Manche bezeichnen den 8. Mai 1945 als „Tag der Nieder- lage“. Andere beschreiben ihn als „Tag der Befreiung“. Warum denken die Menschen so unterschiedlich?
6 Antworten
Die Niederlage war schon lange vorher abzusehen. Die Nazis wollten das aber nicht wahrhaben und lebten bis zu diesem Tag in Hoffnungen. Für sie war damit die "schöne Nazi-Zeit" vorbei. Objektiv betrachtet war es aber der Tag der Befreiung, weil der Krieg schon lange hoffnungslos war und man von dem Nationalsozialismus befreit wurde
Ich, seit Geburt antinazionalsozialistisch aufgewachsen, sozusagen schon von der Elternseite her Antifa, sehe den Tag eher als Tag der Niederlage. Für die man natürlich dankbar sein muss.
Tag der Befreiung rückt für mein Verständnis die dt. Bevölkerung zu sehr in die Reihe der wirklichen Opfer des Regimes, und das finde ich respektlos. Es erinnert mich an die Aussprüche von Deutschen bei der Entnazifizierung. "Ich war immer dagegen." Ja, ab dem 8.Mai 1945 war man immer dagegen. Nachbarn meines Vaters, die glühende Nazis waren und deren Sohn Hans Adolf hieß und auch so gerufen wurde, strichen am 8.Mai stillschweigend den Namen Adolf und nannten ihn nur noch Hans.
Befreit wurden die Antinazis, die Juden, Sinti und Roma aus den KZs, die Juden, die sich verstecken konnten und so weiter. Deutschland aber wurde besiegt.
Deutschland wurde besiegt und nicht befreit. Deutschland wurde befreit - das klingt so, als sei ein außerirdisches Raumschiff in die Luft gesprengt worden. Die Nazis waren aber keine Außerirdischen, sondern "stinknormale" Deutsche.
Von daher: Deutschland wurde besiegt. Gott sei Dank. DAss sich die Deutschen danach von der Last des Krieges befreit fühlten, ändern nichts daran. Sie wurden nicht befreit. Wovon, von den eigenen Verbrechern?
Zu jedem Thema gibt es verschiedene Meinungen. Das ist normal. Jeder ist anders aufgewachsen, hat eine andere Bildung, anderen Umgang, andere Wurzeln,...
Die Einen gehören zu den ewig Gestrigen, die schon 1933 die Grundlagen zur Machtergreifung der Nationalsozialisten geschaffen haben. Angefangen von den Monarchisten über Träumer von Deutschland in den alten Grenzen, bis hin zu Alt- und Neunazis.
Die Anderen sehen das Ende des Krieges als Befreiung von den Nationalsozialisten.
Weil es völlig normal ist, dass Menschen Ereignisse unterschiedlich einschätzen. Und das gilt hier in besonderem Maß.
Gruß, earnest