Kann ich mit 13 Jahren schon Goethes Faust gut verstehen?

Sophie246  25.10.2020, 13:23

Bist du denn 13 und schon in der 9. klasse? Das ist aber echt heftig, denn ich bin 13 und erst in der 7. klasse ...

ilovehermine 
Fragesteller
 25.10.2020, 16:51

Ja, weil ich mal übersprungen habe, das ist schon länger her. Normalerweise ist man mit 13 ja in der 7. und 8. Klasse, und ich bin halt mit 13 stattdessen in der 8. und 9. Klasse.

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Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Der Schreibstil ist schon fordernd, einfach weil er so ungewohnt ist. Muss man sich halt drauf einlassen, und es kann trotzdem sein dass es etwa gibt das nicht klar zu verstehen ist.

Zusätzlich gehts nicht nur um die Handlung, sondern um die Gründe der Figuren für ihr Handeln. Da muss man dann schon etwas tiefer gehen, die Beweggründe sind nicht sofort ersichtlich.

Dritte Erschwernis ist, dass dir sicher Kontext fehlt. Die Kultur in der Faust (bzw eh jedes Buch) geschrieben wurde beeinflusst die Bedeutung. Zum Vergleich, wenn du auf Adam und Eva anspielst, musst du in Europa nichts erklären. Jeder kennt die Geschichte hier. In Japan könnte da Kontext verloren gehen, wenn du nicht die Geschichte dazu erwähnst. Faust wurde in einer Zeit geschrieben in der die Kultur noch anders war. Dir werden wahrscheinlich Punkte entgehen die jemand damals problemlos verstanden hätte.

Das alles gesagt, diese Probleme haben alle, auch Erwachsene. Dein Alter ist kein Hindernis, aber dir wird halt so einiges entgehen. Ich würde vorschlagen im Internet nach Interprtationshilfen zu suchen, zumindest nach dem Lesen. Und stell dich darauf ein Stellen mehrmals lesen zu müssen.

Das alles soll dich nicht abhalten, nur auf Probleme vorbereiten. Das Buch ist leseswert, und dein Alter ist definitiv nicht das Problem.

Habens deine Eltern eigentlich gelesen? Wenn ja, würd ich mit den beiden über deine Gedanken beim Lesen reden. Die können dir Sacgen erklären die du nicht verstehst, und es ist auch so einfach interessant sich mit anderen über komplexe Bücher zu unterhalten.

Ich hoffe du hast Freude an dem Buch.

ilovehermine 
Fragesteller
 20.10.2020, 14:53

Danke! Mein Vater hat es glaube ich nicht gelesen, er ging in Jordanien zur Schule und da hatte man natürlich andere Lektüren als in Deutschland. Bestimmt kann er mir trotzdem Sachen erklären, er liest generell viel und halt auch Klassiker. (Vielleicht hat er es sogar doch noch gelesen, das weiß ich gerade nicht)

Aber meine Geschwister haben es alle gelesen, weil sie Abi in Deutschland gemacht haben. Und sie fanden es ganz gut bis auf die eine Schwester, aber sie mochte eh fast keine Schullektüre.

Mit dem Kontext hast du bestimmt Recht. Ich hab jetzt inzwischen angefangen und puh, die Sprache ist schon komisch. :D Ich versteh nicht immer, was gemeint ist, aber so schlecht finde ich es auch nicht bisher. Nur dass es direkt eigentlich drei Prologe gibt, bevor die eigentliche Geschichte anfängt, gefällt mir nicht so.

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FelixSH  27.10.2020, 09:09
@ilovehermine

Danke für den Stern. :)

Hast du das Buch mittlerweile fertig gelesen bzw. wie hat dir das was du bisher gelesen hast gefallen?

