Kann mir bitte jemand helfen bei Bio?

1 Antwort

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

komplexe Ökologieaufgaben kommen meist erst wenn man das Thema schon längere Zeit hatte dran. Daher finde ich es seltsam, dass ihr das noch nicht hattet. Das macht irgendwie keinen Sinn einem Schüler/in ohne Vorwissen so eine Aufgabe zu geben.

Also es wurden eine Reihe von Messwerten eines Fließgewässers genommen, an und in der Nähe der Einleitungsstelle von an organischen Stoffen reichem Abwasser, um zu untersuchen, welchen Einfluss das auf das Fließgewässer hat.

Bild zum Beitrag

In A ist dargestellt, dass an der Einleitungsstelle viele Schwebstoffe das Wasser verunreinigen. Der Gehalt an Salzen ist erhöht. Kurz darauf nimmt der Sauerstoffgehalt des Wassers rasch ab. Und dazu passend ist der BSB5-Wert hoch. Der BSB5-Wert gibt nämlich den biologischen Sauerstoffbedarf von 5 Tagen für den aeroben Abbau (bei Anwesenheit von Sauerstoff) von organischer Substanz durch Bakterien an. Das alles zeigt was da los ist.

Das Abwasser gelangt in das Fließgewässer und Bakterien und andere Mikroorganismen stürzen sich auf die enthaltenen organischen Stoffe, um sie unter Sauerstoffverbrauch abzubauen. Der Tisch ist für sie reich gedeckt. Aber das ist nicht unbedingt gut für das Fließgewässer, für die Lebensbedingungen der anderen Arten des Ökosystems.

Bild zum Beitrag

In B sieht man was bei dem mikrobiellen Abbau herauskommt. Phosphat- (PO4-) und Nitrationen (NO3-) und unter anaeroben Bedingungen (geringer Sauerstoffgehalt unmittelbar hinter der Einleitung) aus Nitrat gebildete Ammoniumionen (NH4+ aus "Nitratammonifikation"). Diese Stoffe misst man wegen der mikrobiellen Stoffwechselaktivität aufgrund des plötzlich gestiegenen Nahrungsangebotes an organischer Substanz für sie (Bakterien, Pilze) sowie Einzeller, aus Abwässern des Menschen.

Bild zum Beitrag

Daher ist in C die Dichte dieser Organismen (Bakterien, Pilze, Einzeller) an der Einleitungsstelle auch hoch. Die Dichte von Algen und Grünalgen jedoch gering. Das erklärt einerseits den Abfall des Sauerstoffs ohne dagegen stehende Sauerstoffproduktion, denn für Algen und Pflanzen ist es an dem mit Schwebstoffen belasteten Gewässerteil einfach zu trübe (dunkel), um Photosynthese zu betreiben bzw. dort leben zu können.

Mit dem hohen Sauerstoffverbrauch einhergehend wird dort kein Sauerstoff durch Photosynthese nachgeliefert und es entwickeln sich anaerobe (sauerstoffarme) Bedingungen, was für die Wasserqualität ungünstig ist.

Bild zum Beitrag

In D sieht man, dass das Vorkommen von Tierarten an die Wasserqualität geknüpft ist. Nur bestimmte Arten, wie Schlammröhrenwürmer, kommen mit den schlechten, sauertsoffarmen Bedingungen an der Einleitungsstelle noch klar. Wasserasseln z.B. könnten dort nicht mehr leben. Die "Reinwasserfauna" ist kurz nach der Einleitungsstelle praktisch auf 0 gesunken.

Man kann also aus der Beobachtung von Arten auf die Wasserqualität (seine Belastung mit organischen Abwässern) zurückschließen, das nennt man "Saprobienindex". Ein geübter Untersucher wird anhand der vorgefunden Arten sofort eine Aussage über die Wasserqualität machen können, ohne einen chemisch-physikalischen Messwert zu nehmen, von "schlecht" bis "sehr gut". An der Einleitungsstelle ist die Wasserqualität dieses Fließgewässers denkbar schlecht.

Jedoch bleibt das nicht so. Und nun kommt die Selbstreinigungskraft (Überschrift) ins Spiel. Denn, müssen wir wieder oben anfangen, der Sauerstoffgehalt des Fließgewässers steigt wieder mit zunehmendem Abstand zur Einleitungsstelle. Das lässt auf Photosyntheseaktivität von Algen oder Pflanzen schließen, die das Gewässer wieder besiedeln können, vgl. C die Kurve der Algen steigt. Der BSB5-Wert (A) sinkt, d.h. die mikrobielle, sauerstoffzehrende Aktivität, die die organischen Stoffe abgebaut hat, sinkt. So sinken auch die Schwebstoffe (A). Es kommt wieder mehr Licht ins Gewässer und das ist günstig für die Photosynthese von Algen und Pflanzen.

Ammonium-, Nitrat-, und Phosphatgehalte werden über die Fließstrecke zusehends verdünnt (sinken) und normalisieren sich. Und auch die typischerweise anzutreffenden Tierarten verändert sich über die Fließstrecke über Zuckmückenlarven, zu Wasserasseln. Insgesamt nimmt die Reinwasserfauna wieder zu. Das sind all die Tierarten, deren Vorkommen an gute Wasserqualität, mit hoher Sauerstoffverfügbarkeit geknüpft ist. Der Fluss hat sich über ein gewisse Strecke von der Einleitungsstelle praktisch "selbst gereinigt".

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologielehrer SI/II a. D.
 - (Biologie, Bio, Ökologie)  - (Biologie, Bio, Ökologie)  - (Biologie, Bio, Ökologie)  - (Biologie, Bio, Ökologie)
kaesekuchen624 
Fragesteller
 13.03.2024, 23:35

Ich danke Ihnen vielmals für die Zeit die sie sich genommen haben :) Es sind leider nicht alle Lehrer so motiviert und hilfsbereit (wie meine Biolehrerin😂).

1