Wer hat Erfahrungen mit einem Klinikaufenthalt durch Depressionen / Angststörungen?

8 Antworten

Hey hey,

ich war für drei Monate in einer Tagesklinik (wegen Depressionen) und es hat mir auch recht gut gefallen und eigentlich auch geholfen.

Es war schon eine schöne Zeit, jetzt mal davon abgesehen, dass es mir halt nicht wirklich gut ging. Der Aufenthalt war einfach eine erholsame Auszeit, in der man sich mal wirklich auf sich konzentrieren konnte und weniger Schule im Kopf hatte. Natürlich gibt es da auch eine Schule, ich hatte z.B. vier Stunden pro Tag "Unterricht" mit einem ziemlich entspannten Lehrer. Das war dann eine Klasse mit so 4/5 anderen Jugendlichen und wir konnten halt die Aufgaben machen, die wir von der Schule zugeschickt bekommen haben.

Ich war zu der Zeit in der Q1 und mit vier Stunden pro Tag kommt man da einfach nicht hinterher, die meisten Klausuren habe ich auch nicht mitgeschrieben und habe Schule einfach vernachlässigt, sodass ich mich dann am Ende des Klinikaufenthalts dazu entschieden habe, eine Stufe zu wiederholen, was auf jeden Fall die richtige Entscheidung war! (Ich hätte es mit genug Ehrgeiz schaffen können, aber ich wollte mich einfach während des Aufenthalts auf mich konzentrieren und nach dem Aufenthalt nicht direkt wieder in diese Stressituation Schule kommen mit zig Klausuren, die ich hätte nachschreiben müssen.)

Aber so viel dazu. Schule dort war also entspannt, wodurch es mir auch einfach schon ein bisschen besser ging.

Ich wurde halt jeden Morgen von einem Taxi dorthin gebracht, dann gab es Frühstück und dann erstmal Schule bis 12 Uhr. Innerhalb dieser vier Stunden wurde man manchmal abgeholt, um zur Ergotherapie oder zur Reittherapie zu gehen. Bei der Ergotherapie waren wir eine Gruppe von drei Jugendlichen aus der Tagesklinik (die Gruppe durften wir uns auch aussuchen) und da haben wir eigentlich so meistens gebastelt oder sowas. Reittherapie hatten wir immer zu zweit, das Reiten fand ich super, hat mir sehr gefallen. Ergo- und Reittherapie hatten wir so zweimal die Woche. Manchmal sind wir auch während der Schulzeit in ein anderes Gebäude gegangen, um dort zu töpfern, das fand ich auch total cool. Ansonsten hatten wir auch einmal pro Woche Sporttherapie und sind auch einmal die Woche spazieren gegangen.

Nach der Schule gab es dann Mittagessen und danach sind wir erstmal in den Garten gegangen, da sind wir dann manchmal so rumgelaufen, haben bisschen Fußball gespielt oder sind geschaukelt :D

Wenn sonst nichts anstand an Therapie oder so hatten wir Freizeit und konnten selbst entscheiden, was wir machen. Es gab viele Spiele, es gab einen Bastelraum, einen Toberaum, einen Kicker, eine Wii sogar auch (das war cool :D), wir haben auch viel Malen nach Zahlen gemacht.

Und joa, um vier Uhr wurden wir dann wieder vom Taxi abgeholt und dann ging es nach Hause.

Einmal pro Woche gab es ein Psychotherapie-Gespräch, man hätte sich aber auch immer melden können, wenn etwas gewesen wäre. Meine Therapeutin war auch super. Irgendwann gab es dann auch manchmal Gruppentherapie Gespräche, das war nicht ganz so meins, aber die hatten wir auch nicht so oft. Ansonsten gab es auch so Entspannungs-Meditations-Dings Angebote, das fand ich eigentlich ganz schön.

Montags gab es immer Visite, das war schon ein bisschen unangenehm, da sind dann halt so alle Ärzte und Therapeuten der Klinik (mit den meisten hat man auch gar nichts zu tun) in einem Raum und die reden mit dir dann kurz so über deinen Stand und deine Fortschritte und so.

Die anderen Kinder und Jugendliche dort waren eigentlich auch alle ganz nett, manche halt eventuell ein bisschen nervig und schwierig, aber ich hatte auf jeden Fall zwei Mädchen, mit denen ich mich gut verstanden habe. Es ist halt auch irgendwie schön so in einem Umfeld zu sein, wo du weißt, dass du mit deinen Problemen nicht allein bist und dass da halt alle irgendwelche Schwierigkeiten haben. Wir konnten uns austauschen über Sachen, auch über Therapeuten und Gespräche und so, in einer Weise, in der ich mit "nicht-psychisch-Kranken" eher nicht geredet hätte.

Ich habe auch recht früh während des Aufenthaltes Antidepressiva (Sertralin) bekommen, ich bin mir nicht ganz sicher, ob und inwiefern die bei mir gewirkt haben, aber bestimmt haben die auch irgendwie geholfen, lol. Also Nebenwirkungen hatte ich keine.

