Migrationsanteil in DE, wie sehen eure Prognosen aus?

3 Antworten

Daran ist nichts überraschend. Wenn man den Bogen auf 100 Jahre spannt, wird der Anteil derer mit Migrationshintergrund noch drastisch größer.

Zur Erinnerung: Direkt nach Ende des zweiten Weltkrieges haben Deutschland und Österreich zusammen über 10 Millionen Flüchtlinge aufgenommen. Und das in einem bis zwei Jahren übrigens.

Der Knackpunkt ist, wie man sich integriert und was es dafür braucht. Die Kapazitätsgrenzen als solche sind noch lange nicht erreicht. Wenn man aber eine vernünftige Integration fordert, gerade bei Flüchtlingen, die also ungeplant hier her kommen, muss man Kapazitäten haben, sie nicht einfach nur in einer Turnhalle unterzubringen, sondern ihnen zu Arbeit usw. zu verhelfen. Und genau das ist der Gradmesser für die Aufnahmefähigkeit.

Damals direkt nach dem 2. Weltkrieg war es insofern "einfacher", weil alles aufgebaut werden musste und weil wir vor allem im Westen sehr schnell in Richtung Wirtschaftswunder voran schritten. Das heißt: Es war im Prinzip für jeden was zu tun und jeder musste anpacken. Heutzutage gestaltet sich das gefühlt schwerer, weil man deutlich mehr Facharbeiter braucht statt Menschen, die einfach nur anpacken. Weil man will, dass erst noch Deutsch gelernt wird usw. Man will nicht auf die zweite oder dritte Generation warten, wie noch vor 60 bis 70 Jahren.

Hier fehlt es an Integration

Es ist bedeutend besser als vor 50 Jahren. Damals gab es ja nichts. Die, die sich integrierten, taten es. Der Rest wurde alleine gelassen. Das findet so nur noch selten statt. Was heutzutage alles gemacht wird, wie die Menschen begleitet werden, ist sicher nicht ideal. Davon sind wir weit entfernt, aber es fallen nur noch wenige "hinten runter".

Wir haben mit den Folgen zu tun, dass vor allem im rechten Lager (also normal konservativ meine ich) gedacht wurde, all die Gastarbeiter und Co. verschwinden eh nach 5 Jahren wieder. Keiner hatte damals die banale Weisheit verstanden, dass jemand hier bleibt, der 10 Jahre hier arbeitet und dessen Kinder hier zur Schule gehen. Einfach weil er seinen Lebensmittelpunkt ja verlagert. Deswegen gab es Jahrzehnte keine Integration. Sie wurde weder gefordert, noch gefördert.

Klar haben sich viele Gastarbeiter integriert, aber irgendwann kamen die Enkelkinder und hatten plötzlich einen Gegenreflex. Aus dem Generationenkonflikt entstand plötzlich das Bedürfnis, nicht mehr dazu gehören zu wollen. In Amerika hat man Erfahrung damit. Dort haben viele in der 3. Generation verrückt gespielt.

und sehr darauf beharren, dass alles so bleibt wie sie es aus deren Ländern kennen

Das ist eher Quatsch. Überzeugte religiöse Muslime beispielsweise trinken exakt 0 Alkohol. Wenn dann hier irgendwelche muslimischen Kids oder jüngere Erwachsene randalieren, hat das nichts mit Verhältnissen in ihren Heimatländern zu tun.

Für irgendeinen Einzelnen mag das gelten, aber der Großteil der Probleme ist sicher nicht auf sowas zurückzuführen.

Wie seht ihr das? 

Erst mal sehe ich ein Problem, dass sich viele von uns Deutschen auf verschiedenen Ebenen von der Wahrheit entfernen. Da werden teils haarsträubende Märchen verbreitet und jeder glaubt es. Gerade in Bezug auf Migration geistern sehr viele Märchen umher. Gestreut werden sie aus einer bestimmten Ecke.

Wie prognostiziert ihr die Zukunft was den Anteil angeht und wie schätzt ihr die zukünftige Situation ein wie wir mit den Menschen umgehen werden?