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ilovehermine 
Fragesteller
 27.10.2020, 09:29
@FelixSH

Ich bin fast fertig, es fehlt nur noch ganz wenig :) Gretchen sitzt gerade im Kerker, sie hat ihr Kind getötet... Eigentlich ist das Buch ganz schön heftig. Den Anfang fand ich richtig langweilig und zwischendrin auch ein paar Stellen, aber insgesamt finde ich es gut. Ich hab es aber nur wegen der Anmerkungen verstanden (da waren unten auf der Seite immer solche Erklärungen, auch zu veralteten Wörtern). In der nächsten Hofpause hab ich es fertig :D

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FelixSH  27.10.2020, 10:41
@ilovehermine

Freut mich, dass du was damit anfangen kannst. Aber ja, es ist ein recht forderndes Buch, liegt aber viel an dem Schreibstil. Persönlich find ich diesen Schreibstil ja eher schlecht gealtert, man kann auch mit einem verständlichen Schreibstil komplexe Themen behandeln. Aber war halt der Stil damals, kann der gute Göthe nichts dafür.

Den Anfang mag ich, aber es passiert nicht viel. Man erfährt halt viel über Faust, auch wenns wie üblich etwas langatmig ist. Die Szene die ich immer nur mühsam und unverständlich fand ist die, wo Faust und Mephisto mit den Studenten trinken und reden. Und auch der Teil nach dem Anfang, wo es Tag wird und Faust drüber redet dass alle aus dem Winterschlaf erwachen, empfand ich immer auch mehr als Filler. Ich mag das Buch, aber finds stellenweise einfach unnötig langatmig.

Und ja, es passieren schon heftige Sachen. Aber das ist eigentlich nicht so ungewöhnlich bei Klassikern. Gute Bücher lassen die Charaktere öfter mal leiden. 😁

Wenn dich Faust als Figur interessiert, also jemand der sich als schlauer als der Rest vorkommt und die Gesellschaft als dumm ablehnt und Spaß als Konzept nicht versteht, würd ich Hermann Hesses Steppenwolf empfehlen. Sorry dass ichs so ungefragt anbringe, aber gerade diesen Typen als Hauptfigur hat Hesse auch oft. Aber er schreibt wesentlich verständlicher. Bei Göthe denk ich einfach immer dass Hesse ähnliche Themen bearbeitet, nur halt so dass es nicht so zäh zu lesen ist. Also wenn du noch mehr Bücher mit depressiven Hauptfiguren suchen solltest ist er der richtige Autor. 😉

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Faust wurde schon in einem sehr "speziellen" Schreibstil geschrieben. Ich hatte damals in der Schule doch meine Mühen mit dem Buch... wobei ich zugeben muss, dass es eben etwas anderes ist, ob man etwas freiwillig lesen möchte oder aufgrund der Schule lesen "muss".

Ich an deiner Stelle würde es einfach versuchen =) - Ist doch total cool, wenn man in so jungen Jahren schon Interesse für solche Werke hat. Und du wirst schon auf den ersten Seiten merken, ob dir dieser Schreibstil zusagt =)

ilovehermine 
Fragesteller
 20.10.2020, 10:18

Danke! Das stimmt, dass man Dinge lieber macht, wenn sie freiwilliger sind. Ich guck gleich später rein. :)

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ilovehermine 
Fragesteller
 21.10.2020, 15:19

Kleine Rückmeldung, ich bin inzwischen an der Stelle, wo Faust mit Wagner draußen war (fürs Osterfest) und sie dann diesen kleinen Pudel gesehen haben, der ihnen gefolgt ist. Wagner fand den Pudel ja ganz normal, aber Faust hat richtig Panik vor ihm bekommen und ich denke, dass das kein normaler Hund ist... Es ist eigentlich gar nicht so schlecht, wenn man mal reingekommen ist :) Aber die Prologe fand ich unnötig. Vor allem den allerersten, da hätte ich das Buch fast direkt aufgegeben. Zum Glück hab ich aber weitergelesen und jetzt finde ich es sogar recht spannend.

