Medizin studieren: welche Kurse fürs Abitur wählen?
Wie bereits genannt, lautet mein Studienwunsch Medizin. Die Probe-Kurswahl liegt nun hinter mir, aber sie war mit mehrmaligem Verzweifeln verbunden.
Ich bin keine schlechte Schülerin, auch wenn meine Durchschnittsnote im Halbjahreszeugnis leider nicht besonders gut war (1,98), aber das habe ich auch meinen mündlichen Noten zu verdanken, die meistens zwischen einer 2-3 oder einer 3-4 liegen, weil ich mich so gut wie nie im Unterricht melde, aus Angst davor, ausgelacht zu werden und auch dadurch, dass ich meine eigenen Fähigkeiten stark in Frage stelle.
Jedenfalls bin ich mir nun unsicher, welche Fächer ich bei meiner richtigen Kurswahl, vermutlich im Juni, priorisieren soll, da sich die Ratschläge in zwei "Parteien" aufteilen. Es gibt einmal die, die mir raten, meine "sicheren" Fächer zu wählen (bei mir sind es Sprachen, da erlange ich meistens ganz gute Noten), um den NC für die Zulassung für einen Studienplatz (etwas leichter) erreichen zu können.
Auf der anderen Seite sind Fächer wie Biologie und Chemie eben essentiell, auch im Studium und es wäre nicht gut, diese abzuwählen. Dadurch, dass ich zwei Sprachen gewählt habe, müsste ich sowieso eine Naturwissenschaft belegen. Nun ist aber die Frage, soll ich mich eher auf den NC fokussieren, oder meine Prüfungen in den Naturwissenschaften belegen, auch, wenn mir diese nicht ganz so liegen wie die Sprachen?
Ich freue mich auf hilfreiche Antworten.
6 Antworten
Hi,
Jedenfalls bin ich mir nun unsicher, welche Fächer ich bei meiner richtigen Kurswahl, vermutlich im Juni, priorisieren soll, da sich die Ratschläge in zwei "Parteien" aufteilen.
Das tun sie üblicherweise - und beide Wege sind mit Vor- und Nachteilen verbunden.
Legt man den Fokus auf die inhaltlich sinnvolle Fächerwahl, geht man unter Umständen das Risiko ein, weniger Punkte zu erzielen und schlicht keinen Studienplatz zu erhalten.
Legt man den Fokus auf die Durchschnittsnote, geht man das Risiko ein, in den Naturwissenschaften im Studium Schwierigkeiten zu bekommen.
Grundsätzliche Empfehlung
Wenn man schon über die Noten "nachdenken" muss, fährt man mit der Strategie "bestmögliche Punktzahl im Abitur" meist besser.
Vorkenntnisse in den Naturwissenschaften sind zweifellos hilfreich - aber so wirklich "kriegsentscheidend" sind sie meist auch nicht. Entsprechende Themen werden auch während des Studiums erarbeitet; nur eben mit wesentlich mehr Eigenleistung und wesentlich schneller als in der Oberstufe.
Im Grunde genommen bekommt man bei den Naturwissenschaften in Hinblick auf das Medizinstudium ohnehin kaum eine "optimale" Fächerwahl hin:
- Biologie ist primär wegen den Biochemie-Anteil "interessant" - ansonsten ist es zwar viel zu lernen, die geforderte Komplexität aber meist überschaubar
- Chemie ist kompliziert und viel - Vorkenntnisse sind hier zweifellos sehr nützlich,
- Physik - ist so ein wenig das unterschätzte naturwissenschaftliche Fach der Vorklinik. Gerade, weil es auch durchaus sehr mathelastig ist, macht es dann doch überraschend vielen Probleme.
LG
Wenn deine Abiturnote nicht reicht, um einen Studienplatz zu bekommen, ist vollkommen wurscht ob deine Fächerwahl irgendwelche fachlichen Vorteile hatte.
