Kann man nach 40 Jahren noch feststellen, ob jemand mehrere Tausend Liter Öl hat in den Boden sickern lassen?

7 Antworten

DAs geht nur über Bodenuntersuchungen im Labor.

Wenn das Gebiet kein Einzugsgebiet für Trinkwasserversorgung ist fällt es nicht ganz so leicht auf. Außerdem verteilt sich dies meist über einen längeren Zeitraum und über eine größere Region sodass es nicht sofort auffällig wird. Selbst wenn es auffällig wird ist es häufig schwer zu bestimmen woher es kommt. Und wenn man weiß woher es kommt muss man es noch dem Verursacher nachweisen. Und wenn man den Verursacher nachweisen kann, dass könnte das eine GmbH sein mit beschränkter Haftung. Wenn dann kein Vorsatz nachweisbar ist, kann man den Verursacher nur bedingt haft bar machen.

mrinteresting 
Fragesteller
 23.04.2022, 11:53

Ein Augenzeuge sagt aus, dass er dabei war. Mehrere Tausend Liter Öl.

In dem Zeitraum, wo das passiert ist, gab' es weit und breit keine anderen in Frage kommenden Verursacher. Das Firmengelände ist riesengroß.

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Ja sowas nennt man Altlasten...

Bodenprobe analysieren lassen...

Kommt auf Bodenart und Untergrund an wie weit das gesickert ist = im Kies ist das schon weit verteilt, in Lehm an den tonmineralen gebunden...

Wenn das Gelände riesig ist, sollte man das (über Zeugenaussagen etc.) genauer lokalisieren können...

Gibt es überhaupt noch einen haftbaren Besitzer/Verursacher?

Wie soll man das zeitlich festmachen?

Was ist jetzt auf der Fläche?

Warum ist das ausgerechnet jetzt relevant?

mrinteresting 
Fragesteller
 23.04.2022, 14:18

Ja. Den haftbaren Besitzer gibt es noch.

Wie man das zeitlich festmachen kann? Ein Blick in den Arbeitsvertrag und das Kündigungsschreiben vielleicht?

Was ist jetzt auf der Fläche? Vielleicht Gebäude, zum Teil geteerte Fläche, zum Teil Wiesen.

Warum ist das ausgerechnet jetzt relevant?

Warum nicht?

Sind Umweltverbrechen nicht immer relevant?

Wenn irgendwo Atommüll offen rum liegt, dann fragt ja auch keiner "Warum ist das ausgerechnet jetzt relevant"?

Es ist deshalb "jetzt relevant", weil man "jetzt" Kenntnis davon bekommen hat vielleicht. Relevant war es doch schon immer.

Der Bekannte von mir wird ja auch nicht ohne Grund gekündigt haben oder gekündigt worden sein. Er hat laut seiner Aussage damals als Einziger etwas gegen diese Machenschaften gesagt.

Heutzutage wird wegen fast jedem Öl-Fleck auf der Straße ausgerückt und Sand drüber gestreut.

Und wenn mehrere TAUSEND LITER Öl offen in die Natur gekippt wurden, dann soll das etwa irrelevant sein?

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myotis  23.04.2022, 15:29
@mrinteresting

Ist er jetzt entlassen worden oder damals?

Warum wurde das vor 40 Jahren nicht angezeigt... Oder vor 20...?

In welchem Bundesland ist das?

Ich sage keineswegs dass das irrelevant ist - um Aussicht auf Erfolg zu haben muss man eben ganz genau nachweisen wer genau wann genau (auf den Tag) wo genau wieviel genau von was genau verschüttet und gegen welche damals gültige Vorschrift genau verstoßen hat - eine Zeugenaussage ist da schon wichtig, der beschuldigte wird aber das Gegenteil behaupten oder sagen "das war schon" usw...

Dann bleibt es "nur" noch eine Entsorgungslast für den jetzigen Besitzer oder die Allgemeinheit ...

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mrinteresting 
Fragesteller
 23.04.2022, 21:16
@myotis

Die Grundstücke sind immer noch im Eigentum des Verursachers.

Warum es nicht angezeigt wurde...? Weil es damals keine Aussicht auf Erfolg gab und weil der Mensch sonst seinen Job verloren hätte, den er dann im Endeffekt trotzdem durch andere Umstände verloren hat, weil er unbequem war.

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myotis  23.04.2022, 21:31
@mrinteresting

Mal abgesehen dass eine Anzeige auch anonym aufgegeben werden hätte können... Vorsätzliche Umweltverschmutzung ist Strafrecht, da ermittelt die Behörde von Amts wegen...