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MuellerMona  22.10.2020, 06:58
@ilovehermine

Ja, so weit ich mich erinnern kann, werden da einige Sachen so beschrieben, dass für einen unaufmerksamen Leser nicht ersichtlich ist, was damit genau gemeint ist. Ich bin mir nicht einmal mehr sicher, ob meine damalige Buchfassung nicht gleichzeitig ein paar Erklärungen zu gewissen Textstellen enthielt, damit man sie eben besser verstehen konnte.

So langsam habe ich das Gefühl, ich könnte das Büchlein ebenfalls wieder einmal hervor kramen. Vielleicht habe ich es ja einfach viel schlimmer in Erinnerung, als es in Wirklichkeit ist. Ausserdem hat mir damals die Motivation zum Lesen gefehlt ^^'

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ilovehermine 
Fragesteller
 22.10.2020, 07:07
@MuellerMona

Meine Ausgabe ist auch mit Erklärungen, sogar „Vokabeln“ unten mit den Wörtern, die wir nicht mehr kennen! Echt praktisch :)

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Nein, mit 13 Jahren hat man noch nicht die nötige Reife für solche Bücher.

ilovehermine 
Fragesteller
 20.10.2020, 10:25

Danke für deine Meinung! Das kann gut sein. Probieren geht über Studieren, also probiere ich es heute trotzdem einfach aus und schau mal, wie weit ich komme.

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Faust I auf jeden Fall. Der ist gut zu verstehen, an manchen
Stellen sogar lustig - eigentlich an vielen - und bis auf
Kleinigkeiten auch in "unserem" Deutsch.

Die "Vorrede auf dem Theater", vor allem das,
was der Direktor sagt, sollte jeder Medienschaffende
von heute gelesen haben. Es passt 1:1. ;-)

ilovehermine 
Fragesteller
 20.10.2020, 10:27

Dass es lustige Stellen gibt, wusste ich gar nicht. Ist die "Vorrede auf dem Theater" ein Teil des Buchs?

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Tannibi  20.10.2020, 10:51
@ilovehermine

Ja. Da sind die drei Leute versammelt, die das Theater (oder heute auch
jedes andere Medium) möglich machen: Der Direktor, der alles organisiert
und natürlich auch was verdienen will, der Dichter (Autor), der das Stück
schreibt, und eine "lustige Person", die für die Schauspieler steht.

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ilovehermine 
Fragesteller
 20.10.2020, 14:54
@Tannibi

Den Teil hab ich inzwischen gelesen! Und noch die anderen beiden Prologe. Eigentlich hat das ja gar nichts mit der Geschichte selbst zu tun.

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Tannibi  20.10.2020, 15:23
@ilovehermine

Nein, aber es ist ja als Theaterstück angelegt.
Es sind sogar Regieanweisungen dabei.

Das "Gespräch an der Himmelspforte"
ist ganz witzig, und die Szene in Auerbachs Keller.

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ilovehermine 
Fragesteller
 21.10.2020, 15:21
@Tannibi

Inzwischen bin ich da, wo Faust und Wagner diesen Pudel entdeckt haben (und er ist ihnen am Ende gefolgt) und das fand ich eigentlich auch ganz lustig, was für eine Panik Faust vor diesem Pudel gekriegt hat von wegen, dass der Pudel Feuerspuren hinterlassen würde, und Wagner nur so: "Äh, das ist ein ganz normaler Hund...?" :D Obwohl ich Faust glaube, dass er die Wahrheit erkannt hat und es in Wirklichkeit kein normaler Pudel ist!

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Tannibi  21.10.2020, 15:22
@ilovehermine

Ist er ja auch nicht. Du wirst schon noch des Pudels
Kern entdecken.

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Lies doch einfach Faust I mal und schau, wie weit Du kommst. Es gibt ja keine Altersbeschränkung. Freut mich, wenn Du Interesse daran zeigst.

ilovehermine 
Fragesteller
 20.10.2020, 10:23

Ja, das stimmt! Ich probiere es heute aus. Hoffentlich denke ich beim Lesen dann nicht dauernd "oh weh, oh ach" :P

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