Machen negative Erfahrungen emphatielos oder wird man emphatischer?

7 Antworten

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Das ist eine wirklich interessante Frage.

Ich würde sagen, es kommt auf einen selber und das Umfeld an.

Jemand der negatives erlebt, dass diesen schwer belastet, wird viel eher in Verbitterung und Hass fallen, wenn es keinen Gegenpol zu den negativen Gedanken gibt, in form von Familie/Freunde, d.h. jemanden den man vertraut und respektiert - als jemand der eben den Gegenpol in seinem Leben hat.

Jedenfalls deine Ausgangsfrage kann sich so oder so nicht pauschal beantworten lassen.


Elefantenkot685 
Fragesteller
 20.06.2020, 23:15

Ok danke, aber wenn jetzt ein Mensch, der seit den 6/7 Lebensjahr gemobbt wurde, wie kann den dann die Person positiv denken?

Die Person hat kein Selbstbewusstsein und auch noch kein Selbstwertgefühl und denkt nur noch negativ.

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FleischigesStef  21.06.2020, 13:51
@Elefantenkot685

Das ist nicht immer so, kann auch sein, das man sich einfach selbst glücklich macht, wenn andere einen unglücklich machen.

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FleischigesStef  21.06.2020, 13:55
@Elefantenkot685

Bin selbst so ein Mensch und ich hab keine Ahnung. Passiert einfach, ich hab als Kleinkind einfach angefangen moralisch zu belegen, warum ich nicht weniger Wert bin als andere, klingt dumm, aber ich war sechs. Nicht alles lässt sich erläutern.

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Kanimose  21.06.2020, 00:00

An Elefantenkot

Auch ein Kind kann lernen sich zu wehren. Und es kann schon begreifen, dass Freche eigentlich dumm sind.

Beim Lernen sich zu wehren, lernt es Selbstbewusstsein, denn es wird ja selbst ein Könner, der sich nicht alles bieten lässt.

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Elefantenkot685 
Fragesteller
 21.06.2020, 12:21
@Kanimose

Aber wie kann man denn das lernen?

Gibt es irgendwelche Methoden etc.?

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FleischigesStef  21.06.2020, 13:53
@Elefantenkot685

Weil das Individuen sind und jeder in solch einer Situation anders handelt. Wenn man im Elternhaus zB auch fertig gemacht wird, wehren sich Kinder meist nicht weil sie denken, sie sind selber Schuld. Da gibt es doch tausend Einflüsse.

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Du hast in einem Kommentar hier über Mobbing gesprochen also teile ich mal meine Erfahrungen.

Ich kenne das. Meine Schulzeit war der Horror. Ich denke aber, ich habe mich relativ gut entwickelt. Das Selbstwertgefühl ist wohl niedriger als bei anderen, aber ich denke, ich bin trotzdem ziemlich empathisch. Ich will nicht, dass andere sich so fühlen und deshalb bleibe ich trotz allem immer höflich. Ich bleibe immer noch auf der Seite der Leute die Probleme haben, auch wenn das Spott von anderen auf mich zieht. Komplett abgehärtet bin ich aber nicht. Das richtige tun, fühlt sich nicht immer auf allen Ebenen gut an. In der Schule hab ich mich vor die Leute gestellt um zu helfen, aber der Gedanke "Ich hab das richtige getan und bin nicht wie die anderen" ist auch nicht genug um einen glücklich zu machen. Mir ist auch manchmal in den Sinn gekommen, einfach auch ein Arsch zu sein. Mobbing gibt es überall und man kann es nicht ändern. Wieso nicht einfach auf der Seite stehen, bei der es Spaß macht? Vielleicht macht das Mobben keinen Spaß aber immerhin hat man seine Ruhe und findet dann Freunde. Aber naja, solche Freunde wollte ich einfach nicht und deshalb habe ich mein Verhalten nicht geändert.

