnräumen ist häufig das Produnkt von Luftfeuchtigkeit und Wandoberflächen, die kälter als die Raumluft sind. Gegen erhöhte Luftfeuchten hilft die Lüftung, wobei nie 0% Feuchte erreicht werden kann, deshalb bleibt ein Restrisiko. Gegen Wandoberflächen, die kühler als die Raumluft sind, hilft nur Wärmestrahlung. Kalte Wandoberflächen sind das Ergebnis der jahrelangen falschen Heiztechnik, die heute immer noch tagein, tagaus in den Wohnungen montiert wird. Die dicken Heizkörper unter dem Fenster erwärmen in erster Linie die Raumluft, welche sich dann an der kühleren Aussenwand abkühlt, wobei die rel. Luftfeuchtigkeit ansteigt und die Wandoberfläche befeuchtet wird. So wird Schimmel produziert. In Omas guter Stube stand der Kachelofen. Dieser produzierte einen hohen Anteil an Wärmestrahlung. Wärmestrahlung erwärmt Oberflächen direkt. Daran erwärmt sich in zweiter Linie die Raumluft, wobei die dicht vor der Wand wärmer werdende Raumluft eine größere Wasserdampfaufnahmekapazität bekommt und die Wand damit trocknet. So wird Schimmel effektiv vermieden.

Die schimmelfrie Wohnung wird also mit einem sehr hohen Anteil an Wärmestrahlung beheizt. Wärmestrahlung bieten alle Flächenheizungen (Wand-/Fußbodenheizungen), aber auch der "normale" Heizkörper Typ 10 hat einen Wärmestrahlungsanteil von 55% gegenüber den andern Heizkörpern, die einen deutlich geringeren Wärmestrahlungsanteil liefern (Typ 11 -> 35%, Typ 21 -> 30%, Typ 22 -> 25% und Typ 33 -> 20%).

Zur dauerhaften Schimmelvermeidung gehört also neben der nutzerunabhängigen Grundlüftung der Wohnung zur Feuchteabfuhr, die Trimmung der Heizanlage auf einen möglichst hohen Anteil an Wärmestrahlung.

Eine Dispersionsfarbe versperrt im allgemeinen keinen Untergrund und es gibt deswegen auch keine Schimmelbildung, die Ursache muss eine andere sein.

BluePapillion  03.04.2014, 20:39

Mineralputz wird oft gegen Schimmelbildung eingesetzt, hier waren offenbar ein paar Baumarktexperten am Werk, der Schimmel liegt hier wohl im Mauerwerk und sollte mit dem Mineralputz verdeckt werden, was offensichtlich nicht funktioniert hat.

Finger weg von dieser Wohnung

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