Laborpraxis Handschuhe?
Hey ich wollte euch mal fragen wie eure Erfahrungen sind im Labor. Meiner Meinung nach nutzen erfahrene Laboranten, die auch entsprechend geschickt sind, häufig eben keine Schutzhandschuhe, etwa bei einer verdünnten HCL o.a. Klar gibt es Vorschriften, etwa muste ich in meiner AUsbildung immer eine Schutzbrille sowie den Kittel tragen und das ist auch gut und richtig so. Das wir aber bei jeder Lösung entsprechend Handschuhe trugen ist so nicht gewesen. Meiner Meinung nach gibt es zwei Seiten, die eine, die sich natürlich klar absichern will - und deswegen gibts ja auch die Vorschriften - und die Praxis orientierte. Das man bei Flussäure sich entsprechend schützt ist klar, d.h. der Grad der Gefahr bestimmt in der Praxis häufig die Wahl des Arbeitsschutzes durch den mitarbeiter. Wie seht ihr das bzw. was ist eure Erfahrung? Nutzen in eurem Labor alle bei jeder Chemikalie Handschuhe? Das müsste dann ja zu.B. Wasser mit einschließen, da ja reizend. Bzw. verzichtet ihr beim Umgang mit schwachen Säuren auf Handschuhe? Ich rede von v.a. beruflichen Umfeld, weniger von Universitäten, und schon gar nicht rede ich von dem 0815 ChemieKurs in der Uni den du machen musst, damit du deine Credits bekommst ;)
4 Antworten
Ich beziehe mich hier auf Einmalhandschuhe, das noch als Ergänzung.
Es kommt immer darauf an, mit was du arbeitest. Denk immer daran, dass dich ein Tropfen einer Substanz ggf ins Grab bringen kann, wenn du nicht aufpasst. Das bestes Beispiel dafür ist der Tod von Karen Wetterhahn. Du solltest stets die Ausrüstung verwenden, die der Situation nach angemessen ist. Wenn ich im Labor war und beispielsweise Phenol oder Zyanide mir aus dem Gefäß geholt habe, habe ich immer Handschuhe getragen. Wenn ich größere Mengen konzentrierte Säure in ein kleineres Gefäß umgefüllt habe ebenso.
Bei kleineren Mengen, wo Genauigkeit wichtig ist, muss man abwägen. Handschuhe können diese Genauigkeit beeinträchtigen. Wenn ich mit der Pipette 100 Mikroliter TFA entnehme, mache ich das ruhig und konzentriert und ohne Handschuhe. Ich wasche alles, was mit der säure in kontakt gekommen ist ab. In manchen Situationen ist es sogar gefährlich Handschuhe zu tragen. Wer Gummihandschuhe beim Umgang mit Salpetersäure trägt (konzentrierte), der sollte Chem101 noch mal wiederholen. Ein guter Chemiker achtet darauf sich und andere nicht zu gefährden. Weiterhin unterschätzt du die Chemiepraktika an der Uni gewaltig, daher ist dein 0815 Kommentar unpassend. Viele der Wahlkurse dort haben es in sich. Andere Kurse sollen dich darauf vorbereiten dort später professionell zu arbeiten. Arbeiten unter Schutzgas oder mit Pyrophoren Substanzen sind alles andere als 0815.
Spätestens wenn du später alleine am Abzug bist im Rahmen eines DIS/Forschungsprojektes und du keinen Babysitter mehr, der auf dich aufpasst, bist du glücklich, gut vorbereitet zu sein. In den USA musste ich eine Studentin betreuen, die in meinem Team war. Sie hatte auch diverse Praktika im Rahmen der Vorlesung, aber sie machte manchmal Fehler, die für Sie und andere gefährlich waren (sie stellte ein Erlenmeyerkolben an die Tischkante beim Roti und als sie nicht aus passte war der gesamte Inhalt auf dem Boden, glücklicherweise war es lediglich nur etwas Lutidin und eine modifiziere Aminosäure).
Handschuhe sind auch da, um dich zu schützen. Du weißt nie, was an der Flasche klebt 🙂
Als Faustregel für mich gilt: Feststoffe oder Flüssigkeiten/Lösungen, die die Handschuhe nicht zeitnah durchdringen und akut toxisch bzw. kanzerogen sind, fasse ich nur mit Handschuhen an
Den Teil mit den Praktika hatte ich dahingehend verstanden, dass man im Praktikum immer Handschuhe trägt, weil es vorgeschrieben ist.
Hey das mit dem Praktikum war eher auf meine Studienrichtung bezogen, nicht das es keine Praktikas in der Uni gibt die net 0815 sind. Aber das konntest du nicht wissen. Die Praktikas im Bereich des Chemiestudiums z.b. bzw. wo Chemie ein wesentlicher Bestandteil ist, sind net ohne, gerade organische Chemie. Dein Kommentar deckt sich aber auch mit meiner Auffassung von guter Laborpraxis.