Es gibt ein simples Sprichwort: Wenn du 100 Brote hast, gibt den Armen ein Brot und dann erzähle ihnen, die Ausländer würden es ihnen wegnehmen. Keiner kümmert sich mehr um die 99 Brote, die du hast. Alle streiten sich um das eine Brot.

Klar gibt es Konflikte. Klar gibt es negative Aspekte und klar ist nicht jeder, der hier her kommt, automatisch super perfekt. Sind wir Deutschen ja genauso wenig. Die Balance zu haben, nicht alles zu überfordern, aber dennoch sich nicht total abzuschotten, die ist für jeden subjektiv anders.

Für mich zählen als überzeugter Christ unsere christlichen Grundwerte. Wenn ich einen Mantel habe, ihn nicht brauche, kann ich ihn durchschneiden und zwei Bedürftigen geben. Aber ich kann das nicht mit 500 machen, sonst bekommt jeder nur einen Zentimeter Fetzen und am Ende habe ich gar nicht geholfen. Alles richtig. Aber so zu tun, als hätte ich keinen Mantel und als müssten sich alle um ein Blatt vom Baum streiten, was sie zudeckt, ist auch der verkehrte Weg.

Übrigens: Für die Bildung wird ja gerne die PISA-Studie herangezogen. Scheint ja zu passen, dass angeblich durch Migration die Ergebnisse schlechter wurden. Doch ein viel wichtigerer Effekt war Corona mitsamt Folgen. Das hat genau diese getestete Schülergeneration extrem hart getroffen. Dummheit wird nicht vererbt. Diese simple wissenschaftliche Erkenntnis ist und bleibt für mich der Gradmesser. Klar ist es schwierig, geflüchtete Kinder gut zu integrieren. Aber die sind ja nicht automatisch alle dumm. Selbst wenn sie nicht nach einem Jahr in Deutsch mit einem Muttersprachler mithalten (lustig, dass das einige fordern), können sie ja trotzdem vernünftige Schulabschlüsse hinbekommen und produktiv in der Gesellschaft integriert sein. Für die Integration gibt es mehr Kriterien als perfektes Hochdeutsch zu sprechen.

Wenn Deutschland weiterhin die Bedarfe und Leistungen anhebt und jedem das Geld in die Hand drückt, dann wird der Anteil immer mehr steigen und steigen.

xubjan  11.12.2023, 16:14

Diese "Pull-Faktoren" sind längst widerlegt. Sie gibt es nicht. Wieso wird dieses Märchen weiterhin verbreitet?

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xubjan  30.12.2023, 10:29
@terminierertot

Dann erkläre mal, wieso die Masse der syrischen Flüchtlinge in der Türkei und dem Libanon ist und dort bleibt und dort nicht weg will. Erkläre mal, wieso die Masse an afghanischen Flüchtlingen in Pakistan ist und dort bleibt und dort nicht weg will und dafür kämpft, nicht rauszufliegen, um dann ein neues Land zu suchen.

Wenn die dort doch nachweisbar deutlich weniger bekommen, wieso wollen die alle nicht nach Deutschland? Nicht mal in die EU?

Antwort: Weil das mit dem Geld-Anreiz als "Pull-Faktor" frei erfunden ist.

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Die Statistik und Du, ihr werft alle Migranten und deren Kinder und Kindeskinder (soweit zählt man "Migrationshintergrund) in einen Topf und lasst außer acht, dass z.B. aus der EU über 5 Millionen Menschen bei uns leben - was ja dezidiert Sinn der europäischen Gemeinschaft ist, dass man überall leben und arbeiten kann und darf. Deutsche Rentner verbringen ihren Lebensabend dann im warmen Griechenland.

Es leben aber auch über 300.000 Amerikaner bei uns, 50.000 Schweizer, 200.000 Inder die als Fachkräfte bei großen internationalen Unternehmen gutes Geld verdienen (kenne ich aus der Nachbarschaft).

Und wenn man sich mal das Migrationsland USA ansieht, ohne Migration würden dort noch Native Americans (früher sagte man "Indianer") leben. Jeder ist dort ein Immigrant oder ein Nachfahre von einem, hat also einen Migrationshintergrund.