Ist Mitleid ein Motiv für moralisches Handeln?

4 Antworten

Mitleid, Mitmenschlichkeit und Empathie sind sicherlich Motive für moralisches Handeln. Für mich findet wirklich ethisch starkes Handeln dann aber eher erst auf der mehr allgemeinen Ebene der Menschenwürde statt, wo auch die Erfahrung des eigenen Handelns wie des Gegenübers und der Situation reflektiert werden und es um Komplexeres wie u.a. Gewissen geht.

Mitleid begrenzt leicht die Moral, weil der Betreffende in einer schwächeren Position ist. Auf der anderen Seite ist das natürlich authentisch, weil die Handlung aus dem Gefühl und der Mitmenschlichkeit erfolgt.

Für den Vortrag würde ich mich auf konkretere, anschauliche Beispiele beziehen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Erstmal würde ich nicht Ethik als Moral bezeichnen, denn beides ist nicht dasselbe. Moral bedeutet eher so etwas wie Prüderie, die unreflektierte Übernahme alter Regeln statt eigenem Denken. Prostituierte machen unmoralische Angebote, aber keine unethischen Angebote.

Du kannst beispielhafte Geschichten finden, um zu veranschaulichen, wie Mitleid ethisches Handeln motivieren kann. Hier ist eine von mir: Ich gönnte mir einmal auf der Motorradreise durch Marokko einen Kaffee am Straßenrand. Da erschien ein Schuhputzer und wollte unbedingt meine Motorradstiefel putzen. Die bestanden aber aus Kunststoff, das sagte ich ihm auch, und auch die Umstehenden sagten es ihm. Er putzte aber so verbissen, dass ich merkte: Er war kurz vorm Heulen, weil er Geld brauchte und nicht um Almosen betteln wollte. Also zahlte ich ihm üppig und wusch die schwarze Schuhcreme später im Hotel mit warmem Wasser, Seife und Handbürste wieder ab.

Googel mal nach "Mitleidsethik".

Dass ein Vortrag 20 Minuten zu dauern hat wirst Du noch oft erleben, wenn Du mal studierst und wissenschaftlich tätig bist. Das ist bei der Promotion eine wichtige Regel. Dazu muss man den Text erstmal schriftlich formulieren, dann so verbessern, dass man ihn flüssig aussprechen kann, und dann auswendig pauken.

Zunächst wäre es wichtig, dass Du im Grundsatz Deine Ethik - die für Dich gilt - formulieren kannst. Erst wenn Du Deine Ethik klar formuliert hast, kannst Du erkennen, ob Mitleid eine Rolle spielt.

Hier ein Beispiel für eine Formulierung der Ethik, wie ich sie als Christ ausdrücke:

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Das Leben in jeglicher Form ist von Gott gewollt und geschaffen. Es ist mir heilig. Ethisch ist der Mensch nur, wenn ihm das Leben als solches, das der Pflanze und des Tieres und besonders das Leben des Menschen, heilig ist und er sich dem Leben, das in Not ist, helfend hingibt.

Aus der Erkenntnis der Größe Gottes und des von Ihm gewollten und geschaffenen Lebens entsteht die Ehrfurcht vor dem Leben. Diese Ehrfurcht ist kein Gefühl, sondern das Produkt von Gotteserkenntnis.

Bedenken wir, dass wir das Leben bejahen und um uns herum ebenfalls Menschen sind, die den Willen zum Leben bejahen, auch wenn sie dazu neigen, lebensfeindliche Verhaltensweisen (Sünde) zu praktizieren.

-        Ehrfurcht vor dem Leben = Als Wille zum Leben inmitten von Wille erfasst sich der Mensch in jedem Augenblick in dem er über sich selbst und über die Welt um sich herum und über die Beziehung zu Jesus nachdenkt.

-        Lebensbejahung ist die geistige Tat, in der der Mensch aufhört dahinzuleben und anfängt, sich Gott mit Ehrfurcht hinzugeben, um sein Leben auf den von Gott gewollten Wert bringen zu lassen. Lebensbejahung ist damit die Vertiefung, Verinnerlichung und Steigerung des Willens zum Leben und damit die Bejahung Gottes Willen.

Der große Fehler aller bisherigen Ethik ist, dass sie es nur mit dem Verhalten des Menschen zum Menschen zu tun zu haben glaubten. In Wirklichkeit aber handelt es sich darum wie er sich zu Gott, zur Welt und allem Leben, das in seinem Bereich tritt, verhält.

