Meine Uhr läuft zu schnell?

4 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Viele Gründe lösen bei einer mechanischen Uhr einen derart starken Vorgang aus, es läuft aber dann meist auf eine komplette Überholung hinaus.

Eine Ferndiagnose ohne Vorlage der Uhr ist dabei immer schwierig. Man könnte dies gleichstellen mit einem Anruf beim Hausarzt und der Frage, aus welchem Grund man gerade Magenschmerzen hat.

Du beschreibst jedoch einen Vorgang im Verlauf einer längeren Zeit, das folgende Möglichkeiten ausschließt:

  • Magnetismus.
  • Öle verharzt (verharzen nicht, können aber nicht mehr vorhanden sein)
  • Geringere Amplitude des Schwingorgans aufgrund geminderter Kraftübertragung des Schwingorgans.

Eher kann zutreffen, dass die Unruhspirale verschmutzt oder verklebt ist. Das Alter der Uhr und die Laufdauer ohne regelmäßige Revision sprechen dafür. Es ist zu erwarten, dass sich das Gangbild weiter verschlechtert.

Ich kann mir daher vorstellen, dass die Uhr wieder einem kompletten Service unterzogen werden muss. Dies beinhaltend eine komplette Demontage der gesamten Uhr in alle Einzelteile, Reinigung, Montage mit anschließender Reglage.

Mein Tipp: Gewissheit bringt der Gang zum Uhrmacher. Die Uhr wird auf die Zeitwaage gelegt und der Gang überprüft. Erste Defekte können hier sichtbar gemacht werden, indem zum Beispiel ein zerstreutes Gangbild angezeigt wird.

Auch ein Blick auf die Lagersteine können die Notwendigkeit einer Grundüberholung sichtbar machen, indem kein einwandfreier Ölfleck angezeigt wird.

Nachregulieren: Falls der Gang einwandfrei ist und nur ein Vorgang als gerade Linie in den Plusbereich angezeigt wird, kann man auch versuchen die Uhr einfach mal einzuregulieren. Ein einfaches Nachölen macht keinen Sinn.

Kosten: Für eine komplette Überholung musst du mind. 250,- € rechnen. Wie Darkhouse schon erwähnt hat, kann der Preis bei freien Uhrmachern geringer ausfallen. Eine höhere Qualität der Reparatur und Gewähr (kann) man beim Einsendung der Uhr direkt beim Hersteller erzielen. Dabei aber auch eine längere Reparaturzeit. Alles natürlich nur, wenn Ersatzteile vorhanden sind.

Gerne Fragen!

U7rmacher

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
U7rmacher  29.11.2018, 21:15

Danke für den Stern ;-)

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Ursachen können bei diesem Alter und ohne Service sehr vielfältig sein. Das Werk kann magnetisiert sein. Die Öle verharzt oder nicht mehr vorhanden. Staub kann ein Problem sein. Alle Reibungsverstärkungen führen zu einer geringeren Amplitude der Unruhschwingung, sie schwingt sozusagen kürzer mit weniger Energie. Dafür aber schneller. Somit wäre der extreme Vorlauf erklärt. Daher werden Uhren, die man neu kauft, und die sich noch "einschwingen", langsamer, weil die Amplitude der Unruhschwingung sich vergrößert. Einfach mal einen versierten Uhrmacher aufsuchen und reinigen bzw. ölen lassen (in Betracht des Alters und des eher geringen Wertes der Uhr) oder für viel Geld zu Breitling schaffen.

U7rmacher  24.11.2018, 17:54

Du bringst hier was durcheinander. Wenn wenig Kraft am Schwingorgan ankommt, schwingt die Unruh langsamer. Dies bedeutet aber nicht, dass die Uhr dadurch vor geht. Genau das Gegenteil ist der Fall. Wenn die Uhr voll aufgezogen ist, läuft sie schneller, als wäre kaum noch Kraft auf der Zugfeder!

Gleiches gilt für neue Uhren. Diese Uhren gehen deshalb noch nicht genau, weil der Kraftfluss der Räder aufgrund der frischen Ölung noch nicht einwandfrei ist und nicht weil die Unruh weiter ausschwingt! Hat was mit der Viskosität der Öle zu tun.

Bei einer kürzeren Spirale aber schwingt die Unruhe schneller; eine länger wirksame Spirale lässt die Unruhe langsamer schwingen und so kann man den Vor- bzw Nachgang einer mechanischen Uhr regulieren.