Ich habe meinen Studenten stets davon abgeraten. Bei Substansen wie Flusssäure natürlich nicht, da ist das sinnvoll. Auch wenn man geeignete Hilfsmittel gegen Spritzer von HF-Lösung ohnedies greifbar im Labor haben sollte. Das große Problem mit Handschuhen ist, dass sie viel zu selten gewechselt werden. Man verteilt dann möglicherweise gesundheitsschädliche Stoffe auf Computertastaturen, Türklinken und was weiß ich wo.
Da stimme ich dir 100 % zu!
Die Empfehlung keine Handschuhe zu tragen ist schlichtweg falsch, dieses zu tun, damit Tastaturen und Türklinken nicht kontaminiert werden nur bequem. Beim Verlassen der Bench sind diese abzulegen, deshalb müssen sie in ausreichender Menge vorgehalten werden.
Des Lesens bin ich kundig.
Das kommt aber in der Praxis vor. Die Sicherheit am Arbeitsplatz gilt für ALLE Mitarbeiter. Einer unserer Dozenten musste eine eine Dienstreise mit dem Rettungswagen machen, weil ein behandschuhter Student eine Substanz, auf die Lehrer hochgradig allergisch reagierte, auf mehrere Türklinken verteilt hatte. In dem Fall geriet also ein Angestellter un Lebensgefahr. Selbst habe ich eine Atemschutzmaske mit geeigneten Filtern bei der Exposition für lungengängige Stäube und/oder gesundheitsschädliche Lösungsmittel getragen. Ich halte es trotzdem nicht für sinnvoll, das Tragen einer Maske generell für alle Tätigkeiten vorzuschreiben.
Ich gebe dir ja recht, dass sinnbefreites Handeln zu jeder Menge Belastungen führt. Dennoch hätte der unbehandschuhte Student die Allergene mit der bloßen Hand ebenso übertragen. Wäre also besser, wenn dieser die Allergene mit den umgestülpten Handschuhe an der Bench hätte liegen gelassen. ;o)
Bei kontaminierten Händen wäre das schon schwieriger, Neues aus der Ecke: "Wie der liebe Lars zum Sondermüll wurde." ;oP
Grundsätzlich sollten immer Handschuhe getragen werden, schon alleine wegen möglicher Kontaminationen.
Bei Arbeiten mit radioaktiven Markern oder hochpathogenen Substanzen/Keimen ist das Tragen doppelter Lagen von Handschuhen angezeigt. Einige ehemalige Kollegen, welche dies zur Zeitersparnis unterließen, liegen 6-Feet-under.
Bei allen Tätigkeiten ist es grundlegend, dass man sich über der Eigenschaften der Stoffe informiert, bevor man damit arbeitet, und welche Schutzmaßnahmen im Einzelfall adäquat sind. Ich habe selbst Fluor, Chlor, Brom, Iod, Kohlenmonoxid, Uran, Thorium, Quecksilber, Thallium, Cyanwasserstoff, Opioide, Benzodiazepine und andere Gefahrstoffe hantiert, ohne Unfall in 35 Jahren. Die Schutzwirkung von Handschuhen beim Arbeiten mit einer Kohlenmonoxidflasche ist begrenzt. Da ist ein funktionierender Abzug ebensowichtig.
Und? Die leichtflüchtige Verbindung Quecksilberverbindung hat pneumotoxische Inkubationsmöglichkeiten und cutane bei Kondensation.
Grundsätzlich sollte man Handschuhe tragen, weil die Ausnahmefälle, wo sie hinderlich sind, verschwindend gering sind im Gegensatz zu den Gelegenheiten, wenn sie Schutz bieten! (Wie mit Sicherheitsgurten im Auto) Daß mir mal DMS durch den Handschuh diffundiert ist und - zwischen Haut und Handschuh gefangen - sich für die Haut entschieden hat, ist der ärgerliche Ausnahmefall. Ohne hätte ich das deutlich schneller bemerkt... ;(((
An sich habe ich deutlich häufiger ohne Handschuhe gearbeitet, dafür aber mit spitzen Fingern (und mehr Feingefühl) im präparativen Praktikum, mit infektiösen Sachen allerdings mit 2 Einmalhandschuhen und viel verdünnter NaOH. Muß jeder für sich selber abschätzen.
Der Worte Sinn versteh´ wohl, allein mir fehlt der Glaube.
Nur weil ich etwas unsachgemäß nutze, lasse ich es sein?!? Arbeitsschutz ist vorgeschrieben und vom Arbeitgeber, der Hochschule oder anderen Ausbildungseinrichtungen in ausreichender Menge vorzuhalten.
Ist ja nur ein bisschen giftig ..., Bequemlichkeit einfach nur dumm.