War der 8.Mai 1945 für die Deutschen ein Tag der Befreiung?

10 Antworten

Selbstverständlich war es eine Befreihung, doch gefühlt war es dieses nur für eine Minderheit.

Deutschland hatte den Krieg verloren und wurde nun von den Besatzungsmächten aufgeteilt. Es gab Internierungen, Hausräumungen für die Besatzungsmächte und auch oft Übergriffe auf die Zivilbevölkerung. Die Menschen in den ehemaligen Ostgebieten verloren ihre Heimat. Sie wurden vertrieben und kamen in ein zerstörtes Deutschland, dass keinen Wohnraum für sie zur Verfügung stellen konnte. Dieses führte dazu, dass sie zwangsweise auch bei Privatpersonen untergebracht wurden. Das war kein fröhliches Willkommen heißen.

Bis 1948/49 waren es eindeutig Besatzungsmächte, welche Macht ausübten und Angst einflößten. Erst durch den Beginn des Kalten Kriegs änderte sich das Verhalten der Besatzungsmächte langsam und die Meinung der Bevölkerung benötigte noch länger dazu.

Ein sehr wichtigen Beitrag zur Verständigung, der hier lebenden Bevölkerung, mit den anderen Staaten und mit der Akzeptanz der hier eingeführten Demokratie, bildeten die Seminare für politische Bildung. Von diesen Seminaren gab es eine immer größer werdende Auswahl, für alle Bürger. Dafür gab es bezahlten Sonderurlaub, zu Beginn sogar jedes Jahr 2 Wochen. Wer Beamter werden wollte, musste so ein Seminar besuchen, um überhaupt neu aufgenommen zu werden und es wurde sehr stark gefördert, jährlich Seminare zu besuchen. So kam mein Vater zu Beginn der 50er Jahre gleich für 14 Tage nach Großbritannien. Das Seminar wurde in Deutsch gehalten. Mein Vater hat nie wirklich englisch gelernt, so wie es damals selbst auf einem Gymnasium üblich war. Er war so begeistert von den vielen, für ihn neuen Erfahrungen, dass er jährlich mindestens an einem Seminar teil nahm.

Ich besuchte selbst noch einzelne Wochenendseminare zu verschiedenen Themen um 1980. Aus Kostengründen wurde die staatliche Förderung ab den 60er Jahren immer weiter zusammen gestrichen und die durch den Arbeitgeber zu zahlende Zeit als Arbeitszeit immer weiter reduziert. Sonderurlaub gibt es heute nur noch mit speziellen Antrag und man hat mit beruflichen Schwierigkeiten zu rechnen, wenn man es beantragt.

Aber wie haben sie das damals gefunden?
  • Zum Teil als totale Niederlage
  • Überweigend als Erleichterung, dass nun endlich der Krieg vorbei ist

Der Gedanke, dass das eigentlich eine Befreiung war, hat sich erst viel später im Rückblick entwickelt.


HugoGuth  05.12.2021, 09:11

"...als Erleichterung...": nicht in dem Viertel von Deutschland, dessen Bevölkerung komplett vertrieben wurde!

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HugoGuth  05.12.2021, 12:08
@Hamburger02

Nein, Flucht und Verteibungen und auch Verschleppungen begannen schon lange vorher! Siehe die Flucht aus Ostpreußen im Winter 194445 (Wilhelm Gustloff)!

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Hamburger02  05.12.2021, 14:32
@HugoGuth
Flucht und Verteibungen

Das sind zwei verschiedene Vorgänge. Die Flucht aus Ostpreußen, Schlesien und dem Sudetenland vor den anrückenden Russen war noch im Krieg. Das hat mit den Gefühlen bei Kriegsenden direkt nichts zu tun. Aber auch die Geflüchteten, die den Westen erreicht hatten, waren froh, dass der Krieg vorbei war und auch in deren Mittelpunkt stand dann das weitere Überleben und keine Politik.

Die Vertreibung aus den ehemaligen Ostgebieten begann erst nach dem Krieg. Da wich die Erleichterung über das Kriegsende und den überlebten Krieg dann allerdings schnell einer gewissen Ernüchterung.

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HugoGuth  05.12.2021, 14:43
@Hamburger02

Den Menschen - vor allem den Frauen - in Ostdeutschland nützte das Kriegsende nicht viel, da die vor dem 08.05.1945 begonnenen Vergewaltigungen nahtlos weitergingen!

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Hamburger02  05.12.2021, 14:54
@HugoGuth

Das ist durchaus auch ein Aspekt...hörte aber bald nach Kriegsende wieder bis auf Einzelfälle auf.

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HugoGuth  05.12.2021, 15:15
@Hamburger02

Manche Leute blieben aber in den Ostgebieren noch jahrelang gefangen, bis sie nach Mitteldeutschland gelangen konnten!

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Felix968629  05.12.2021, 11:36

Können sich unsere überheblich moralinsauren Kiddies nicht vorstellen.

Diese hätten ja alle bereits den Dienst beim BdM oder bei der Hitlerjugend verweigert.

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Hamburger02  05.12.2021, 11:45
@Felix968629
Können sich unsere überheblich moralinsauren Kiddies nicht vorstellen.

Nun, so krass würde ich das nicht formulieren, wobei ich inhalltlich nicht widersprechen möchte. Umso wichtiger ist es dieses Kapitel ausführlich im Geschichtsunterricht zu behandeln.

Die Menschen damals hatten ganz andere Sorgen, als sich Gedanken über Politik Internetgeschwindigkeiten oder Handyverbote zu machen. Da ging es nur ums nackte Überleben.

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Der 8.Mai 1945 war nicht die Befreiung sondern der Tag an dem die 4 Zonen entstanden. "Befreit“ wurden sie schon eher

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Mich interessiert das

Eigentlich schon! Sieht aber immer noch nicht jeder so!

Bild zum Beitrag

Woher ich das weiß:Hobby – Bin Deutscher mit "Nazi Hintergrund" ...!
 - (Deutschland, Geschichte, Zweiter Weltkrieg)

Für den überwiegenden Teil des Volkes kann man sicherlich sagen das sie von sich selbst befreit wurden, für andere hingegen war der Begriff "Befreiung" zutreffend, denn sie warteten in den Konzentrationslagern und den Gefängnissen der Gestapo nur noch auf ihren Henker.

Für alle anderen Staaten galt aber ausnahmslos der 8. Mai 1945 als Befreiung der Welt vor den Deutschen und der menschenverachtenden nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Geschichte Schwerpunkt Deutsches Reich / Nationalsozialismus