Kurz und knapp Epilepsie erklären?

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Stell dir vor, Hirnzellen reden miteinander. So wie Nachbarn.
Bei Epilepsie schreien sie sich plötzlich an, das macht die Nachbarn wütend und sie schreien wiederum den nächsten Nachbarn an. Am Ende versteht keiner mehr ein Wort. Es wird nur noch geflucht. Am Ende sind alle völlig erschöpft und brauchen erstmal Pause.

Das ist Epilepsie.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Selbst erkrankt. GdB 50
Yoruk 
Fragesteller
 05.06.2022, 21:25

Das hat mir sehr geholfen danke !

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Es ist nicht einfach, „Epilepsie“ zu definieren. Da es schwierig ist, „Epilepsie“ zu definieren, haben viele Experten es auf verschiedene Weise definiert. Kurz und knapp wird leider nicht funktionieren.

Konzeptionell ist Epilepsie eine lang andauernde Tendenz, wiederkehrende Anfälle aufgrund einer chronischen „primären Gehirn“-Erkrankung zu manifestieren, die zu einer abnormalen Interaktion von zerebrokortikalen Neuronen mit anderen zerebrokortikalen und/oder subkortikalen Neuronen führt.

Die „klinische Definition“ von Epilepsie umfasst die gleiche Definition wie oben plus das „wiederholte Auftreten“ klinischer Anfälle. Aufgrund dieser Definition würden die meisten strengen Ärzte einen einzigen klinischen Anfall nicht als Epilepsie betrachten. Dies ist jedoch konzeptionell falsch (und potenziell riskant für den Patienten), da der „erste Anfall“ immer der erste einer Reihe von epileptischen Anfällen sein kann, die noch auftreten werden.

Ein weiteres schwer verständliches Konzept – nicht nur für Laien, sondern auch für Gesundheitsdienstleister – ist die Vorstellung, dass wiederkehrende Anfälle nicht immer Epilepsie bedeuten. Beachte, dass die klinische Definition von Epilepsie erfordert, dass Anfälle auftreten und wiederkehren, und dass der Grund für die Anfälle eine chronische „primäre Gehirnstörung“ sein sollte, die eine strukturell oder physiologisch „umverdrahtete“ neuronale Konnektivität aufweist. Da die „Verdrahtung“ fehlerhaft ist, würde eine Population von übererregbaren (reizbaren) Neuronen hin und wieder Anfälle erzeugen. Die Definition schließt Erkrankungen aus, die von anderen Organen ausgehen (z. B. Nieren-, Leber- oder Herzinsuffizienz) und Erkrankungen, die den Blutinhalt verändern (z. B. Toxine, „reizende“ Substanzen oder Entzug von Substanzen).

Daher sind wiederkehrende Anfälle aufgrund von Alkohol- oder Anxiolytikaentzug keine Epilepsie; wiederkehrende Anfälle aufgrund von wiederkehrendem Leber- oder Nierenversagen sind keine Epilepsie; wiederkehrende Anfälle aufgrund von wiederkehrenden niedrigen Blutzucker- oder Elektrolytanomalien sind keine Epilepsie.

Die Lektion zum Mitnehmen ist: Ein einzelner Anfall kann immer noch Epilepsie bedeuten, und wiederkehrende Anfälle, egal wie häufig, bedeuten nicht unbedingt Epilepsie.

Ok, ich versuch es mal in eigenen Worten zu erklären:

Also vom Aussehen her kann das ganz unterschiedlich sein, je nachdem um welche Form der Epilepsie es sich handelt.

Bei Absencen z.B. kann es sein, dass der Kopf ''nur'' kurz für 10 Sekunden zu Seite kippt und die Augen zufallen. Nach den 10 Sekunden ist der Betroffene dann wieder bei vollem Bewusstsein. Bei den Grand Mal Anfällen hingegen bricht der Betroffene komplett zusammen, ist bewusstlos und einzelne bis alle Extremitäten fangen an zu zittern/zucken. Dies kann bis zu 5 min anhalten. Oft werden auch die Augen zur Seite gerollt. Danach schläft derjenige i.d.R. etwas und braucht auch nach dem Schlaf noch eine Weile zur Regeneration.

Es gibt eben sehr viele Formen der Epilepsie und jede Form fällt wiederum individuell aus. Das kann man absolut nicht pauschalisieren. Darum habe ich dir oben nur mal dargelegt, wie eine relativ leichte und eine sehr intensive Form ausfallen können.

Was im Gehirn geschieht ist hingegen einheitlicher zu schildern: das Gehirn besteht ja aus Billionen von Synapsen, die Signale von einer Gehirnzelle zur nächsten in Form von elektrischen Impulsen weiterleiten. Die Stärke dieser Elektrizität ist relativ gleichbleibend, es sei denn, es tritt ein epilptischer Anfall auf. Dabei ist die Stärke der Elektrizität dann vollkommen unausgewogen, und darum verliert der Betroffene dann die Kontrolle über sein Gehirn und somit auch die Kontrolle über sein Bewusstsein, da die Synapsen mit den elektrischen Impulsen absolut nichts Anfangen können und darum völlig überfordert sind.

Hier mal als Vergleich ein normales EEG und eines während eines epileptischen Anfalls:

Das veranschaulicht die Sache mit den Impulsen sehr gut, denke ich.

Liebe Grüße

Der (selbst betroffene) Phoenixx

Phoenixx120788  05.06.2022, 22:13

Hmm...due Bilder wurden nicht mit gesendet🤷

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