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Das Wahlpakat wurde im Wahlkampf zur Reichstagswahl am 31. Juli 1932 verwendet. Das Plakat richtet sich an die potentielle Wählerschaft der KPD, an Leute (vor allem aus der Arbeiterschaft) mit scharfer Ablehnung der bestehenden politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse und mit Gegnerschaft zu Kapitalismus und Militarismus.

Die KPD (Kommunistische Partei Deutschlands) zeigt ihre ganz grundsätzliche Ablehnung des Systems, womit die Weimarer Republik gemeint ist, die eine parlamentarische Demokratie war und in der die Wirtschaft weitgehend marktwirtschaftlich und kapitalistisch ausgerichtet war.

Die KPD propagierte eine »sozialistische Demokratie« durch die Diktatur des Proletariats und die Herstellung eines Kommunismus (der Bolschewismus in der Sowjetunion galt als Vorbild).

Das Feindbild wird als eine Runde von Männern an einem Tisch gezeigt, die miteinander kungeln und die Regierungspolitik bestimmen. Es handelt sich um weit rechts stehende Politiker, Wirtschaftsbosse und Militärs.

Die Reichsregierung war damals ein Präsidalkabinett (auf den Reichspräsidenten gestützt; auf dem Plakat liegt ein Blatt „Notverordnung“ auf dem Tisch, was sich auf die Befugnis des Reichspräsidenten zu Notverordnungen aufgrund Artikel 48 Absatz 2 bezieht) mit Franz von Papen (auf dem Plakat in der Mitte mit hohem Zylinder) als Reichskanzler, den der Reichspräsident Paul von Hindenburg (vielleicht auf dem Bild der Mann auf der linken Seite mit weißem Schnurrbart, aber dies ist nicht deutlich erkennbar) ernannt hatte.

Das Plakat stellt dar, wie vom System und den Männer, die für es stehen, die Interessen und und politischen Wünsche eines Arbeiters nicht berücksichtigt werden. Der riesengroße Arbeiter in roter Farbe ist eine Identifikationsfigur für die KPD und zeigt, welche Reaktion gewünscht wird, nämlich die Zerschlagung des politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Systems und seine Ersetzung durch eines nach den kommunistischen Übetzeugungen.

Die KPD konnte damals auf der Wahlliste 3 gewählt werden.

Das Bild zeigt einen riesengroßen Arbeiter (durch Kleidung und Kopfbedeckung - offene Jacke, Hose mit Gürtel, Schiebermütze - von den anderen Personen abgehoben) ganz in Rot (als Symbol in der Politik ist die Farbe eng mit Revolution und Kommunismus verbunden). Er hat tiefe Augenhöhlen und seine Wangen sind eingefallen (Zeichen, unter Hunger und Erschöpfung zu leiden). Dies steht für das Elend der Arbeiterschaft. Der Gesichtsausdruck ist Erbitterung und Entschlossenheit. Die gespreizten Beine und der nach oben ausgestreckte Arm drücken Dynamik aus. Sein hocherhobener rechter Arm endet in einer geballten Faust. Er hat offenbar die Absicht, mit ihr zuzuschlagen und damit das System zu beenden („Schluss mit diesem System“).

An einem großen Tisch sitzen Männer, die ihn nicht beachten. Die Tischgesellschaft besteht aus verschiedenen rechten Politikern und wohl auch Vertretern der Wirtschaft (mit dem Rücken zum Betrachter; gekennzeichnet durch Zylinderhüte und einen feisten Nacken als wohlgenährte Kapitalisten). In der Mitte der mit dem Gesicht zum Betrachter Sitzenden ist der damalige Reichskanzler Franz von Papen zu erkennen, der mit einem Präsidialkabinett regierte. Auf seiner einen Seite sitzen jemand mit einem Stahlhelm (wohl ein Vereter des konservativ-autoritären Wehrverbandes „Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten“), daneben ein Vertreter der SA (mit Hakenkreuz am Ärmel) und dann der NSDAP-Vorsitzende Adolf Hitler (die NSDAP war damals nicht in der Reichsregierung, aber Versuche seitens der Regierung, mit ihr zu Vereinbarungen zu kommen, werden so dargestellt, als ob Nationalsozialisten mit am Tisch sitzen, woe die Politik betsimmt wird).

Die Männer am Tisch werden durch ihre Kopfbedeckungen als Vertreter der Großbourgoisie/Kapitalisten und des Militärs (jemand trägt eine „Pickelhaube“) gekennzeichnet.