Irgendwann wird man erwachsen. Ich bin jetzt auf einer Universität und die Leute sind nett. Die meisten mögen mich auch wegen meiner Werte aber meine soziale Kompetenz ist komplett im Arsch. Ich hatte zwar immer 1-3 Freunde, aber ich weiß nicht wie ich mich in einer Gruppe verhalte. Ich weiß nicht mal wie ich die Leute grüße. Ich gehe zu einem Freund der bei anderen Freunden steht und plötzlich umarmt mich jemand zu Begrüßung. Das ist total merkwürdig für mich. Wen kann man denn überhaupt umarmen und bei wem wirkt das komisch? Wie sage ich den Leuten "Hallo"? Einfach in die Runde? Handschlag geben? Solche Situationen habe ich dauernd. Ich denke, immer ich will nichts Falsches sagen, wenn ich in einer Gruppe stehe weil ich nicht möchte, dass sie vielleicht doch dann was gegen mich haben.

Meine Familie war aber immer echt toll. Ich denke hätte ich zu Hause keine Ruhe gehabt, wäre mir das alles zu viel geworden. Dann wäre ich wohl abgehauen. Du fragst wie man positiv denken kann? Man muss einfach daran denken, dass diese Zeit auch vorübergeht und es immer noch schlimmer sein könnte. Ich persönlich denke öfter an die Schulzeit zurück. Nicht mit freudiger Nostalgie, sondern mit Enttäuschung. Meine Freunde von damals sind immer noch meine Freunde. Der Kontakt ist bestehen geblieben aber trotzdem haben wir alle keine richtig aufregende Jugend gehabt. Eigentlich war das alles nur eine Zeit, die wir hinter uns haben wollten.

Jeder ist anders denke ich und man kann das nicht pauschalisieren. Mein bester Freund, den ich in der fünften Klasse getroffen habe, wurde auch gemobbt. Eigentlich war er immer sehr nett, aber auch ein bisschen charakterschwach. Ich bin auf seine Schule gegangen damit ich bei ihm sein konnte und ihm etwas unter die Arme greifen konnte. Er konnte es nicht aushalten und ist mir nach einiger Zeit in den Rücken gefallen. Er hat die Seiten gewechselt und sich mit den Ärschen angefreundet. Tja, so kann's gehen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Das ist Typ Sache, hinzukommt wie belasten es für die jeweilige Person ist, ist sie in der Lage das Geschehene Positiv zu gestalten?


Elefantenkot685 
Fragesteller
 20.06.2020, 23:03

Ok danke, aber wenn jetzt ein Mensch, der seit den 6/7 Lebensjahr gemobbt wurde, wie kann den dann die Person positiv denken?

Die Person hat kein Selbstbewusstsein und auch noch kein Selbstwertgefühl und denkt nur noch negativ.

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Setto  20.06.2020, 23:14
@Elefantenkot685

Wenn die gemobbte Person sensibel ist, wird sie zwar tief verletzt rum laufen, doch gleichzeitige sehr empfänglich für positive Impulse sein, was aber natürlich nicht bedeutet, dass nur durch so einen Impuls, die betroffene Person plötzlich ein optimistischer und Lebensfroher Mensch wird.

Andere Typen werden aber genau das machen, was du schreibst. Sich in eine immer negative und deprimierende Welt zurückziehen und gutes für falsch und eine Illusion halten.

Aber, wie meine Antwort jetzt auch hindeutet, kommt es auf den Typ an.

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Ich denke es kommt sehr auf die Persönlichkeit und denCharakter an. Wenn man in der Kindheit schlimmes erlebt hat, kann das zu Verbitterung und Empathielosigkeit führen. Es kann auch das Gegenteil passieren, wenn man innerlich beschliesst, dass man es niemals zulassen wird, dass jemand so respektlos behandelt wird, wie man das selbst erleben musste.

Das ist eine interessante Frage. Die Fälle sind sehr unterschiedlich. Ein gewisses Maß an Unerträglichkeit kann entweder dazu führen, dass ein Mensch einfach abschaltet, um überhaupt keine Gefühle wahrnehmen zu müssen. Oder er lernt besonders feine Signale, die er ursprünglich für sein Überleben wahrnehmen musste, auch bei anderen zu spüren.
Man kann also besonders wenig oder besonders viel Empathie entwickeln, wenn man schlechte Erfahrungen hatte.