Kurzgeschichte Fortsetzung?

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So vielleicht:

Der Vater kam ins Grübeln, denn ihm war sofort klar, was seinen Sohn bewegte, ihm ausgerechnet diese Frage zu stellen. Das erschien ihm wichtig genug, um gleich zu seiner Frau in die Küche zu gehen, um mit ihr zu besprechen, was da auf sie zukommen könnte. Zuvor vertröstete der Vater Ender, er werde mit ihm gleich reden.

Der Junge stand verdutzt da und wusste nicht, ob er an der Tür lauschen oder in sein Zimmer gehen sollte.

Aber die Unterredung der Eltern war kurz, denn längst war beiden klar, dass ihr Kind bald Probleme bekommen würde und man sich darauf einstellen müsse.

Der Vater kam aus der Küche und sagte zu Ender: „Du bist Türke, mein Sohn, und damit bist du für die Deutschen ein Ausländer.“

„Darf ich dann keine deutschen Kastanien sammeln im Park?“, fragte Ender.

„Doch, das darfst du, denn das sind Kastanien und keine Deutschen“, antwortete der Vater und lachte: „Wenn dich die deutschen Kinder keine Kastanien sammeln lassen wollen, dann sag ihnen, dass das keine Deutschen sind, die du sammeln willst, sondern bloß Kastanien. Wenn die anderen Kinder nicht mit dir spielen wollen, weil du für sie ein Ausländer bist, dann musst du darauf verzichten. Du kannst sie fragen, was sie gegen dich haben, aber sie werden dir immer nur antworten, dass du für sie ein Ausländer bist und das auch immer bleiben wirst, ein Türke und Moslem eben, ein Fremdling. Die Deutschen haben Vorurteile gegen uns Ausländer, und damit müssen wir hier leben, wenn wir arbeiten und Geld verdienen wollen, auch wenn wir Steuern zahlen, uns an die hiesigen Gepflogenheiten halten und uns nichts zuschulden kommen lassen.“

„Warum gibt es Vorurteile?“ fragte Ender. „Ja, das ist eine schwierige Frage, die nicht so einfach zu beantworten ist,“ meinte der Vater: „Würden Kinder von Gastarbeitern in unserer Heimat leben müssen, dann würdest du sie ähnlich behandeln, wie sie das mit dir tun, nur weil sie dir fremd erscheinen mit ihren schönen blauen Augen und den blonden Haaren, mit dem lächerlichen deutschen Akzent, wenn sie unsere Sprache verhunzen, und mit ihrer ganzen Wichtigtuerei. Diese Ablehnung empfindet man so, weil das Fremde Angst und Furcht erzeugt und man glaubt deshalb an Verdrängung und Benachteiligung. Der Kampf ums Dasein war schon hart genug im eigenen Land und nun kommen auch noch Ausländer ...“