Macht sich die Handwerk Ausbildung durch schlechten Image selbst unbeliebt?

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

In jeder Branche gibt es schwarze Schafe. Im Einzelhandel, im Handwerk, überall…

daher bin ich damals einfach zur bbs gegangen und hab nach Ausbildungsbetriebe gefragt, wo Azubis zufrieden waren

Die Gründe sind meistens schlechte Bezahlung, sehr schlechte Atmosphäre und es ist wie in einen Brüllaffengehege also jede Person schreit sich an. 

Das ist ziemlich verallgemeinert, ich würde sogar soweit gehen und sagen das ist völliger Stuss! Klar könnte die Bezahlung in dem ein oder anderen Handwerksberuf besser sein, als Handwerker ist man allerdings immer und überall gefragt, gerade in Zeiten von Fachkräftemangel. Als guter Handwerker verdient man ungefähr an die 2,100- 2,500€ Netto im Monat je nach Erfahrung.

Das mit der schlechten Atmosphäre ist auch ein ziemlich weit hergeholtes Argument, klar gibt es Betriebe oder einzelne Kollegen die es versäumt haben sich wie zivilisierte und gesittete Menschen zu unterhalten, allerdings ist das die Ausnahme. Klar kann der Ton im Handwerk ab und zu etwas rauer werden, gerade wenn viel los ist und alle dementsprechend etwas dünnhäutiger sind, allerdings ist Handwerk kein Ponyhof. Wenn man sich allerdings bemüht und seine Arbeit immer schön sorgfältig ausführt wird niemand was zu meckern haben!

Handwerk ist nichts für Warmduscher! Entweder man ist dafür gemacht oder eben nicht!

Ich selbst habe auch einen handwerklichen Beruf erlernt und kann mich weder über schlechte Bezahlung oder einer menschenunwürdigen Atmosphäre beschweren. Wir respektieren und schätzen uns gegenseitig und unterstützen uns, unser Chef legt auch sehr großen Wert darauf uns gut zu behandeln und uns nicht als selbstverständlich zu betrachten.

greenpolitics 
Fragesteller
 27.01.2024, 09:00

Für viele ist das halt ein großer Kontraargument, weshalb die meisten Habdwerk direkt ablehnen.

Ich glaube, wo generell viel körperliche Arbeit erwartet wird, wird meistens schon von vielen ausgeschlossen.

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Dg31one  27.01.2024, 09:56
@greenpolitics

Und das ist das Problem in der heutigen Zeit! Vor körperlicher Arbeit scheut man sich. Das wissen über Handwerksberufe basiert auf überholten Vorurteilen und Ignoranz. Ignoranz ist bekanntlich der Nährboden für Vorurteile.

Ich finde man sollte sich immer ein eigenes Bild machen, in dem man es einfach nur ausprobiert. Einfach mal ein Praktikum machen für ein paar Tage und dann kann man Schlüsse ziehen. Manchmal sind die Dinge vor denen man sich selbst scheut am Ende garnicht mal so schlimm.

Viele stellen sich das Handwerk wie den Pyramidenbau vor 4,5 Tausend Jahren vor.

Handwerk ist viel mehr als nur Männer die sich gegenseitig anschreien, harte körperliche Arbeit oder etwas für Leute die schlecht in der Schule waren. Im Handwerk ist kreatives Denken und Konzentration das A und O! Man muss ein gutes technisches und logisches Denken haben.

Wir brauchen Handwerker komme was wolle! Ohne Handwerker würde nämlich nichts mehr laufen! Spätestens wenn das Dach undicht ist, die Wasserleitungen rissig sind oder das Auto kaputt ist und keiner da ist um diese Sachen zu reparieren, ist das Geschrei riesengroß! Deshalb ist es umso wichtiger das wir das alles aufrecht erhalten und zusehen das wir nachwuchs bekommen.

