Klimakrise - Partnerkrise?
Mein Partner beschäftigt sich seit kurzem sehr intensiv mit der Klimakrise. Er hat beschlossen radikale Lebensstiländerungen vorzunehmen, um seinen Beitrag fürs Klima zu leisten. Ich respektiere seine Entscheidung. Mich bewegt das Thema ebenso und treffe nun bewusstere Entscheidungen, um unnötigen CO2 Ausstoß zu vermeiden. Allerdings möchte ich mein Leben nicht zu Gänze einschränken. Ich möchte in meinem eigenen Tempo, nachhaltige Verhaltensänderungen in mein Leben implementieren. Das Problem besteht darin, dass mein Freund meinen Umgang mit diesem Thema nicht nachvollziehen kann. Er wirft mir vor, mich für das "schlechte" zu entscheiden, obwohl ich die Fakten kenne und uns nicht mehr viel Zeit übrig bleibt. Er fühlt sich nicht verstanden und empfindet meine Entscheidung als Wertebruch.
Meine Frage(n) sind nun: Wie können wir diese Herausforderung(en) überwinden? Gibt es etwas, was ich übersehe? Bin ich ein schlechter Mensch, weil ich mich nicht radikal Einschränken möchte? Woher weiß ich was "richtig" und was "falsch" ist?
Danke!
7 Antworten
Eine Veränderung, sei es nun eine innerpersönliche oder eine Änderung des Lebenstils ist innerhalb einer Partnerschaft immer schwierig.
Bei Eurem Thema insbesondere, da es mit moralischer Verantwortung gekoppelt ist. Doch so, wie Du es beschreibst, gehst Du völlig verantwortungsbewusst damit um und Du musst Dir in dieser Hinsicht kein schlechtes Gewissen machen!
Falsch ist es grundsätzlich, etwas zum Dogma oder zu einer Art kathegorischen Imperativ zu erheben und das genau scheint Dein Freund zu tun. Oftmals sind solche Themen "Stellvertreter" für ein anders gelagertes, oft tiefergehendes Problem. Vielleicht wäre es einen Versuch wert, Deinen Freund danach zu fragen.
Es kann auch sein, dass diese Strenge, die Dein Freund Dir gegenüber zeigt, in ihm selbst besteht und er sich mit eben derselben dazu motiviert und anhält, in jeglicher Hinsicht konsequent zu sein
Mit gegenseitigem Argumentieren bezüglich dieser Thematik werdet Ihr beide nicht vorankommen, befürchte ich. Entweder er versteht und akzeptiert, dass es auch Dir ernst mit der eigenen Verantwortlichkeit ist, oder der Riss in Eurer Beziehung wird größer und endet in einer Trennung.
Ich habe auch das Gefühl, dass etwas tiefergehendes dahinter liegt. Ich weiß nicht, wie ich ihn dabei unterstützen kann, wenn er das Problem bei mir sieht. Wir konnten während unserer Partnerschaft schon so einiges Aufarbeiten und Überwinden. Ich möchte uns die Chance geben, auch diese Barriere zu überstehen, doch hängt das nun primär von ihm ab.
Ihr hattet zu Beginn eurer Beziehung offenbar gemeinsame Richtung und die hat er jetzt - für sich - radikal geändert, verlangt sogar von dir, diese Richtungsänderung mitzugehen und verurteilt dich sogar dafür, wenn du seine Radikalität nicht unterstützt? Ich glaube, ich wüsste, dass das dann die längste Zeit mein Partner wäre. Auch wenn es Sinn macht, bewusster zu leben, macht es keinen Sinn, seine/n Partner*in zu missionieren und dazu zu zwingen, genau gleich zu denken und zu agieren. Vor allem, wenn man selber davon nicht 100 Pro überzeugt ist.
Also wenn sich Dein Freund derart radikalisiert, dann wirst Du ihn nicht davon abbringen können. Früher oder später wird das zum Bruch der Beziehung führen, es sei denn, Du hast Lust, Dich seiner Manie zu unterwerfen.
Und zum Thema: Ihr beide seid kleine Rädchen, die nicht mal in der Statistik auftauchen. Ändern müssten sich große Unternehmen und ganze Länder (wie z.B. China oder Russland), die sich aber nie ändern werden. Das könnte etwas bringen. Dass Du somit für praktisch keinen Effekt nicht Deine Lebensqualität opfern möchtest, ist aus meiner Sicht absolut nachvollziehbar. Und ich an Deiner Stelle würde da recht bald die Reißleine ziehen, um mir weiteren Stress und Frust zu ersparen.
Er fühlt sich nicht verstanden und empfindet meine Entscheidung als Wertebruch.
Daraus könnte sich durchaus ein Beziehungsproblem entwickeln.
Wenn es zwischen Euch nicht mehr passt, der gegenseitige Respekt fehlt bzw. verloren geht könnte es auf eine Trennung hinauslaufen.
Ein WIR gibt es nicht, wenn die eine Seite nicht bereit ist, 1mm nachzugeben.
Lass dich nicht erpressen. Er soll sein Ding machen und du machst es so, wie du es für richtig empfindest.
Zudem ist dein Freund in Endzeitstimmung. So schnell geht das nicht, dass wir in 10 Jahren ausgestorben sind. Das kann 200+ Jahre dauern.
Es geht ihm auch nicht um sein Leben per se, sondern um die künftigen Generationen. Unsere Generation hat es in der Hand, wie die Zukunft unserer Welt aussehen wird.