Des Weiteren lernt man im Studium sowieso sehr viel Neues, das man vorher nicht konnte - wenn dazu dann eben in den ersten Monaten noch das Nachholen einiger naturwissenschaftlicher Grundlagen kommt, macht das den Kohl auch nicht mehr fett. Du merkst ja in den Vorlesungen, wenn dir was fehlt das als bekannt vorausgesetzt wird. Das holst du nach und gut ist. Kann dir übrigens auch in Fächern passieren, die du als Leistungskurse belegt hattest - weil die Dozenten an der Uni eher wenig Ahnung davon haben, was Abiturstoff ist und was nicht.
Also, klarer Fokus auf "so viele Punkte wie möglich"!
Das Problem, dass ich Angst hatte ausgelacht zu werden, kenne ich. Wobei es bei mir nicht nur eine Angst war, sondern so zwischen der 7. und 9. Klasse war das tatsächlich oft der Fall. Mir haben zwei Strategien geholfen: 1. habe ich mir beschlossen, dass mir die Meinung meiner Mitschüler egal ist. Die geben keine Noten. Und 2. war ein gepflegtes Scheiß drauf. Ich habe den Spieß umgekehrt und mir offen gedacht "der Unterricht ist langweilig, ich melde mich mal damit alle was zu lachen haben". Komischerweise haben sie genau dann nicht mehr gelacht.
Dankeschön! Ich schätze es sehr, dass du dir die Zeit genommen hast, mich so ausführlich zu beraten. Vielen Dank! Einen schönen Nachmittag dir!
Wesentlich ist (leider) noch immer die Abitur-Durchschnittnote, da die weiterhin den größten Einfluss auf die Zulassung zum Med.Studium hat.
Seit diversen Reformen und v.a. der Einführung des ADH (Auswahlverfahren der Hochschulen), wo die Unis sich die Studenten teilweise selbst aussuchen können, seitdem KANN auch die Fächerwahl bei der Entscheidung über die Zulassung eine Rolle spielen - wie auch div. spezifische Erfahrungen / Engagement.
Da der größte Faktor aber immer noch die Abinote ist, solltest du tatsächlich Fächer wählen, bei denen du die besten Notenchancen hast.
Sei vorbereitet, dass in den ersten Studiensemestern (Vorklinik) das "Tempo" insbesondere bei den Naturwissenschaften ziemlich hoch ist!
Da hast du recht. Vielen Dank für deine tolle Antwort!
LG und einen schönen Nachmittag dir!
... nur als Ergänzung:
Bitte informiere dich -eher regelmäßig- über die jeweils aktuelle Lage bei der Studienplatzvergabe, z.B. bei www. hochschulstart.de und den für dich ggf. in Frage kommenden Unis.
Viel Erfolg!
auf den NC fokussieren. Ich habe in meinen LKs ab und zu "Arztnachwuchs" gehabt. In deren Elternhaus schon feststand, dass sie das machen sollten, egal wie geeignet die waren :D und die sollten logischerweise immer Bio LK machen.
Das ist natürlich so, dass der Unterricht in der Oberstufe "wissenschaftspropädeutisch" ist. Das ist ein Richtziel des gymnasialen Unterrichts und bedeutet ein Ausrichten des Unterrichtes auf die Aufnahme eines Studiums. Die Vermittlung ausgesuchten Grundlagenwissens, anhand ausgewählter Beispiele, am Prinzip des Exemplarischen, die Vertiefung von problembezogener Reflexions- und Urteilsfähigkeit, eine Einführung in wissenschaftliche Verfahrens- und Erkenntnisweisen. Daher ist der Bio LK natürlich empfehlenswert. Was da in Zellbiologie, Tier- oder Pflanzenphysiologie oder Neurophysiologie vorkommt, begegnet dir später wieder. Weil der Unterricht lehnt sich ja an diese Studieninhalte an, wenngleich er auch andere Zielsetzungen verfolgt und sie stark didaktisch reduziert. Weil es ist Schule und keine Uni, der Abschluss ist allgemeinbildend und kein Uniexamen.
