Kann mir jemand die Optimale bestellmenge einfach erklären?

3 Antworten

Hallo Madachalak,

die optimale Bestellmenge bezeichnet innerhalb der Beschaffungslogistik (Materialwirtschaft) jenen Punkt, bei der die Summe der fixen und variablen Lager- und Bezugskosten ihr Minimum annehmen. 

Je höher die georderte Bestellmenge, desto höher fallen die Lagerkosten aus, während sich die Bezugskosten durch Rabatte mindern. Das im Lager gebundene Kapital kann nicht anderweitig im Unternehmen verwendet werden. 

Je geringer die Bestellmenge, desto niedriger sind Lagerkosten und Kapitalbindung bei gleichzeitig hoher Lagerumschlagshäufigkeit. Jedoch bedeutet eine geringe Bestellmenge auch mehr Bestellungen bei gleichem Bedarf und damit höhere Kosten für Transport und Verpackung bei gleichzeitig geringeren Rabatten. Dem Unternehmen steht allerdings aktuell Kapital zur Verfügung, welches sonst im Lager gebunden wäre.

Die optimale Bestellmenge ist daher sowohl für das Bestellpunkt-verfahren als auch für das Bestellrhythmusverfahren von großer Bedeutung zur Festsetzung von Bestellmenge und Höchstbestand. 

Dieser Zielkonflikt macht das Bestimmen der optimalen Bestellmenge (xopt) nötig.

Allgemein formuliert

Worum geht es bei der Bestellmengenplanung?

Etwas zu bestellen kostet Geld. Nicht nur die Ware an sich, also der Einkaufspreis, sondern auch der Vorgang der Bestellung erzeugt Kosten. Ist die Ware anschließend angekommen, wird sie für eine Zeit X eingelagert. Ebenfalls ein Kostenfaktor. Als Lösung soll ein Verfahren dienen, bei dem ein Minimum der Gesamtkosten erreicht werden kann.

Ausgangsproblem:

Welche Kosten entstehen durch eine Bestellung?

- Transport

- Abwicklung (Personal, Angebotseinholung, etc.)

- Versicherung

Das bedeutet also möglichst selten bestellen, dafür aber in großen Mengen.

Welche Kosten entstehen durch Lagerung von Ware?

- Lagerpersonal

- Energie

- Miete

- Ausstattung (Regale, Stapler, etc.)

- Qualitätskontrolle im Warenein- und Ausgang

- Kapitalkosten

Ergo: Möglichst wenig einlagern.

Das ist aber der genaue Widerspruch zu der Aussage möglichst selten große Mengen zu bestellen. 

1 - bestellfixe Kosten / Stück. Je höher die Bestellmenge ist, umso kleiner ist der Anteil der bestellfixen Kosten pro bestelltem Stück. (Skaleneffekt, economies of scale)

2 - Lagerkosten. Mit jedem Stück mehr dass eingelagert werden muss, steigen die gesamten Lagerkosten linear / proportional an.

3 - die Addition der beiden Kosten.  Es muss also einen Punkt geben an dem die Addition der beiden Kurven einen minimalen Wert aufweist. Dieser Punkt lässt sich errechnen.

Lösung:

In der Berechnung der optimalen Bestellmenge müssen die bestellfixen Kosten und die Lagerkosten berücksichtigt werden.  

Es handelt sich hierbei um ein Modell, dass wie alle Modelle nur unter bestimmten Prämissen funktioniert. Diese wären:

- Gesamtbedarf der Periode T wird vorgegeben

- Beschaffungsmenge wird in gleiche Bestellmengen X eingeteilt

- Lagerabgang erfolgt kontinuierlich in gleichen Raten

- keine Beschaffungsengpässe

- keine Finanzierungseinschränkungen

- kein Sicherheitsbestand (vorerst)

- konstante Einstandspreise (Einkaufspreise)

- Einstandskosten beinhalten die Empfangsfrachten

Beispiel:

Der Jahres-Gesamtbedarf für einen Artikel beträgt M=45.000 Stück. Es wird ein konstanter Verbrauch unterstellt. Ein Sicherheitsbestand ist nicht vorgesehen. Es stehen ferner folgende Informationen zur Verfügung: Einstandspreis pro Stück: e=11,00 €, bestellfixe Kosten je Bestellung: F=175,00 €, Lagerkostensatz: l=8 %, Zinskosten: p=6%, 

Optimale Bestellmenge = Wurzel aus 

200 * Jahresbedarf * Bestellkosten 

----------------------------------------------------------------- 

Einstandspreis * (Zins + Lagerhaltungskostensatz) 

Optimale Bestellmenge = Wurzel aus 

200 * 45.000 Stück * 175 € 

-------------------------------------------

11 € * (8 + 6) 

xopt (optimale Bestellmenge) = 3198,01 Stück

Optimale Bestellhäufigkeit

nopt = M (Gesamt-Jahresbedarf) / xopt

nopt = 45.000 Stück / 3198 Stück

nopt = 14,07

Die optimale Bestellmenge beträgt 3.198 Stück. Also müsste idealerweise 14,07 Mal bestellt werden, um den gesamten Bedarf zu decken. 14,07 Mal kann man aber nicht bestellen. Es muss ein ganzzahliger Wert gefunden werden. Dieser kann entweder 14 oder 15 sein. Entscheidend sind die Gesamtkosten die dann bei 14 oder 15-maliger Bestellung entstehen.

(Quellen: http://vorlauf.jimdo.com/berechnungsgrundlagen/optimale-bestellmenge-andler/ + Wirtschaftslexikon24 + Wikipedia + Gabler Wirtschaftslexikon + Youtube - siehe optimale Bestellmenge mit Losgrößenformel)

Stell Dir z. B. vor, Du wärst Maler und solltest ein Zimmer tapezieren, für das Du genau 7 Rollen Tapeten benötigst. Optimal wäre also der Kauf bzw. die Bestellung von 7 Rollen, klar?

6 Rollen wären zu wenig und 8 zu viel. 7 ist  in diesem Fall die exakt benötigte Menge, also optimal.

anozh  21.11.2017, 21:35

Das war eine simple Erklärung von dir, ich hoffe, dass deine Bemerkung auch wirklich wahr ist. thx:)

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Dieser Begriff hängt vom Umfeld ab: ein Hersteller definiert die optimale Bestellmenge als jene Menge Rohstoff oder Halbfabrikate, die er bis zum nächsten Fertigstellungstermin benötigt, ein Händler wird als optimal jene Warenmenge definieren, die er bis zur nächsten Lieferung voraussichtlich verkaufen kann.