Lösung ontologischer Gottesbeweis- Canterbury?

1 Antwort

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich gehe mal vom folgenden 'Beweis' aus:

(P1) Gott ist definiert als das vollkommenste Wesen, über das hinaus nichts Vollkommeneres gedacht werden kann.
(P2) Existenz ist eine vollkommenheitsfördernde Eigenschaft. D.h.: Wenn man zwei Wesen X und Y hat, die sich in allen Eigenschaften gleichen, abgesehen davon, dass X existiert und Y nicht, dann ist X vollkommener als Y.
(P3) Wenn Gott nicht existieren würde, könnte man sich vorstellen, dass er vollkommener wäre, als er ist (P2). Das steht im Widerspruch zu (P1).
(K) Also: Gott existiert.

Zu P1: Wenn in der Mathematik ein Begriff definiert wird, muss man üblicherweise noch einen Existenzbeweis liefern. Es ist keineswegs klar, ob es das gibt, "das vollkommenste Wesen, über das hinaus nichts Vollkommeneres gedacht werden kann". Man könnte auch argumentieren, wie vollkommen etwas ist, sei Ansichtssache. So, wie der Begriff 'vollkommen' üblicherweise gebraucht wird, ist dies sicher der Fall. Dann gäbe es vielleicht auch für jeden Menschen einen anderes vollkommenes Wesen und das kann auch im Lauf der Zeit ändern.

Zu P2: Diese Prämisse kann durchaus angezweifelt werden. Weshalb soll das so sein? Weshalb kann man nicht sagen: "A ist so vollkommen, A existiert noch nicht einmal"?

Zu P3: Das ist falsch. Denn angenommen, G sei das vollkommenste Wesen, das wir uns vorstellen können, aber G existiert nicht. Dann könnte man zwar zu den Eigenschaften von G die Eigenschaft 'existieren' hinzu fügen. Aber diese Eigenschaft würde möglicherweise mit anderen Eigenschaften in Widerspruch stehen, die G bereits hat. G müsste dann also auf ein anderes Wesen G' reduziert werden, das zwar existiert, aber eben nicht mehr so vollkommen ist.

Es gibt also eine ganze Reihe von Gründen, den Beweis abzulehnen. Aber selbst wenn man den Beweis akzeptiert, wäre dieser 'Gott' überhaupt nicht der, dessen Existenz wir beweisen wollen. Du müsstest noch beweisen, dass dieser 'Gott' der Schöpfer des Universums ist, dass er die Sintflut verursacht hat, dass er die Jungfrau Maria geschwängert hat, nur damit er seinen Sohn Jesus zu Tode foltern lassen konnte, weil er sonst den Menschen nicht hätte vergeben können, dass irgendwelche Vorfahren ihm mal einen Apfel geklaut haben. Dieser Gott scheint mir so ziemlich weit entfernt von dem 'vollkommenen Wesen', das ich mir vorstellen könnte.

Die Antwort auf den Beweis wäre also, -wenn man ihn überhaupt akzeptieren will: "Ja, es gibt ein vollkommenes Wesen und du darfst es Gott nennen. Aber eigentlich heisst er Chuck Norris."