Michelangelo ein Philosoph?

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In gewissem Sinn können alle Menschen als Philosophen gelten, wenn sie selbst zu bestimmten Arten grundlegender Fragestellungen Gedanken entwickeln.

Michelangelo Buonarrotti ist kein herausragender Philosoph gewesen und in der Philosophiegeschichte nicht bedeutend (ihm ist in Darstellungen, die ich gelesen habe, kein Abschnitt gewidmet). In seiner Lebensweise ist eine Einstellung enthalten, ein Verzicht auf Annehmlichkeiten des Reichtums und eine Hingabe an schöpferische Arbeit. Nach einem später veröffentlichten Dialog von Donato Gionatotti sagt Michelangelo, er sei außerstande, sich der Sinnenfreude und Leidenschaft hinzugeben, weil sie ihn ablenken würden und sein Dasein als großer Künstler strenge Konzentration und Verdrängung aller anderen vitalen Bedürfnisse gedeihen könnte (Antonio Forcellino, Michelangelo : eine Biographie. Aus dem Italienischen übersetzt von Petra Kaiser, Martina Kemptner und Sigrid Vagt. 1. Auflage. München : Siedler, 2006, S. 319).

Die Kunstwerke sind von Michelangelo nicht ohne Gedanken, was er ausdrücken möchte entstanden, geschaffen worden und ein dabei ist ein Stück weit eine Weltsicht enthalten. Michelangelo war gebildet und hat Gespräche geführt, die ein Thema der politischen Philosophie berührten.

Daniel Kuppe, Michelangelo. Original-Ausgabe. Reinbek bei Hamburg : Rowohlt-Taschenbuch-Verlag, 2004 (Rowohlts monographien ; 657), S. 33: „Die Jahre in Lorenzos de' Medicis Garten waren jedoch nicht nur die Zeit der künstlerischen Saat, sondern Michelangelo erhielt dort auch die Grundlagen seiner Bildung. Zwar war seine Ausbildung sicher nicht systematisch wie ein akademischer Unterricht. Aber man kann anhand der neu rekonstruierten Ikonographie der Kentaurenschlacht erkennen, wie präzise die Anleitung und der Unterricht gewesen sein müssen. Neben Poliziano wirkten auch der Platon- und Plotin-Übersetzer Ficino, der von ihm beeinflusste Giovanni Pivo della Mirandola sowie der Dante-Forscher Christofero Landino auf Michelangelo.“

S. 34: „Ebenso bezeugen seine frühen Gedichte die Vermittlung des platonischen und plotinischen Gedankenguts.“

S. 102 - 103 zum Madrigal „Un uomo in una donna, anzi uno dio/per la sua bocca parla („Ein Mann in einer Frau, sogar ein Gott duch ihren Mund mir spricht"): „Auch in diesem Madrigal dürfen wir den Einfluss der Eros-Lehre Ficinos annehmen, der die neuplatonische Mystik und die aristotelische Naturauffassung mit christlichen Glaubensinhalten zu verbinden suchte. Wie in einem anderen Liebessonett an Cavalieri, wo das Frieren in der Sonne und Glühen im frostigen Dunst aus Ficinos erotischer Affektenlehre (Kälte und Hitze) abgeleitet zu sein scheint, so wird die erotische Spannung per acqua e foco, Wasser und Feuer, hergestellt."

Donato Gionatotti, ein politischer Philosoph aus Florenz mit republikanischer Gesinnung und ab 1539 in Rom im Exil, hat ein Buch über Gespräche veröffentlicht, die er mit Michelangelo und Luigi del Riccio über Dankte, den Vorrang der Monarchie oder der Republik und das Problem des Tyrannenmordes in moralischer und politischer Hinsicht führte (Volker Reinhardt, Der Göttliche : das Leben des Michelangelo ; Biographie. München : Beck, 2010, S. 260 – 266).

aurata  11.02.2011, 02:02

Danke schön für diesen Beitrag. DH³ - mindestens!

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Wie andere schon richtig gesagt haben, war er vor allem Maler und Bildhauer. Da seine Werke jedoch überaus ausdrucksstark sind, z.B. in den Fresken der Sixtinischen Kapelle in Rom, kommen hier auch Aussagen zur Interpretation der Welt zutage. Eine Weltsicht mit Bezügen zu Schuld, Verhängnis, Glaube, Sünde, Vergebung, Tod oder einem möglichen Leben nach dem Tode, sind aber auch Themen der Philosophie. Und in diesem übertragenen Sinne kann man Michelangelo auch als Philosophen sehen.

Welche Quelle soll das gewesen sein?

Maninthemirror 
Fragesteller
 05.02.2011, 23:28

Er hat diese Information von einem Lehrer bekommen.

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Er ist eigentlich ein Maler und Bildhauer Gewesen,hat zwar auch Gedichte geschrieben ,und hat die psychologische Ausdrucksmöglichkeit in der Kunst mit Gegründet,nur ihn des wegen als Philosoph zu bezeichnen halte ich für Überzogen.