...und es sich jetzt schon etwas wie Revanche für ne Entlassung anhört...

Ist es nach 40 Jahren halt deutlich schlechter nachweisbar, die damals verantwortlichen sind in Rente, haben ggf. eh nimmer genug Geld, den schaden zu beheben usw ...

...wie konkret soll das werden?

Und wo ist das? In Ostdeutschland galt vor 40 Jahren ganz anderes Recht z. B. ...

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mrinteresting 
Fragesteller
 24.04.2022, 07:38
@myotis

Westdeutschland. Und ist ja auch egal was es ist, denn es geht um mehrere Tausend Liter Öl. Welche Gründe der Mann jetzt für eine Anzeige hat ist doch egal. Ändert ja nichts an der Tat.

Der Verursacher ist noch aktiv in dem Konzern und hat sehr viel Geld. Es kann auch sein, dass es vor 30 Jahren war.

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myotis  24.04.2022, 11:53
@mrinteresting

Ja und wie soll es weiter gehen?

Beweise sind nur auf dem - nicht (mehr) zugänglichen - Firmengelände zu bekommen.

Die genauen Zeitpunkte und Verantwortlichkeiten beruhen nur auf Aussage...

Wie du jetzt schreibst ist das nicht mal auf 10 Jahre genau... Schon sehr vage...

Die persönliche Verantwortung von leitenden Personen wären nur über Akten mit entsprechenden Anordnungen nachzuweisen - da kommst aber nicht (mehr) ran...

Versteh mich nicht falsch, illegale Entsorgung ist kriminell.

Aber geht es dir um die Umwelt oder drum da wen konkretes dranzukriegen? Für letzteres müsstest du konkrete Angaben zu Tag(!), Ort (auf sagen wir 10m genau) und Person machen können - was ich nicht erkennen kann...

Informier dich beim zuständigen Umweltamt, was die bräuchten um dagegen vorgehen zu können...

Aber ich fürchte, wenn du/ihr nicht mehr zu bieten hast/habt als etwa 30, vllt. 40 Jahre, "tausende Liter", "noch im Konzern" wird das realistisch betrachtet im Sand verlaufen: so jemand hat mehr Geld, bessere Anwälte, die längeren Hebel... Und braucht erst mal nur behaupten, das sei erfunden um dich dann der Verleumdung anzuklagen - einfach so, um Zeit zu gewinnen oder so...

Lass dich ggf. anwaltlich beraten um nix falsch anzugehen... Und nicht zu riskieren dass ggf "dein Bekannter" auch drangekriegt werden kann (was hätte er damals mit zu tun, warum hat er damals nur zugeschaut, kann das in Verleumdung umgedreht werden...)

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Kommt natürlich auf das Öl an, aber das was realistisch in Frage kommt. Ja, auf jeden Fall, vorausgesetzt man kennt die Stelle. Dann kann man Bodenproben machen.

Da du aber scheinbar keinerlei Anhaltspunkte hast, wie kommst du auf sowas?

mrinteresting 
Fragesteller
 23.04.2022, 11:50

Ich kenne jemanden, der dort Betriebsrat war. Der hat solche Aktionen laut eigener Aussage mit eigenen Augen gesehen. Und der hat mir gesagt, dass er die Stellen alle kennt und zeigen könnte, wo das passiert ist.

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Ansotica  23.04.2022, 13:03
@mrinteresting

Dann hast du ja einen Zeugen. Wenn du die Stellen kenns tund vorzugsweise auch weißt welches Öl genau (zumindest eingrenzen), dann kannst du dich mal kundig machen ob dir jemand hilft (UNB, NaturschutzOrgas usw.) oder du fragst selbst mal bei einem Gutachter oder Labor für Bodenproben und Umweltanalysen an ob das geht, was du brauchst und was es kostet.

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Auf alle Fälle!

Derartiges wird üblicherweise durch spezielle Messungen nachgewiesen.

mrinteresting 
Fragesteller
 23.04.2022, 01:27

Nachfrage 1: Gibt es eine Möglichkeit als Laie Indizien oder sogar erste handfeste Beweise zu sammeln?

Nachfrage 2: Wenn so etwas passiert ist, muss die Bevölkerung das dann nicht eigentlich bemerkt haben? Denn auch vor 40 Jahren gab es schon eine normale Trinkwasserversorgung. In jedem Haus gibt es Wasserhähne und so. Am Ende geht doch vieles oder alles ins Grundwasser. Und von da aus am Ende ist es doch im Trinkwasser.

Merkt das keiner? Oder was war dann da los?