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Norina1603  27.01.2024, 11:38
@Dg31one

Deinen beiden Beiträgen stimme ich voll und ganz zu, ein Bekannter hatte damals deswegen eine Abmahnung bekommen, weil er ungeduldig und angeblich zu laut war, er bekam aber auf dem Arbeitsgericht (Abmahnung) recht, der Richter begründete das damit, dass der Ton am Bau rau aber herzlich sei und die Abmahnung musste aus den Papieren entfernt werden! Nun ja, manche sind eben etwas dünnhäutiger😊🤔

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Dg31one  27.01.2024, 11:43
@Norina1603

Klar entweder man kommt damit klar oder eben nicht, Natürlich heißt das jetzt nicht das im Handwerk Geschrei und Geschimpfe der normale Ton sind, wir unterhalten uns auch ganz gesittet und freundlich. Merken wir allerdings das jemand anfängt Unsinn zu machen oder Anweisungen ignoriert werden kann der Ton etwas lauter werden.

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MrWhite99  11.03.2024, 15:48

Ich selbst habe die Ausbildung bei einem schwarzen Schaf gemacht. Solche Betriebe kann man sich nicht einfach wegreden. Ich glaube dir das es gute Handwerksbetriebe gibt, aber es gibt ebenfalls leider viele schwarze Schafe.

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MrWhite99  27.03.2024, 04:04
@Dg31one

Da hilft wohl nur selbst als gutes Beispiel voran zu gehen ;). Ich bin mir sicher, dass gute Ausbildungsbetriebe auch gut rumgesprochen werden und das als eine gute Chance für viele junge Leute gesehen wird. Und natürlich sollte ein Betrieb schon beim Bewerbungsverfahren ungeeignete Bewerber aussortieren (beispielsweise mit einem kleinen Praktikum in den Ferien vor dem regulären Ausbildungsbeginn). Ich kann beide Seiten verstehen. Es gibt schlechte Auszubildende, aber auch schlechte Ausbilder. Als Ausbildungsbetrieb hat man viel Verantwortung und viele Betriebe verstehen oftmals leider nicht was für eine Art von Facharbeiter sie wirklich brauchen. Manchen Betrieben ist es auch so egal, hauptsache es gibt neue billige Arbeiter, an denen man die Dreckarbeit/Billigarbeit abladen kann. In deren Augen müssen die Lehrlinge auch nichts sinnvolles lernen und man muss sich nicht die Mühe machen diese wirklich zu fördern. Das Handwerk hat Probleme und es hilft nicht diese Probleme zu ignorieren. Man kann es nur selbst besser machen und darüber aufmerksam machen, dass man als junger Mensch sich genau den richtigen Betrieb aussuchen muss und wie man einen guten Betrieb erkennt. Die Betriebe könnten wirklich mehr machen. Man stelle sich einen Betrieb vor, wo die Auszubildenden super gerne arbeiten gehen und auch wirklich Leistung zeigen wollen! Wie gerne hätte ich das in meinem Ausbildungsbetrieb gehabt. Ich war am Ende froh unter Schmerz und Tränen den Abschluss in der Hand zu haben und danach mein eigenes Ding zu machen.

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Dg31one  27.03.2024, 12:46
@MrWhite99

Sehr schön formuliert! Hätte ich nicht besser zusammenfassen können!

Beim Punkt billige Arbeiter gebe ich dir voll und ganz recht! Leider ist es immer noch in vielen Ausbildungsbetrieben noch Gang und Gäbe das die Azubis verheizt werden und meist die niedersten und ekelhaftesten Aufgaben verrichten dürfen und quasi den Deppen vom Dienst spielen müssen, und meist den Aufgabenumfang und das selbe Pensum wie eine vollwertige Fachkraft leisten müssen bei mickrigen Lehrlingsgehalt!

Natürlich verlieren so viele junge Leute den Spaß und das Interesse an den Handwerksberufen und generell an Berufsleben! Das ist leider nicht nur im Handwerk so sondern das zieht sich mittlerweile durch alle Branchen.

