Mein Nachhilfeschüler hat große Schwierigkeiten beim Formulieren von Sätzen/Texten
Ich habe ein fast 12 Jahre alten Nachhilfeschüler, der in die 6.Klasse einer Realschule geht. Das Kind kommt seit 4 Jahren zu mir, 4-5 mal pro Woche, da mein Schwerpunkt bei der Hausaufgabenbetreuung liegt. Konzentrationsschwierigkeiten gab es schon immer. Was sich nun aber immer mehr rauskristallisiert, ist das Problem, Texte zu verfassen. Was ich meine ist, das Kind bildet teilweise furchtbar klingende Sätze! Die Rechtschreibung ist nicht perfekt, aber auch kein so großes Problem. Die Schwierigkeiten liegen in der Grammatik, im Satzbau und in der Ausdrucksweise! Wenn ich diese Themen einzeln übe, geht es. Soll er aber alleine einen Text schreiben, wird es schwierig. Das ist sowohl bei Texten, die er selbst erfinden darf, als auch bei Nacherzählungen oder ähnlichem.
Es gibt auch Situationen, wo ich den Kindern etwas erzähle/erkläre und es sie anschließend wiederholen lasse. Ab und an gibt der Junge auch das sinngemäß NICHT richtig wieder. Wenn ich ein anderes Kind erzählen lasse, dass es dann richtig wiedergibt, beobachte ich den Jungen genau, aber ihm fällt der Unterschied dann gar nicht auf. Ich frage ihn dann direkt, merkst du was du anders erzählt hast? Entweder kommt ein Nein oder aber er sagt Ja, kann es aber danach immer noch nicht richtig wiedergeben. Zum besseren Verständnis ein Beispiel:
Ich teilte den Kinder mit, dass ich am Wochenende das Schränkchen unter der Tafel frei räumen werde, damit die Kinder dort in Zukunft ihre Hausaufgabenhefte und Post für mich bereit legen können.
Die Version des Nachhilfeschülers war: Tanja macht das Schränkchen da leer, damit wir am Wochenende unsere Sachen dort hinlegen können!
Ich erklärte es nochmal, den anderen Kindern fiel der Unterschied direkt auf, ihm nicht. Auch der 2. Versuch war nicht richtig dargestellt. Ich ließ es ein anderes Kind richtig erklären, aber der Junge schaute uns nur mit großen Augen an.
Auch in der direkten Sprache mit mir, bildet er manchmal chaotische Sätze. Ich muss aber sagen, wenn ich dann frage: Was möchtest du? Wie heißt das richtig?, dann kann er es nach einem kurzen Überlegen meist alleine- ohne Hilfe- richtig wiederholen. Beispiel: Der Junge: Kann ich zwei Brots essen? Ich: WAS möchtest du essen? Der Junge: zwei Brote. Kann ich zwei Brote essen?
Ich muss sagen, ein Großteil der Ursache dafür, liegt sicherlich an der Erziehung, am Elternhaus. Die Kinder waren sprachlich immer etwas zurück, waren bis zur 1. Klasse auch in der Sprachschule. Das lag einfach daran, das kaum mit ihnen gesprochen wurde, auch wenn die Eltern das nicht wahr haben wollen. Der Vater spricht sehr undeutlich und Kommunikation an sich , findet in der Familie generell nicht viel statt.
Nur, wie gehe ich nun mit dem Problem um? Hat jemand Erfahrung, noch andere Formen von Übungen? Danke!
LG Takie
6 Antworten
Ich denke, es würde helfen, ihm viel vorzulesen und selber vorlesen zu lassen. Wenn man es nicht gewohnt ist, hat man kein Gespür für Satzmelodie u.ä.
Vielleicht auch Hörspiele anhören. Er scheint es ja theoretisch zu können, hat nur mit der Umsetzung Probleme.
Vielen Dank! Prima! Hörspiel finde ich eine super Idee!!!
Du machst das schon ganz gut. Weiter so! Denke aber nicht, dass alle Schwächen immer an der Sozialistation liegen! Es sieht hier eher so aus, als ob das Kind diese Sprachschwäche geerbt hat.
Nimm dir nicht zu viel vor und sei mit kleinen Fortschritten zufrieden. Manchen ist es einfach nicht gegeben.
