Kung fu Wettkämpfe?

2 Antworten

Nein, Kung Fu ist kein Kampfsport, sondern eine Sammelbezeichnung für die verschiedensten chinesischen Kampfkünste.

Das bedeutet, dass die Systeme nicht verwässert wurden, um sie zu versportlichen. Beim Sport muss es Einschränkungen und "fair play" geben, damit sich niemand ernsthaft verletzt. Darum definiert man einen Kampfsport durch das Vorhandensein von Regeln.

Ich nenne jetzt hier mal ein paar Regeln, damit verständlich ist, wovon ich schreibe:

  • Es gibt einen definierten Beginn, z.B. einen Gong, wenn der Kampf beginnt.
  • Es gibt ein definiertes Ende, z.B. wenn bestimmte Positionen erreicht sind oder ein Trainer das Handtuch für seinen Schützling wirft.
  • Es gibt einen definierten Ort, wo der Kampf stattfindet, z.B. im Ring
  • Es ist definiert, wer teilnimmt - meistens nur 2 Duelllanten, nicht etwa noch Andere, die plötzlich in das Geschehen eingreifen
  • Es gibt technische Regeln, z.B. darf niemand auf den Rücken schlagen (darum schützen z.B. Boxer ihren Rücken nicht beim Training und stehen seitlich)
  • Die Wettkämpfer dürfen ihre Umgebung oder herumliegende Gegenstände nicht nutzen

Alle diese Regeln gibt es in der Kampfkunst nicht. Der Kämpfer hat jederzeit mit allem zu rechnen. Darum gibt es ganz andere Schrittarbeit, ein ganz anderes Training insgesamt. Die Kung Fu Kämpfer trainieren nicht für Wettkämpfe, sondern sie erlernen universelle Bewegungskonzepte, die mögl. auf jede Situation der Selbstverteidigung passen. Das bedeutet natürlich, dass es bei Kung Fu - Kämpfern viel länger dauert, bis er etwas Brauchbares und Anwendbares verinnerlicht hat. Selbstverständlich beinhaltet jeder Kung Fu Stil auch effektive Schläge u.ä.

Ein Kampfkünstler hat eine andere Einstellung zum Training, als ein Kampfsportler.

Für den Kampfsportler ist es entscheidend, sich zu messen, Wettkämpfe zu gewinnen, aufzusteigen. Das Training ist hier Mittel zum Zweck.

Der Kampfkünstler trainiert auf ein Ideal hin, hin zur Perfektion seines Bewegungskonzeptes. Es kommt nicht darauf an, ob die Bewegung "schön" ist. Die Effektivität in der Selbstverteidigung ist der Maßstab, manchmal auch in der damaligen, altertümlichen Selbstverteidigung (Rüstung wird beachtet etc). Das ist die körperliche Ebene.

Geistig hat der Kampfkünstler keine Gegner, sondern Partner, die alle miteinander diesen Weg gehen. Das gemeinsame Vorankommen und die Gruppe sind wichtiger, als die technische Dominanz über seine Trainingspartner oder Andere Kämpfer. Daher gibt meist keine normalen Wettkämpfe, weil es einfach der Haltung widerspricht.

In japanischen Kampfkünsten werden z.B. traditionell die Werte des Bushido gepflegt.

Diese geistige Haltung lebt ein Kampfkünstler mit der Zeit auch immer mehr in seinem Alltag. Die geistige Arbeit des Kung Fu findet nicht nur im Trainingraum statt, sondern auch im Alltag...wenn der Kampfkünstler es für sich entscheidet. Manche interessiert diese Ebene auch nicht so sehr.

Sparring kann es aber sehr wohl geben. Das ist von Schule zu Schule unterschiedlich. Sparring ist Training, um den Anderen besser zu machen. Der erfahrenere Schüler fördert den nicht ganz so erfahrenen Schüler.

Somit haben Kampfsport und Kampfkunst zwei völlig verschiedene Herangehensweisen an das Kämpfen. Nichts davon ist "besser". Es ist einfach etwas Anderes.

Suchst Du Wettkämpfe, möchtest Du Dich beweisen, was durchaus auch Spaß macht, solltest Du wirklich einen Kampfsport wählen. Kung Fu ist kein Kampfsport. Das Kickboxen z.B. ist ein Kampfsport.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Kung fu ist Beibehaltung von Tradition und du lernst Formen, schöne Bewegungen und wirst gedehnt. Kickboxen ist der wesentlich effektivere Stil, du lernst kämpfen, Kombinationen schlagen, wirst athletisch und kannst dort im Gegensatz zu den meisten kung fu Vereinen Wettkämpfe machen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin Boxer auf Wettkampfniveau, seit einiger Zeit MMA