Mein Opa wird dement?

3 Antworten

Mein Opa ist gerade in der selben LAge. Und beruflich habe ich auch Erfahrung mit dem Krankheitsbild. aber das ist etwas völlig anderes, zumal Bewohner erst in einem viel späteren Stadium zu uns kommen.

Der anfang ist besonders fies. Die Menschen merken, wie sie sich verändern. Sie merken ihre Vergesslichkeit. Das macht es eigentlich mit zur anstrengendsten Phase.

Wichtig ist, dass ihr jetzt zum Neurologen geht. Erstmal braucht es eine Diagnose. Auch um eventuell ähnliche Krankheitsbilder (Flüssigkeitsmangel, Depression...) auszuschließen und weil eine frühzeitige Therapie mit Medikamenten und Training den Prozess verlangsamen kann. Allerdings gibt s kein Heilmittel. Es wird schlimmer werden. Daher solltet ihr euch auch GEdanken machen, wie es in Zukunft weiter gehen soll. Mit einer offiziellen Diagnose besteht die Möglichkeit, einen PFlegegrad zu beantragen und damit auch Gelder und Hilfsmittel. Aber auch die Frage, inwiefern ihr die PFlege in Zukunft leisten könnt. Euch muss klar sein, dass Demenz fortschreitend ist. Dass diese Menschen einen starken Bewegungsdrang entwickeln und es oft auch zu einer Tag-Nacht-Umkehr kommt. Kurz gesagt: es braucht sehr viele Beteiligte und sehr viel Organisation den Opa langfristig zu Hause zu pflegen. Es ist oft unmöglich. Das heißt, man sollte sich durchaus über stationäre Angebote Gedanken machen. Denn je früher, umso größer die Chance, dass er sich einlebt und wohl fühlt. Dazu gehört natürlich auch, mit ihm über das Krankheitsbild zu sprechen. Ja, das kann man machen. Eben weil dein Opa die Veränderungen selber merken wird.

Zum Umgang: Korrigiere ihn nie. Das wichtigste ist, sein "Gesicht" zu wahren. Sie sollen sich wohl fühlen und geliebt. Da es keine Heilung gibt, braucht man sie nicht mit dem kopf auf Fehler stoßen lassen. Nehmt es einfach hin, ohne zu widersprechen. Humor hilft sehr viel. Duldet auch seine Ausreden. In der Anfangsphase haben die Menschen oft noch sehr viele Strategien, ihre Fehler zu vertuschen bzw. zu begründen. Beispiel aus einem Film: Demenzkranker legt seine Brille in den Kühlschrank. Auf Nachfrage: Kühlung hilft gegen Augenringe.

Ich sagte schon, dass ein hoher Bewegungsdrang dazu gehört. Demenz hat einen hohen Energieverbrauch. Lasst den Opa also immer essen, wenn es passt. GErne auch Fingerfood auf die Hand. Z.B. wenn Opa sagt, jetzt ist Zeit für Mittagessen, dann ist Zeit für Mittagessen, auch wenn er eben dieses vielleicht gerade gegessen hat. (Bei meinem Opa war genau diese Situation).

Ein strukturierter Tagesablauf ist lange eine gute Stütze und das Einbinden in die Aufgaben des Alltags.

Und denkt daran, dass gerade die Person, die am meisten mit dem Opa zu tun hat, die größte Entlastung braucht. Es ist super anstrengend.

verreisterNutzer  30.05.2022, 19:35

Vielen Dank für die ausführliche Antwort <3

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Gibt es dazu eine ärztliche Diagnose?

Wenn nein, ist es erst einmal nur eine Vermutung. Um Gewissheit zu haben müsste er in die Testung gehen (und nicht nur einen Mini-Mental-Test, der ist nicht aussagekräftig).

