Ist jede Angststörung behandelbar?

1 Antwort

Erstmal muss abgeklärt werden, dass die Angststörung keine organische Ursache hat (Beispiel: Eine Schilddrüsenüberfunktion kann zu Panikattacken führen). Wenn klar ist, dass es eine psychische Störung ist, ist sie behandelbar, ja. Es gibt für jede Angststörung wirksame Verfahren.

Es kann aber sein, dass manche Klienten deutlich komplizierter sind - dass es keine alleinige Angststörung ist, sondern dass Persönlichkeitsanteile eine Rolle spielen. Zum Beispiel ist eine Angststörung eine hervorragende Sache für einen Histrioniker: Man bekommt Aufmerksamkeit durch die Angststörung. Sowas muss ein Therapeut erkennen und dann die zugrundeliegende Histrionik behandeln.

Was ich damit sagen will, ist, dass Menschen komplex sind, und dass es für Angststörungen wirksame Verfahren gibt, dass es aber auch sein kann, dass diese Verfahren nicht funktionieren - je nachdem wie der Betroffene psychologisch tickt. Deswegen muss man als Therapeut ein psychologisches Modell vom Klienten erstellen - d.h. man muss sich eine umfassende Vorstellung davon machen, wie der Klient "psychologisch funktioniert", und das geht über die konkrete Diagnose hinaus. Nur zu wissen, was für eine Diagnose der Klient hat und welche Symptome vorliegen, reicht oft nicht. Man braucht oft mehr Informationen um erfolgreich behandeln zu können.

Deswegen: Ja, es gibt wirksame Verfahren. Und gleichzeitig kann es sein, dass sie im Einzelfall nicht funktionieren, weil die betroffene Person eigentlich was ganz Anderes braucht.