Die universelle Ethik des Erlebens der ins Grenzenlose erweiterbaren Verantwortung gegenüber alles was lebt, lässt sich im Denken begründen. Dabei ist es sehr wichtig, dass wir als Christen nicht versuchen, die Welt besser zu machen sondern dort wirksam werden, wo uns Gott hinstellt.

Auf dem Platz, wo Gott uns hinstellt, sind wir auch mit Gaben und Fähigkeiten ausgerüstet. Der barmherzige Samariter war weder Arzt noch Pflegefachkraft. Trotzdem hatte er Gaben, die ihn zum Dienst am Nächsten befähigten. Die praktische Frage lautet: Wofür habe ich diese oder jene Gabe oder diese oder jene Fähigkeit? Selbstzweck? Selbsterbauung?

Gott ist planvoll. Die Ethik Jesu – wirksam im Verhalten von Mensch zu Mensch – ist etwas Besonderes, welches sich von lobenswertem sozialen Engagement unterscheidet. Die Welt kennt soziales Engagement, welches auf Pflicht oder auf Gefühl gründet. Die eigene menschliche Kraft bildet den Rahmen und auch die Grenzen.

Die Ethik Jesu und das daraus entstehende soziale Engagement ist nicht Selbstzweck, sondern dient der Fortentwicklung und öffnet den Menschen für Gott. Wenn es in der zwischenmenschlichen Beziehung zu keiner Fortentwicklung kommt, fehlt es möglicherweise nicht an Aktivitäten, jedoch an Liebe. Ohne Liebe ist unser Handeln außerhalb der Ethik Jesu.

Ich beachte: Die Kommunikation ist der Spiegel einer jeden Beziehung. Je geringer die Qualität der Kommunikation ist, desto geringer ist der Wert (oder die Qualität) der Beziehung – und umgekehrt. Um auch in der Kommunikation die Liebe nicht aus den Augen zu verlieren, achte ich auf wertschätzende Kommunikation.

Die Ethik Jesu – auf der Basis Ehrfurcht vor Gott und dem von Ihm geschaffenen Leben - begreift alles in sich, was als Hingebung, Mitleiden, Mitfreude und Mitstreben in Liebe bezeichnet werden kann und ist ziel- oder zweckgerichtet, schöpft ihre Kraft aus der Beziehung zu Gott.

Die Ethik Jesu geht darauf aus, Werte zu schaffen und Fortschritte zu verwirklichen, die einerseits die notwendige Verbindung zu Gott als „Licht in der Welt“ erhellt, andererseits der materiellen, geistigen, geistlichen und ethischen Höherentwicklung des Menschen dienen. Fortentwicklung ist praktisch und am Leben und an der Freude des Nächsten interessiert.

Eine Fortentwicklung kündigt sich bei meinem Nächsten an,

·       wenn Not gelindert wird

·       wenn aus Problemen lösbare Aufgaben entstehen

·       Ängste beherrschen den Menschen nicht mehr – sondern werden beherrscht

·       Gottes Liebe wird für den Menschen, dem meine Hinwendung gilt, erkennbar

·       Die Erkenntnis von Zusammenhängen (z.B. Ursache – Wirkung) wächst

·       Lebensfreude breitet sich aus

·       Sünde wird erkannt

·       Neue Fähigkeiten und Talente werden entdeckt

·       Bekannte Fähigkeiten und Talente werden gefördert und ausgebaut

·       Die Kreativität nimmt zu

·       Wertschätzende Kommunikation gewinnt an Bedeutung.

 In diesem Sinne ist die gelebte Ethik Jesu nie ein rein theoretisches Konstrukt, sondern führt zu einer Summe von kleinen und großen Aktivitäten, die sich moralisch bewerten lassen.

Mitleid ist eine Emotion, Moral entsteht aus Emotionen, mit Emotionen Handeln wir. In der Hinsicht würde ich auf die Kernfrage, ja sagen. Was für einen Moralisch ist, muss jeder selbst wissen. Du könntest eine Situation in der Klasse vorgeben und da nach dem Handeln fragen.

Beispiel wie mit dem Zug und den weichen. Ein Zug, zwei gleiße, auf beiden gleißen Personen.