Also: Ich fand die Zeit in der Tagesklinik recht schön, natürlich mal abgesehen von den Umständen, weswegen ich dort war. Nette Leute, nette Therapeuten, schöne Therapien und Angebote. Einfach eine Auszeit vom (Schul- und Alltags-)Stress. Ich fands auch schön, abends wieder nach Hause zu kommen und dann noch ein bisschen Zeit für mich, Familie oder Freunde zu haben. Man muss sich natürlich auch irgendwie darauf einlassen und wirklich selber wollen, dass es einem besser geht (ich stand mir ziemlich lange selbst im Weg), weil wenn man dazu gezwungen wird, bringt das im Endeffekt auch nichts.

Ich wünsche dir jedenfalls alles Gute und gute Besserung! Ich glaub an dich, dass du das schaffst und das wirklich alles wieder gut wird. Glaub mir. :)

hoffnung69  27.05.2023, 14:20

Das liest sich wundervoll und ich kann mich bildlich Einfühlen , wie gut das für die Seele ist . Wenn dann eben noch die Leute passen , die mit einem auf einer zumindest ähnlichen Wellenlänge sind , dann kann man sich doch herrlich fallen lassen und auch sein Kind in sich ausleben / toben lassen . 👍super

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In erster Linie versucht man doch dir eine tagesstruktur vorzuleben dadurch dass du an bestimmten Aktivitäten teilnimmst mit den mit Patienten kommuniziert regelmäßig Tabletten bekommst und so weiter. Dann gibt es noch gruppengespräche einzelgespräche mit den Ärzten oder halt Gruppe die aus Patienten besteht Sport ist auch immer sehr wichtig da solltest du auf jeden Fall bald ein paar sportsachen mitnehmen viel Erfolg

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich war auch schon mal in einer Klinik. Ich weiß nicht, ob es überall gleich ist. Du kriegst dort Gruppen- und Einzelgespräche. Manchmal bieten sie auch Aktivitäten an (kreativ/sportlich). Du übernachtest dort und bekommst dort Mahlzeiten (musst du bestellen). Du kriegst wie in der Schule einen Stundenplan, wo drin steht, wann du wo sein musst oder wann es Essen gibt. Manchmal holen sie dich auch ab. In der Klinik gibt es viele andere Leute, die ähnliche Probleme haben wie du. Dabei merkst du, dass du gar nicht so alleine bist mit deinen Problemen und Sorgen. Manchmal geben neben Psychologen sogar Patienten Tipps, was dir helfen kann. Überleg dir, was du mitnehmen kannst. Pack einen Reisekoffer und denk an genügend Sachen, womit du dich beschäftigen kannst (Rätsel, Lesesachen, etc), damit du in deiner Freizeit etwas Beschäftigung hast. Wochenende hast du glaub ich frei. Du bist sehr jung und wahrscheinlich viel zu Hause? Auf jeden Fall ist das ein bisschen wie Urlaub. Du kommst raus aus deinem Alltag und kannst vielleicht etwas Abstand gewinnen und Leidensgenossen kennenlernen. Ich wünsche dir alles Gute. 💮🌸

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Du darfst dir das wie einen Hotelaufenthalt vorstellen, bei dem zwischen Frühstück und Mittagessen und zwischen Mittagessen und Abendessen Behandlungen oder Therapien durchgeführt werden.

Auf Grund einer Stimmbandentzündung hatte ich fast vollständigen Verlust der Sprechfähigkeit. Deshalb wurde mir vom Staat ein entsprechender Klinikaufenthalt empfohlen und bezahlt.

P.S.: In dieser Klinik waren auch Patienten mit psychischen Störungen.

Schlaufuchs4  25.01.2024, 02:26

Dann warst du in einer wirklich tollen Klinik. Wie ein hotel sind die meisten nicht. Man hat viel Stress & wird permanent mit Dingen konfrontiert die dich belasten

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erkundige dich vorher, wie der Altersdurchschnitt ist .. wenn du mit 16 zB mit 50- oder 60- jährigen zusammen bist, tun sich ganz neue Problemfelder auf, weil ihr dann komplett aneinander vorbeireden würdet - das betrifft auch deine Therapeuten, denn für die bist du nur eine Arbeitsstelle,

dein Leben fängt ja jetzt erst an, d.h. wie sieht das denn mit deiner Schule aus .. (?!) Das sollte unbedingt vorher geklärt werden, sonst kannst du gleich besser in ein Eiscafe gehen

snivy  09.10.2023, 17:48

Wenn er minderjährig ist, würde er doch sowieso in eine Kinder-und Jugendklinik kommen? Also wird dort niemand sein, der älter als 17 ist.

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bachforelle49  09.10.2023, 21:45
@snivy

.. dann ja, aber nicht zwingend .. nur Gott allein weiß, was sich für Beweggründe in den Hirnen von Entscheidern abspielt - beknackte Jugendliche zB können auch kontraproduktiv sein, und alte Leidensgefährten beruhigend Einfluss ausüben

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