Felix, Lehrer
Vielen Dank für Deine Antwort! Schön auch mal zu hören, was ein "Fachmann" dazu sagt;-) Ja, du hast Recht, selbstverständlich kommen nicht ALLE Schwächen durch die Erziehung u.s.w., viele sind vererbbar. In diesem Fall bin ich mir aber nicht so sicher, ob das der Hauptgrund ist. Sicher, der Vater spricht sehr undeutlich, aber das Kind z.B spricht SEHR deutlich. Es spricht halt nur grammatikalisch oder vom Satzbau her oder vom Wort an sich , völlig falsch. Nicht immer, aber eben von Zeit zu Zeit. Ich kenne die Familie schon länger und ich weiß, dass dort keine große Kommunikation statt gefunden hat. Hmm, aber wenn ich jetzt da so drüber nachdenke...doch, du wirst Recht haben! Der Große Bruder (13 Jahre) kommt auch zu mir in die Hausaufgabenbetreuung. Auch er hat Sprachprobleme und diese gehen ganz in die Richtung des Vaters. Er spricht sehr, sehr schnell und undeutlich. Vom Satzbau und von der Grammatik nicht so fehlerhaft, aber eben so undeutlich, verschluckt auch schon mal Buchstaben. Dann hat der "Kleine" vielleicht auch die "Sprachstörung" an sich geerbt, sie äußert sich nur anders. Wobei sie nun auch kein Riesenproblem ist, wie gesagt, wenn ich ihn nochmal frage oder ermutige, den Satz erneut zu formulieren, klappt das wunderbar. "Sorgen" mache ich mir eben nur, weil das schriftlich dann gar nicht klappt. Und weil er eben den Sinn von dem, was andere sprechen nicht immer richtig wiedergeben kann.
Aber ja, natürlich. Ich bin immer auch mit kleinen Fortschritten zufrieden. Mir ist nur wichtig, ihn da ein wenig zu unterstützen und zu fördern, weil dieser Sprachgebrauch gerade auch der im schriftlichem Bereich ja doch alltäglich gefordert wird, egal in welchem Fach. In Mathe muss er die Textaufgaben verstehen, in den meisten anderen Fächern Fragen selbstständig schriftlich beantworten. ...
Aber mit einigen anderen Tips hier, werden wir sicher bald den ein oder anderen Fortschritt erzielen. Danke!
Es ist ja deine Aufgabe damit das Kind besser wird, dafür bekommst du ja sicherlich auch Geld von den Eltern, also streng dich mit deinen Nachhilfestunden mehr an, der Junge braucht dich
Das ist ja alles lieb, schön und gut, auch dein Kommentar hat schon zwei "Daumen hoch"
Aber das ändert ja nichts an der Tatsache das du deinen Nachhilfeschüler nicht im Griff hast, das ist ja Tatsache, wenn du das nicht auf die Reihe bekommst solltest du den Mumm haben und das den Eltern mitteilen damit sie ihren Sprössling in andere Hände begeben wo er bessere Hilfe bekommt, das sollte mit den Lehrern und Schulpsychologen besprochen werden
Mein Nachhilfeschüler hat Probleme mit der Konzentration und im Sprachgebrauch/Satzformulierung! Woraus ziehst du da den Entschluss, dass ich ihn da nicht "im Griff habe"? Nicht jeder Mensch lernt gleich und da muss man eben manchmal schauen, welches die beste Methode ist. Um das mal klar zu stellen: Dadurch, dass der Junge zu mir kommt, konnte ein Sitzenbleiben verhindert werden, kann der Junge jetzt sogar auf die Realschule und steht in Französisch z.B. auf eine 1!!! Das soll ich jetzt hinschmeißen, weil er woanders Probleme hat??? WAS wäre ich denn dann für eine Hilfe, wenn ich nicht wenigstens vorher versuche, das , wie du es nennst "in den Griff" zu bekommen?
Und um dir mal die Augen zu öffnen: ICH würde immer zum Wohl des Kindes entscheiden und würde von daher auch "den Mumm haben und das den Eltern mitteilen, damit sie ihren Sprössling in andere Hände begeben könnten, wo er BESSERE Hilfe bekäme", nur stellt sich diese andere Möglichkeit nicht so leicht. Mit den Lehrern sind wir in Kontakt und eine andere Hausaufgabenbetreuung/Nachhilfe käme für die Eltern schon aus finanzieller Sicht nicht in Frage. Von Psychologen oder anderen Beratungsstellen halten sie nichts. Das heißt, um das mal klar und deutlich zu sagen: Wie du schon festgestellt hast, BRAUCHT DER JUNGE MICH. Entweder ICH helfe ihm, oder er steht alleine da.
Du widersprichst Dich selber, indem du mir erst sagst, ich soll für den Jungen da sein, jetzt soll ich lieber erkennen, dass ich das nicht in den Griff bekomme....ich stehe doch erstmal am Anfang des Problemes. Wenn wirklich keine Besserung eintreten sollte und/oder es noch schlimmer wird, würde ich natürlich andere Schritte in Betracht ziehen, wie z.B. das zu Rate ziehen eines Schulpsychologen.