Aber an sich richtet sich die Geschwindigkeit nach dem Alter. Je jünger jemand ist, desto schneller geht es. Mit guten Medikamenten lässt sich allerdings alles verzögern. Das Problem hierbei: Ist bei einer Testung mal ein gewisser Punkt überschritten, werden sie nicht mehr verschrieben.
Habe das leider bei meiner Großtante und einer Freundin, beide in München, so erleben müssen. Vielleicht hat sich hier aber hoffentlich auch etwas geändert. Wäre schön.

Deinem Großvater helfen kann man insofern, dass man ihm ermöglicht, den Tagesablauf, den er bisher hatte, so beizubehalten, ihn auch möglichst lange (so lange es eben möglich ist) daheim leben zu lassen. Also alles, was er eben gewöhnt ist.

Dazu viel gesunde Nahrungsmittel...und GENUG trinken, Dehydratation kann auch Alzheimer-/Demenz-Symptome auslösen.

Doch in allererster Linie wäre doch, wenn noch nicht geschehen, ein Gang zum Arzt (möglichst ein Spezialist auf dem Gebiet) nötig.

verreisterNutzer  30.05.2022, 19:04

Er soll bald einen Test machen, aber es wird es vermutlich etwas kompliziert, weil wir können ihm ja nicht sagen, dass er vllt dement ist? Keine Ahnung, wie das funktionieren soll. Wie war das den bei deiner Großtante? Ist es überhaupt möglich, als demente Person zu wissen, dass man dement ist?

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Jioscha  30.05.2022, 19:15
@verreisterNutzer

Natürlich. Das ist nicht nur möglich, sondern sehr wahrscheinlich. Die Leute merken als erste, dass etwas mit ihnen nicht so ganz stimmt. Gerade in den ersten Phasen, WEISS man um die Erkrankung, es sei denn man verdrängt es.

Meine Großtante bekam die Diagnose mit 65. Sie hat die ersten Anzeichen selbst bemerkt und ist dann eigenständig zum Arzt gegangen. Mit 65 ist diese Erkrankung eine Katastrophe. Mit 75 hatten wir sie noch bei einem Ausflug dabei (und Bekannte von mir meinten, wenn sie es nicht gewusst hätten, hätten sie es nicht bemerkt - also sie sind recht geschickt über langen Zeitraum, eine Fassade zu erhalten). Mit knapp 79 war sie ein Vollpflegefall, weil sie auch alles andere vergessen hatte, wie sich zu waschen, zu laufen usw. Mit 81 ist sie gestorben.

Meine Freundin da ging es Anfang der 70er los. Sie konnte sich aber, da sie noch einen Ehemann hatte (geistig klar, aber Parkinson), lange die Fassade erhalten. Ihr Mann hat es gemerkt, sie selbst nicht. Das kam erst wie ein Schlag, als er starb. Da brach die Erkrankung auch richtig durch, weil ihr eben diese Säule fehlte. Bei ihr ging es recht schnell, dass sie auch nicht mehr daheim leben konnte.

Also es liegt er viel an einem Tagesablauf und dem gewohnten Umfeld. Schicksalsschläge sind hier wirklich Katastrophen, die solche Erkrankungen verstärken können.

Ich kenne deinen Großvater nicht, weiß also nicht, wie er darauf reagieren könnte. Aber man kann ihn ja mal zu einem großen Check-Up schicken...also Körper-Check und da eben die Alzheimer-Testung mit einbauen. Beides ist nicht verkehrt und bei einem ganzheitlichen Check wird er sicherlich nicht so misstrauisch, als nur bei der Testung alleine.
Aber sucht euch für die Testung einen sehr guten Spezialisten. Ich hab' da auch schon Dinge erlebt, als ich noch Krankenschwester war, da fasst man sich nur ans Hirn.

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Das entwickelt sich schleichend. Ich sehe es leider bei meinem Vater. Da brauchst du viel Verständnis auch wenn es weh tut zu sehen wie die Person immer weiter abbbaut. Immer ruhig bleiben, auch wenn du alles x mal sagen oder erklären musst, auch wenn es hart wird.