Jedoch habe ich aktuell auch eine Nachhilfeschülerin, die das gleiche Problem hat. Sie will eigentlich Medizin studieren, steht auch oft 1, ist intelligent und strebsam, aber die Bio-LK-Note wird durch die schriftlichen Leistungen stark gemindert. Da sie nicht immer Zugang findet. Sie gleicht das über das Mündliche aus und rettet sich auf eine 3 oder sogar 2, aber das bedeutet leider eine Abwertung von 1. Das kann einem passieren.
Daher würde ich, wenn der Wunsch sehr stark ist und die Sorgen um die Benotung groß, zähneknirschend sagen, nimm den NC in den Fokus. Du fängst dann an der Uni in manchen Themen bei 0 an und musst dich vermutlich anstrengen. Was dich natürlich auch an den Rand der Verzweiflung bringen könnte. Da unser System aber so beschränkt ist und der NC als Damoklesschwert über der Gestaltung deines weiteren Lebenswegs schwebt, solltest du ihn, auch wenn es kontraproduktiv ist, im Auge haben. LG
Das kann einem passieren und dann verlängert es die Wartezeit.
Du meinst hoffentlich nicht die Wartezeit i.S. von "Wartesemestern"?
Weil es DIE schon eine ganze Weile nicht mehr gibt (bezogen auf Medizinstudium)
Tja, leider SEHR veraltete Infos!
Bitte schön:
https://www.die-hochschulanwaeltin.de/wartesemester-medizin-abgeschafft-ist-das-rechtmaessig/
Die Wartezeitquote wird nach einem Beschluss aus 2020 abgeschafft und ab 2022 durch die Eignungsquote ersetzt.
Die Eignungsquote macht neu einen 10% Anteil der Studienplätze für das Medizinstudium aus
https://www.praktischarzt.de/medizinstudium/wartesemester-medizin/
von "sehr veraltet" kann man bei " ab 2022" eigentlich nicht sprechen. Denn das war ab letztes Jahr.
Nun, ich bin kein Studienberater einer Uni und kann oder will deren Arbeit nicht ersetzen. Letztlich bleibt der NC ja bestehen. Und je näher der FS an ihn herankommt, desto günstiger sind die Zulassungschancen.
Zitat (aus o.g. Quelle):
Seit der Vergabe der Studienplätze für das Sommersemester 2020 finden neue Regelungen Anwendung,
Steht dort auch. Und seitdem (eigentlich schon seit dem Urteil aus 2017) konnte / sollte jedem Bewerber klar sein, dass die Wartezeitqoute ausläuft bzw. diese bei neuen Bewerbern nicht mehr greift.
Daher muss der von dir angegebene Link offenbar schon älter sein, wenn die 2017 absehbaren Änderungen dort keine Berücksichtigung fanden, im Gegenteil noch solche "Vermutungen" beschrieben werden:
Mit einer zukünftigen Verkürzung der Wartezeit aufs Medizinstudium kannst Du daher leider nicht rechnen!
Wie auch immer, die Wartezeitquote ist für neue(!) Bewerber lange (und um einen solchen / eine solche geht es hier ganz offensichtlich) und für "Altberwerber" auch schon ne ganze Zeit vorbei
Und da seit Jahren immer noch und immer wieder an den Zulassungsmodalitäten gebastelt wird (zudem neue Studienmöglichkeiten dazukommen) sollte jeder Interessent sich diesbezüglich aktuell halten (z.B. bei www.Hochschulstart.de UND den jeweils interessierenden Unis)
Definitiv den NC fokussieren. Du wirst alles notwendige im Studium lernen und kannst im Zweifel privat auch "mehr machen" in dem Themenbereich
Super, vielen Dank für deine Antwort! Hab einen schönen Sonntag! :)
Wow, danke! Ich schätze deine ausführliche Antwort so sehr, danke! :) Einen schönen Nachmittag wünsche ich dir.