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darkhouse  26.11.2018, 10:19
@U7rmacher

Wurde mir von einem Werkhersteller bzw. -veredler aber genau so beschrieben. Und an meiner Kemmner hatte ich den Effekt so beobachtet. Neu lief sie mit +8 bis +10 s/d, nach vier Wochen mit 0 bis max. +2 s/d. Das wurde auch von Kemmner, den ich auch gefragt hatte, so angesagt. Ist für mich eher logisch: Wenn die Unruhe weniger weit schwingt, dass sie dann schneller wird, ist mit jedem Pendel nachzuweisen.

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U7rmacher  26.11.2018, 18:35
@darkhouse

Ich versuche es mal vereinfacht darzustellen und fange direkt beim Pendel an. Das Pendel schwingt immer gleich schnell, egal ob die Linse tief oder oben steht. Der wirksame Weg ist aber unterschiedlich und so benötigt ein tiefer-liegendes Pendel mehr Zeit zum Ausschwingen als ein hoch-liegendes (vereinfacht). Natürlich kommt auch der Isochronismus zum Tragen.

Kommt weniger Kraft durch, schwingt das Pendel langsamer= Uhr geht nach. (Amplitude lässt ebenfalls nach).

Das kann man aber nicht auf die Unruh einer mechanischen Kleinuhr übertragen. Die Unruh schwingt immer gleich schnell. Erst wenn man den wirksamen Weg verändert, ändert sich auch der Gang der Uhr. Genau aus diesem Grund geht eine voll aufgezogene Uhr (Zugfeder) am Anfang des Tages vor und am Ende des Tages, wenn Zugfeder abgespannt ist, nach.

Man muss die Uhr deshalb so regulieren, das die Uhr dem Tragekomfort des Trägers angepasst ist. Hinzu kommen Lagenverhalten und Bewegungsmuster, Bürohengst oder Handwerker?

Auch hier ist zu beobachten, das ältere Uhren dazu neigen "nach" zu gehen. Es kommt nicht mehr so viel Kraft über die Zahnräder durch, die Unruh schwingt langsamer, die Uhr geht "nach". Sonst würde ja jede alte Uhr immer "vor" gehen kurz vor eine Revision. Schon mal davon gehört, dass Uhren ganz bewusst nach der Revision zusätzlich einen Wert in den Plus-Bereich reguliert werden, um die Kraftdifferenz auszugleichen.

Das die Uhr des Fragenstellers jetzt derart "vor" geht nach so langer Tragezeit ohne Revision liegt an einem anderen mechanischen Grund. Abgenutzte/verbrauchte Zahnräder, Defekt im Räderwerk, abgenutzte Unruhzapfen, verklebte Unruhspirale, alles rein spekulativ. Der Vorgang kann aber nicht damit im Zusammenhang gebracht werden, dass die Unruh nicht so weit ausschwingt.

Das neue Uhrwerke oder frisch revisioniert, am Anfang einlaufen müssen ist klar. Uhren werden bei Vollaufzug in den Plus-Bereich reguliert. Am Ende des Tages soll die Uhr auf null rauskommen. Das geschieht aber in einigen Stunden und nicht nach vier Wochen. Sonst müsste ja jede neue Uhr nach 4 Wochen gleich wieder zur Reglage. Wie war dein Trageverhalten? Wie hast du die Uhr aufgezogen und dann über den Tag getragen? Mache ein detailliertes Gangprotokoll über die Trageeigenschaften, wie viel bewegt? Wie abgelegt? Wie aufgezogen, falls überhaupt?

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darkhouse  27.11.2018, 16:20
@U7rmacher

Ich denke auch, dass bei der ursprünglichen Frage einiges andere am Werk gemacht werden muss.

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Wenn eine Uhr innerhalb von so kurzer Zeit so stark im Gangverhalten abdriftet, ist das normalerweise entweder ein Zeichen, dass das Werk magnetisiert wurde, oder dass ein Service längst überfällig ist. 90 Sekunden pro Tag ist nicht normal, ist als Uhr auch nicht so Praktisch. Ob sich ein Service lohnt hängt davon ab wie wichtig sie dir ist. Die Kosten einer solchen Revision werden aber sehr wahrscheinlich den materiellen Wert der Uhr übersteigen, je nach dem wo du den machen lässt. Eine coole Uhr hast du da

Ist schon ein bißchen viel Abweichung, Uhren haben innen eine stellschraube zum nachregulieren. Wenn du das nur machen lässt kostet es nicht viel. Lass dir das aber sagen, weil es da Unterschiede geben kann. Ist die Abweichung jeden Tag ungefähr gleich?

jinsujoy 
Fragesteller
 23.11.2018, 00:08

es kann gut möglich sein, dass die abweichungen immer grösser werden. vor paar monaten war die abweichung unter eine minute.

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TheNewMan16  23.11.2018, 00:21
@jinsujoy

Kann sein das die stellschraube locker ist und immer mehr sich in die Richtung bewegt wo sie schneller wird.

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