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diewoelfin0815  23.04.2022, 01:46
@mrinteresting

Zu 1.: Nein, das müssen (schon allein wg der vergangenen Zeit) Profis erledigen. Nur sie haben die passende Technik um zu messen, wie es z.B. mit den Kontaminationen mit verschiedensten Kohlenwasserstoffen ausschaut.

Zu 2.: Welche Folgen das hat und ob es rauskommt ist schlichtweg davon abhängig welcher Art der Bodenaufbau von dem betroffenen Grundstück, sowie drum rum ist und ebenso wie der Schadensverursacher damit umgeht um es ggf. zu vertuschen. Möglicherweise wurde seinerzeit auch eine erhöhte Belastung bei den üblichen Trinkwasser-Testmessungen festgestellt. Wenn jedoch nicht der Ursprung des Übels festgestellt werden kann (und Öl kann sich bei passendem Boden sehr weit verbreiten), kann man auch niemanden dafür bestrafen.

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mrinteresting 
Fragesteller
 23.04.2022, 02:25
@diewoelfin0815

Meine Kenntnisse sind (wenn es stimmt), dass mehrere Tausend Liter jeweils auf eine Stelle gekippt wurden. Dann wohl nur etwas Erde drüber gekippt, wenn überhaupt.

Ob es Trinkwasser-Testmessungen in der Zeit gegeben hat, ist nicht klar. Ich könnte mir vorstellen, dass der Schadensverursacher die Behörde gekauft hat, sofern diese etwas festgestellt haben sollte. Und dann wurde alles unter den Teppich gekehrt.

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diewoelfin0815  23.04.2022, 02:34
@mrinteresting

Kannst dem ja mal nachgehen und Dich mit Deinen ermittelten Indizien und Beweisen ggf. an das lokale Umweltamt wenden - oder alternativ die Presse, wenn Dich scheinbar niemand ernst nimmt.

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mrinteresting 
Fragesteller
 23.04.2022, 02:49
@diewoelfin0815

Ich habe nichts. Nur eine Aussage eines ehem. Betriebsrates. Ich würde gerne Indizien oder Beweise haben. Dann würde ich weitere Schritte einleiten.

Ansonsten mache ich wohl nichts, weil ich nicht das geringste Risiko eingehen mag am Ende wie ein Trottel da zu stehen, der jemanden zu Unrecht beschuldigt hat oder sowas.

Davon abgesehen halte ich es für möglich, dass sich a) niemand dafür interessieren wird und b) nichts daraus werden wird, selbst wenn sich jemand dafür interessiert, weil die Beweise sich vielleicht "verflüchtigt" haben im Laufe der Jahrzehnte und/oder der Konzern einfach viel zu mächtig ist, als dass da irgendein Umweltamt irgendetwas ausrichten könnte. Ein Umweltamt ist bloß ein lästiger Krümmel unter der Schuhsohle der Konzerninhaber. Höchstens. Es wird wohl eher so sein, dass ein Umweltamt gar nichts tun wird und jede Meldung sofort "versandet", weil da keiner Lust auf etwas Unbequemes hat oder sich niemand vorstellen kann, dass der Konzern so etwas gemacht hat.

Ich habe keine Unterstützung und daher mache ich auch nichts.

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diewoelfin0815  23.04.2022, 03:04
@mrinteresting
Es wird wohl eher so sein, dass ein Umweltamt gar nichts tun wird und jede Meldung sofort "versandet", weil da keiner Lust auf etwas Unbequemes hat oder sich niemand vorstellen kann, dass der Konzern so etwas gemacht hat.

Das war mal! Heutzutage wird dem knallhart nachgegangen.

Ich habe keine Unterstützung und daher mache ich auch nichts.

Ich zitiere dazu einfach mal Albert Einstein: "Die Welt ist viel zu gefährlich, um darin zu leben. Nicht wegen der Menschen, die Böses tun, sondern wegen der Menschen, die daneben stehen und sie gewähren lassen."

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Wie schon geschildert, ist es nicht sicher, daß man eine Verunreinigung nach so langer Zeit überhaupt noch feststellen kann. Eine Bodenprobe wird dazu mit einem Lösemittel extrahiert und der Extrakt IR-spektroskopisch quantitativ auf Kohlenwasserstoffe untersucht.
Juristisch belangen kann man den Verursacher vermutlich nicht mehr, weil das Vergehen verjährt ist. Wie es zivilrechtlich mit der Haftung aussieht, kann ich leider nicht sagen, aber auch da kann es evtl. sein, das das Vergehen verjährt ist. Bezahlen muß die Sanierung grundsätzlich der jetzige Eigentümer des Grundstücks. Ist leider so.