Lang anhaltende Trauer?

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Das ist ja mehr als eine Trauer um eine Person, die man verloren hat im Leben.
Dir hat dein Vater über Jahre hin gefehlt in den Jahren deines Aufwachsens!
So gesehen ist das, was du spürst, völlig berechtigt - da ist viel unerfüllte Sehnsucht.
Du könntest mal wegen der Möglichkeit einer psychotherapeutische Unterstützung nachdenken ...

Alissa772 
Fragesteller
 03.04.2022, 22:28

Darüber habe ich auch schon nachgedacht, aber dann denke ich immer es wäre unberechtigt nach der langen Zeit noch Trauer zu empfinden. Ich kann mich deswegen generell nicht überwinden mit jemandem darüber zu reden.

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Tamtamy  03.04.2022, 22:37
@Alissa772

Ah... Nein! Es ist meine volle Überzeugung, dass dein Schmerz berechtigt ist!
Wie ich schon geschrieben habe: es ist ja nicht nur ein 'Trauerfall', den man nach vielleicht ein, zwei Jahren weitgehend abgeschlossen hat (und wenn nicht, dann sprechen manche von 'krankhafter Trauer'), sondern dir fehlte ÜBER JAHRE HIN ein Elternteil, den andere üblicherweise 'wie selbstverständlich' (gehabt) haben.

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Tamtamy  04.04.2022, 22:50
@Alissa772

Danke schön für das 'Sternchen' von dir!  😊
Und: du darfst in dieser Angelegenheit wirklich für dich sorgen !!

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Hallo Alissa772,

ich habe meinen Vater verloren, als ich erst wenige Monate alt war. Obwohl ich ihn also nie kennengelernt habe, vermisse ich ihn dennoch bis heute! Da ich annehme, dass Du wenigstens gewisse Erinnerungen an Deinen Vater hast, halte ich es für völlig normal, dass Du bis heute um ihn trauerst. Dennoch kannst Du einiges tun, um die Trauer besser zu bewältigen.

Man spricht zwar sehr oft von verschiedenen Phasen der Trauer, doch letztendlich trauert jeder auf seine Weise. Es gibt sehr verschiedenartige Reaktionen der Trauer. Du brauchst Dir also von niemandem vorschreiben lassen, wie intensiv und wie lange Du zu trauern hast. Wichtig ist aber, dass Du die Trauer zulässt und nicht unterdrückst! Nur wenn man den Trauerprozess durchlebt, kann es Heilung geben!

Es kann sein, dass Du hin und wieder mit Weinkrämpfen und Stimmungsschwankungen zu kämpfen hast. Oder es kommt das Gefühl auf, dass das Geschehene einfach nicht wahr sein kann.

Ich weiß ja nicht, wie es Dir ergeht, doch oftmals fühlen sich Trauernde in der Gegenwart anderer unwohl und ziehen sich gern zurück. Ihnen mögen die Probleme anderer gegen die eigenen lächerlich klein vorkommen. Das ist durchaus verständlich, denn kaum etwas ist mit dem Schmerz, den der Tod ausgelöst hat, zu vergleichen.

Du fragst Dich wahrscheinlich, ob und wann es Dir wieder besser geht. Aus meiner Erfahrung (ich habe vor wenigen Jahren meine Frau durch Krebs verloren) ist es so, dass irgendwann der Schmerz nicht mehr so groß ist wie am Anfang.

Obwohl man nie völlig über den Tod eines geliebten Menschen hinwegkommt und einen immer mal wieder starke Gefühle der Trauer überwältigen können, wird es einem irgendwann doch gelingen, sein emotionales Gleichgewicht wiederzufinden. So war es auch bei mir. Bei dem einen kann das mehrere Monate, bei anderen wiederum ein paar Jahre dauern. Wichtig ist, dass man sich auf keinen Fall unter Druck setzt!

Was aber kannst Du tun, um Dir die Zeit der Trauer zu erleichtern? Auch wenn nicht jedem das Gleiche hilft, so gibt es doch einiges, dass sich im Allgemeinen bewährt hat. Dazu gehört z.B., dass man die Hilfe von Familie und Freunden annimmt.