Die KPD wollte das politische und gesellschaftliche System der Weimarer Republik abschaffen und mit einer Diktatur den Weg zur Herbeiführung des Kommunismus einschlagen. Das politische System der Weimarer Republik wird in radikaler Opposition abgelehnt. Nach der Darstellung auf dem Plakat dient es den Interessen der Kapitalisten und ihren (militaristischen) Werkzeugen.

Die KPD stellt sich in einer riesengroßen Identifikationsfigur dar und bietet sich als tatkräftige grundlegende Alternative zum herrschenden System an, die energisch durchgreifen wird. Ein deutliches, Stereotypen einsetzendes Feindbild wird vorgeführt. Sie wirbt um Zustimmung und Unterstützung (wer übertragen gesehen ein Niedersausen der Faust wünscht, kann die Wahlliste der KPD ankreuzen).

https://www.bpb.de/gesellschaft/medien-und-sport/bilder-in-geschichte-und-politik/73211/historische-plakate?p=all

Mit ganz ähnlichen bildlichen Versatzstücken arbeitet das Plakat der KPD aus demselben Wahlkampf. Um einen Tisch sind führende rechte Politiker versammelt. Dargestellt ist offenbar von Papen – mittig in der Position des Vorsitzenden – mit seinem Kabinett. Aber auch Hitler sitzt mit am Tisch (drei Plätze weiter links). Drei Personen sind mit Stahlhelm, Pickelhaube und Militärmütze als Angehörige der Reichswehr oder militärischer Verbände gekennzeichnet. Die anderen Herren sieht man nur von hinten; ganz offenkundig handelt es sich um Vertreter der Wirtschaft, an Zylindern und feisten Nacken als "Kapitalisten" erkennbar. An diesem Tisch, das wird suggeriert, kungeln die Mächtigen miteinander. So stellt sich aus der Perspektive der KPD das "System" dar, das es zu beseitigen gilt.

Die Partei selber ist als mächtige rote Gestalt ins Bild gesetzt, nicht als individuelle Person wie bei Hindenburg, sondern als Typus des Arbeiters. Die einschlägigen Accessoires sind Schiebermütze, offene Jacke, Hose mit Gürtel (statt Hosenträgern), Hemd ohne Kragen. Sein Gesichtsausdruck ist grimmig entschlossen. Gespreizte Beine und ausgestreckter Arm signalisieren Dynamik: gleich wird seine Faust auf die Tischgesellschaft niedersausen. Wie beim DNVP-Plakat wird hier also sowohl ein Feindbild wie eine Identifikationsfigur geboten, beides als Stereotyp.“

Das System. Weimarer Republik = parlamentarische, marktwirtschaftlich-orientierte Demokratie. Kommunisten verabscheuen ein solches System und wollten Deutschland nach ihrem Vorbild der Sowjetunion unter Stalin umbauen. Also eine Diktatur mit Planwirtschaft, wie sie zwei Jahrzehnte später mit der DDR realisiert wurde.

Wie du sehen kannst sind am Tisch Hitler, Hindenburg und auch einige berühmte Sozialdemokraten und Zentrumspolitiker versammelt. Alle sind in den Augen der KPD Marionetten des Systems, die mit dem System gemeinsam untergehen sollten.

Albrecht  19.03.2019, 21:57

Welche berühmten Sozialdemokraten und Zentrumspolitiker sind dort angeblich versammelt?

Franz von Papen war in der Deutschen Zentrumspartei (kurz: Zentrum), wobei er weit auf ihrem rechten Flügel stand und inhaltlich eher mit der DNVP (Deutschnationale Volkspartei) übereinstimmte, ist aber am 3. Juni 1932 aus ihr ausgetreten, wobei er einem Parteiausschluß durch das Zentrum nur zuvorkam. Im Kabinett Papen waren keine Politiker des Zentrums oder der SPD vertreten.

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Auf dem Bild ist ganz eindeutig eine historisch bedeutsame Person (unter der "3") zu erkennen, die seit Kriegsende (1918) aktiv gg. die Roten gekämpft hat. Die Roten rufen zum Widerstand gg. die (u.a.) aufstrebende Partei auf.

binaadoo1  19.03.2019, 19:17

Der "ohne Hut" ist Hitler. Das war der Hauptfeind der KPD. Wie sehr sie richtig lagen, war erst viel später klar. Die bürgerlichen Parteien, auch die SPD haben ihn fahrlässig unterschätzt.

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Zerschlagung der bürgerlichen parlamentarischen Demokratie