Kann man mit einer Dyskalkulie ins Gymnasium?

3 Antworten

Ich habe eine stark ausgeprägte Dyskalkulie und bin in der 12. Klasse. Ich mache nächstes Jahr mein Abi. Ich habe Nachhilfe in Mathe und habe die anderen Fächer, in denen mir Mathe über den Weg gelaufen ist, so gut es ging, abgewählt. Es ist möglich, aber du musst Menschen finden, die dich dabei unterstützen und Verständnis für die Dyskalkulie haben.

Ich habe keinen offiziellen Nachteilsausgleich, es gibt aber auch Schulen und Bundesländer, die das anbieten. Da musst du dich aber informieren. Vielleicht gibt es die Option an deiner Wunschschule/ in deinem Bundesland.

Anfängerfehler. Dyskalkulie ist eine Mathestörung!! 

Oftmals werden die Begriffe wild durcheinander geworfen für mehr Abwechslung, ist fachlich aber komplett falsch und stiftet Verwirrung, gerade bei Laien. Es ist hier leider nicht so klar abgesondert wie bei Legasthenie und LRS.

Legasthenie ist eine Störung und LRS nur eine Schwäche, die gefördert werden kann.

Das selbe gibt es bei Mathe. Wenn man von Dyskalkulie spricht, meint man die Mathestörung.

Hierbei ist das Verständnis klar und gerade auch bei der höheren Mathematik.

Woran ist scheitert ist lediglich das Ausrechnen. Das kleine Einmal eins z.B., fällt schwer und mit Hilfsmitteln (Taschenrechner, mehr Zeit, ruhiger Arbeitsplatz) fällt Mathe gleich viel leichter! Durch diese Hilfe liegt die Konzentration mehr auf der logischen Aufgabe und nicht das drum herum Gerechne. Das löst Erleichterung aus. 

Bei dieser Mathestörung ist es nicht möglich diese zu fördern! Im Gegenteil, es ist sogar höchst schädlich! Jemanden immer wieder zu versuchen bei zu bringen, etwas auszurechnen im Kopf, ist kontraproduktiv! Du kannst jemanden etwas nicht beibringen, wenn er die Möglichkeit nicht besitzt oder hat irgendjemand je versucht einem Querschnittsgelähmtem laufen beizubringen?? Ich denke hiermit dürfte klar sein, was gemeint ist. Das ist auch nicht schön zu reden mit „ach, man kann doch nicht sowas miteinander vergleichen“, doch das kann man! 

Denn wenn du jemanden etwas unmögliches beizubringen gerät er in Selbstzweifel, da er weiß: „Mist, andere können das auch. Ich muss es einfach können! Bin ich dumm? Ich schaffe das nicht! Ich bin ein Versager!“

Das ist nicht nötig. Somit verlieren solche Leute die Hoffnung und geben Mathe komplett auf. Dabei fällt gerade ihnen die höhere Mathematik viel leichter, als „gewöhnlichen“ Leuten. Zudem ist es häufig so, dass bei einer unruhigen Umgebung das Rechnen schwerer fällt und es zu einer „Arbeitslähmung“ führen kann. Deshalb ist der ruhige Arbeitsplatz als Ausgleich gerade für Prüfungen empfehlenswert und sehr wichtig! 

Kommt es zu einer „Arbeitslähmung“, kann der Betroffene sich nicht mehr mit den Aufgaben beschäftigen und keinen klaren Gedanken fassen. Er denkt nur an diese Unruhe und im nu ist die Zeit um. Diese Unruhe kann schon ein runter gefallener Stift sein. Ich spreche dort aus eigener Erfahrung. 

Außerdem kann im Alltag später eine Hilfe beansprucht werden, die einem beispielsweise beim einkaufen bzw. dem Bezahlvorgang hilft, da man dort leicht über den Tisch gezogen werden kann. Denn Betroffene merken oft erst viel zu spät oder im schlimmsten Fall gar nicht, dass sie einen Rechenfehler gemacht haben! Das kann gefährlich werden. 

Bei einer Matheschwäche handelt es sich um eine Schwäche, die gefördert und verbessert werden kann. 

Darin besteht der wesentliche Unterschied zwischen Dyskalkulie (MatheSTÖRUNG) und MatheSCHWÄCHE.

Die Störung lässt sich NICHT fördern, kann aber mit Hilfsmitteln ausgeglichen werden, hingegen lässt sich die Schwäche fördern und Hilfsmittel sind nicht unbedingt nötig. 

Wie man merkt bin ich schon lange kein Laie mehr in dem Gebiet und möchte dieses Missverständnis gerne aufklären, da ich mich immer noch oft erklären muss. „Ach, eine Schwäche? Ich stecke dich in einen Förderkurs!“, „NEIN! eine STÖRUNG, eine STÖRUNG!“, „Wo liegt der Unterschied?“, „…“

Denn oft war ich derjenige, der im Förderkurs alles allen erklärte, es selbst aber nicht ausrechnen konnte. Schon in der Grundschule stand ich dort an der Tafel und verzweifelt bei 7x7. Es war demütigend, die ganze Klasse lachen zu hören, während ich es ausrechnen sollte. Dabei hatte ich es doch so schön erklärt und musst es eben leider „nur noch“ ausrechnen.

Am Ende war ich stinksauer, habe die Kreide weggeworfen, mich auf meinen Platz gesetzt und geheult. Das hat die Lehrerin sehr überrascht und war empört über mein Verhalten, da ich ja sonst nicht so war. 

Als sie das im Elternsprechtag ansprach, haben wir mich dann testen lassen und tada! Mein Leben wurde viel besser. 

Jetzt sitze ich in Klausuren immer in einem Einzelraum mit Taschenrechner (auch im Taschenrechner freien Teil) und vor allem mit schön viel Zeit. Seither habe ich nie mehr 5en geschrieben geschweige denn 6en. 

Ich hoffe ich konnte mehr Klarheit verschaffen :)

Erstmal solltest du natürlich wissen was von beidem du hast und dich dementsprechend in deinem Bundesland darüber informieren.

Die Leute kann man in einem gewissen Masse noch "dressieren", auch für komplexe Sachverhalte. Sobald aber etwas vom Schema F abweicht oder in Textaufgaben falsche Fährten gelegt werden, haben die Leute meist keine Chance mehr. Da fallen allerdings dann auch nicht wenige "normale" Geister drauf rein. LOL!

Bin selbst aber auch kein Mathe-Ass. Eigentlich kann ich gar nichts richtig gut. LOL!