Ich selbst musste da damals in meinem alten Ausbildungsbetrieb auch durch. Es gab zwar Gesellen die darauf wert legten das wir was anständiges beigebracht bekommen und an manchen Tagen nahmen sie sich Zeit dafür, allerdings war das die Ausnahme! Zu 90% mussten wir das erledigen worauf alle anderen keinen Bock hatten und durften uns dann undankbare Sprüche oder eine Gardinenpredigt anhören wenn wir dafür länger gebraucht haben oder Probleme entstanden sind.

Ich war heilfroh als ich meinen Abschluss erlangt habe und diesen Saftladen endlich verlassen konnte!

Mittlerweile habe ich eine Anstellung in einem anderen Betrieb und habe seit etwa einem Jahr die Aufgabe die neuen Azubis und Mitarbeiter anzulernen! Gerade bei den Azubis versuche ich immer feinfühlig ranzugehen und bin in vielerlei Hinsicht nachsichtiger, da ich selbst weiß wie es ist nichts zu wissen aber andauernd angebrüllt zu werden und unter Druck gesetzt zu werden wenn etwas nicht so gut funktioniert! Ich war selbst noch vor 5 Jahren in dieser Stellung und weiß noch allzu gut wie es ist andauernd verbal eins auf die zwölf zu bekommen und für alle der Prügelknabe zu sein!

Selbst unser Chef hat an uns alle appelliert das wir mit den Azubis immer etwas geduldiger und verständnisvoller umgehen sollen!

Wenn einer meiner Schützlinge etwas nicht weiß oder für eine Aufgabe etwas länger braucht, dann erkläre ich alles in Ruhe, wenn’s sein muss erkläre ich es auch 8 mal bis es verstanden wird. Ich versuche gezielt nicht auf die alte strenge Methode zu setzen nach dem Motto der Sprung ins kalte Wasser. Wenn was können die Azubis auf mich zukommen, ich versuche ihnen ein gutes Vorbild zu sein und eine Bezugsperson zu sein und nicht ein Feindbild welches ihnen das Leben vermiesen möchte und ich mich an ihnen abreagiere damit ich mich stärker und größer fühle!

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Die Jungen von heute sind sich zu schade für vieles, meiner Meinung nach weil sie verweichlicht sind!

Im Handwerk lernt man erst was richtiges Arbeiten bedeutet!

greenpolitics 
Fragesteller
 27.01.2024, 09:06

Da muss man, aber nicht gleich die Azubis anschreien, wenn sie etwas nicht verstanden haben oder einen kleinen Fehler machen. So war es bei meinem besten Freund häufig.

Was stimmt, ist das viele körperliche Arbeit sehr anstrengend finden und lieber am Computer arbeiten oder in der Medizin oder woanders lieber arbeiten. Ich mache Chemielaborant und das ist viel Konzentration und Fingerspitzgefühl gefragt. Mein Betrieb hat sich modernisiert und bietet sehr viel Gehalt, Lernvideos wie man die Tätigkeiten ausführt. Viele Kollegen sind sehr entspannt. Wir haben einen Wochenplan zu erfüllen, da gibt Pflicht- und Zusatzaufgaben. Wenn gar alles erfüllt ist, dürfen wir dann am Freitag deutlich früher gehen.

Die Betrieb müssen sich auch teils anpassen. Die Azubis natürlich auch.

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MrWhite99  27.03.2024, 04:12

Ich würde nichtmal behaupten, dass diese TikTok Generation verweichlicht ist. Sie ist einfach anders. Sie ist sich seinen Chancen bewusst und sie wissen worauf es wirklich im Leben ankommt. Man lebt nicht für die Arbeit. Man arbeitet um zu Leben! Arbeit darf hart sein, aber muss auch fair sein (z.B. der entsprechende Lohn bei harter Arbeit), aber da haben wir wieder den Salat, dass alles auf Gewinnmaximierung ausgelegt ist in unsere kapitalistischen Gesellschaft. Versteht mich da jetzt nicht falsch. Ich bin nicht einer dieser Leute mit sozialistischen Phantasien, aber es sollte doch möglich sein gerechter harte Arbeit zu würdigen. Warum sollte man sich quälen, wenn es auch einfacher geht? Ein einfacher, aber sehr vernünftiger Gedanke… da müssen schon gute Argumente kommen.

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