Das heißt nicht, dass Du ständig Menschen um Dich haben musst. Sicher gibt es Zeiten, wo Du lieber allein bist. Um diejenigen, die Dir helfen wollen, aber nicht vor den Kopf zu stoßen, wäre es gut ihnen zu sagen, was Deine Wünsche und Bedürfnisse sind. Ich bin damit immer gut zurechtgekommen.

Auch Deine Essgewohnheiten im Blick zu haben und auf eine ausgewogene, gesunde Ernährung zu achten, kann sich sehr positiv auf Deinen Gesamtzustand auswirken. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass einem Sport und Bewegung an der frischen Luft hilft, der Gedankenspirale, in die man sehr leicht gerät, zu entkommen.

Nach dem Tod meiner Frau hat es mir sehr geholfen, immer wieder mit engen Freunden über meine Gefühle zu sprechen. Ihr Mitgefühl und ihre trostreichen Worte haben mir sehr viel bedeutet und sie tun es immer noch. Doch jeder ist anders. Manchen mag es sehr schwerfallen, über ihre Empfindungen zu sprechen. Am besten findet man selbst heraus, was einem wirklich guttut!

Was mir jedoch bis heute am meisten hilft, ist die Zusicherung aus der Bibel, dass es eine Auferstehung der Toten geben wird. Das machte Jesus Christus mit den Worten deutlich:

"Denn so, wie der Vater die Toten auferweckt und sie lebendig macht, so macht auch der Sohn die lebendig, welche er will. Wundert euch nicht darüber, denn die Stunde kommt, in der alle, die in den Gedächtnisgrüften sind, seine Stimme hören und herauskommen werden... zu einer Auferstehung" (Johannes5:21, 28 u. 29a).

Ich freue mich auf die Zeit, in der ich meine Frau und all die anderen lieben Verstorbenen wieder in die Arme schließen kann! Wie schön wird es sein, dass dann niemand mehr sterben wird!

Ich wünsche Dir von Herzen viel Kraft bei Deiner Trauer! Es würde mich freuen, wenn Dir der eine oder andere Tipp, den ich Dir hier gegeben habe, hilft und dass Dein Schmerz bald nicht mehr so groß ist!

LG Philipp

Ja, das ist normal. Trauer und Schmerzen gehen nicht wirklich weg. Sie wird nur jeden Tag weniger. Außerdem gehen viele Menschen damit anders um. Manche brauchen nur ein Jahr bis sie darüber hinwegkommen und manche halt einbisschen länger. Das ist halt bei dir der Fall. Du musst keine Sorgen darüber machen, falls du es immer noch hast. Rede mit Freunde oder Familie darüber und lenke dich ab, in dem du deine Hobbys nach gehst. Deine Gefühle kann ich total verstehen, da ich letztes Jahr meine Oma verloren habe. Ich hoffe, ich kann dir dabei helfen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Hallo,

Trauer ist bei Menschen verschieden, wie lange es bei Dir dauert, kann Dir keiner sagen.

Hier sind grundsätzliche Tipps, um mit der Situation umzugehen: Du kannst mit einem Menschen reden. Es gibt im Internet und über das Telefon kostenlose Seelsorge. Falls Du noch zur Schule gehst: Gibt es an Eurer Schule vielleicht einen Vertrauenslehrer? Dann kannst Du auch mit diesem reden.

Ich bin Christ. Der Glaube hilft bei Trauer vielen Menschen. Gott liebt Dich. Wenn Du einiges wissen möchtest, was mich überzeugt, dass es Gott und ein Leben nach dem Tod gibt, dann kannst Du mich z.b. fragen oder auf mein Profil gehen.

Alles Gute

Wenn du den Trauerprozess nicht durchlebt hast und die Trauer vielleicht die ganze Zeit verdrängt wurde, kannst du damit vielleicht nicht abschließen? Ich kenne mich aber nicht so gut damit aus, ich würde mich an eine Stelle wenden, die trauernde Menschen begleitet oder vielleicht in eine Selbsthilfegruppe für trauernde Menschen gehen.