Aber ZUNÄCHST wollte ich einfach nur einen Tip WIE ich diese Schwäche üben, verbessern kann. Nicht mehr, nicht weniger. Im Übrigen hört sich deine Formulierung: "..dass du deinen Nachhilfeschüler nicht im Griff hast...", auch sehr negativ ihm gegenüber an. Er ist ein liebes, fleißiges Kind. Seine "Probleme" hat er sich nicht selbst ausgesucht. Dadurch, dass ihm das so Schwierigkeiten bereitet, fallen ihm auch sämtliche Hausaufgaben schwerer, die mit Fragen beantworten u.s.w. zu tun haben. DESHALB will ich ihm helfen! DESHALB habe ich hier nach Möglichkeiten und Alternativen gefragt! Und WESHALB dramatisierst DU das jetzt so und machst das so schlecht und redest/schreibst mit mir, als hätte ich was verbrochen?
also streng dich mit deinen Nachhilfestunden mehr an, der Junge braucht dich
Lies den Text in Ruhe, dann fällt dir sicher auch auf, dass der Junge schon seit 4 Jahren betreut wird.Mein persönlicher Eindruck ist, dass sich hier jemand wirklich bemüht, diesem Jungen zu helfen.
Üben, üben, üben. Am Einfachsten wäre es wohl, wenn der Junge sich dafür begeistern könnte zu lesen. Bücher, Zeitungen, Zeitschriften. Aber irgendwie klingt das so, als endet das ganze früher oder später in einer Förderschule.
vielleicht mal zu einem logopäden oder zu einem arzt. Ich würde darauf tippen, dass es eine Entwicklungsstörung ist.
also liebe CEWE 1 , natürlich ist es meine Aufgabe, dass das Kind besser wird. Deshalb hole ich mir ja von Zeit zu Zeit Rat!!!! Halte meine Augen und Ohren offen für neue/andere Methoden. Auch Kritik nehme ich gerne an, weil man durch diese ebenfalls lernen kann. Allerdings gebe ich zu, dass mir Antworten, wie die die du mir hier gegeben hast, keineswegs weiterhelfen. WOHER weißt du denn, dass ich mich NICHT genug anstrenge??? Du kennst mich und meine Situation nicht und urteilst darüber? Und , um mal kurz darauf einzugehen:
Mein "Verdienst" liegt bei noch UNTER 2 Euro die Stunde! DAVON bezahle ich kleine Belohnungen für die Kinder (als Motivation bekommen sie bei guter Mitarbeit täglich einen Chip, die sie dann hinterher gegen Dinge wie Stifte, Bücher, Füller oder ähnliches eintauschen können), Davon finanziere ich das Kaugummi, das hier täglich für die Kinder bereit liegt, weil ich gelesen hab, dass manche Kinder durch das Kauen leichter lernen oder sich leichter konzentrieren können, die Getränke und das Obst und die Süßigkeiten für unseren Süßigkeitentag, den es 1x in der Woche gibt, damit die Kinder, die ja TÄGLICH hier hinkommen auch FREUDE mit der Nachhilfe verbinden können. Außerdem werden alle Anlässe bedacht, Nikolaus/ Ostern und besonders Weihnachten, machen wir eine kleine Weihnachtsfeier, bei der es auch immer eine Bescherung gibt, wo es Lernspiele für die Kinder gibt! Auch eine Karnevals- und Halloween-Party gibt es immer!
Damit sie Schule nicht nur mit Lernen verbinden und auch an den schönen Aktionen teilhaben können, die ja auch glücklicher Weise zum Schulalltag dazu gehören, backe ich auch für Anlässe Kuchen oder spende kleine Summe für den Marathonlauf oder sonstiges, weil die Eltern der Kinder da leider nicht so engagiert sind, um es mal harmlos auszudrücken. Ich mache das alles gerne UND VOR ALLEM, WEIL ICH WEIß, DASS DIE KINDER MICH BRAUCHEN! und normalerweise verliere ich da auch kein Wort rüber. Wenn ich dann aber Hilfe, Rat oder Anreize suche, weil ich im übrigen KEINE gelernte Lehrerin bin , finde ich es mehr als schade solche Antworten zu bekommen, die mir unterstellen, ich würde mir nicht genug Mühe geben, im Gegenzug aber auch KEINE Idee beinhalten, WAS genau ich machen könnte!
Ach ja, die Stunden, die ich sitze, um mich über Probleme der Kinder zu informieren, Französisch zu lernen (damit ich meinem Nachhilfeschüler helfen kann, denn ich habe auch nie nur einen einzigen Tag Französisch gelernt!) und Übungsblätter zu erstellen, sind in meinem "Gehalt" auch noch nicht mit eingerechnet! Aber danke, dass du mich daran erinnert hast, das ich ja Geld für meine Arbeit bekomme....
Wenn du demnächst jemandem unterstellst, er gebe sich nicht genug Mühe, mach DU dir erstmal die Mühe, deine Antwort so zu formulieren, dass sie eine Hilfe ist/sein könnte. Oder wenigstens solche Thesen nicht aufzustellen, ohne dass du die Sachlage überhaupt kennst!
Wenn du aber immer noch der Meinung bist, ich müsste mir noch mehr Mühe geben, weil ich ja schließlich Geld dafür bekomme, teile mir wenigstens mit, WIE und an WELCHER STELLE, ich mich da mehr bemühen sollte, vielleicht kann ich dich ja dann verstehen und vielleicht kommt ja bei mir dann die Erkenntnis, dass du gar nicht so Unrecht hast. LG Takie