Ist freier Wille doch nur eine Illusion?

3 Antworten

Es ist eine Definitionsfrage.

Ich beziehe mich auf diese Passage (4:30 usw.) "the ability to have done otherwise", "empty words", "but you didn't do it", "only the fantasy having done otherwise".

Aber genau so definieren wir ja den freien Willen üblicherweise, etwa vor Gericht.

Wenn jemand einen anderen überfährt aufgrund z.B. eines geplatzten Reifens (also aufgrund eines Unfalls, den der Fahrer weder beabsichtigt hat noch verhindern konnte), käme kein Richter auf die Idee, da auf Mord zu entscheiden. Denn es war offenbar keine Absicht.

"the ability to have done otherwise" war für den Fahrer nicht da.
Das Fahrzeug hat sich selbständig gemacht.

Wenn aber jemand einen anderen überfährt, weil er das so geplant hat (und gar keinen Versuch gemacht hat, auszuweichen), ist der Mord als Urteil einleuchtend.

"the ability to have done otherwise" war für den Fahrer existent.
Das Fahrzeug war alleine unter seiner Kontrolle.

Der Denkfehler, den sie hier (wie viele) begeht, ist folgender: "but you didn't do it" ist irrelevant, das bezieht sich auf die Handlungsfreiheit, für die Willensfreiheit ist das unerheblich. "only the fantasy having done otherwise" ist aber wichtig, weil wir haben ja (bei dem Urteil Mord in Fall 2) genau diese Fantasie vor Augen: dass der Fahrer eben an seinem Opfer vorbeigefahren ist, er hatte die Fähigkeit dazu. Da das aber nicht eingetreten ist, gehen wir von seiner Absicht und seiner Schuld aus.

Die Möglichkeit oder meinetwegen Fantasie, eine Entscheidung anders getroffen haben zu können, bezeichnen wir als freien Willen. Andere Definitionen sind möglich.

"But he didn't do it" war in beiden Fällen 1 und 2 identisch (der Fahrer hat den anderen überfahren, keiner von beiden ist ausgewichen). Aber für das Urteil macht das nicht den Unterschied. Der Unterschied ist die Vorstellung (Fantasie), dass einer von den beiden die Chance hatte, auszuweichen (es aber offenbar nicht wollte).

Das ist für Physiker offenbar der schwer verständliche Punkt, dass genau diese Vorstellung/Fantasie den freien Willen ausmacht (egal, was de facto das physikalische Ergebnis war: einer wurde überfahren).

OlliBjoern  08.04.2023, 00:23

Natürlich kann man den freien Willen auch anders definieren. Als etwas, was ohne Bedingungen ist. Man könnte zum Fall des Fahrers 2 sagen: ok, er konnte zwar ausweichen, aber durch seine psychologische Situation (er war irgendwie so wütend auf das Opfer) war es unausweichlich, dass er ihn (absichtlich) überfahren hat.

Klar, der freie Wille unterliegt immer auch Bedingungen, die in der Vorgeschichte liegen (irgendwas war passiert, das ihn so wütend gemacht hat).

Aber viele Philosophen denken so darüber, dass auch ein bedingter Wille (Vorgeschichte, Prägungen, psychologische Zustände) frei sein kann.
Das ist aber auch eine sprachliche Sprache, wie fast alles in der Philosophie.

Immerhin gibt es zahlreiche wütende Menschen, die diese Situation anders behandeln (ohne den anderen gleich zu überfahren).

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OlliBjoern  08.04.2023, 00:33

Noch ein Beispiel, dass der freie Wille als "Fantasie" völlig hinreichend ist.
Fall 1: Jemand sitzt im Gefängnis. Er will ausbrechen. Nichts passiert.
Fall 2: Jemand sitzt im Gefängnis. Er will nicht ausbrechen. Nichts passiert.

Wir verstehen diese Sätze.

Ob da jemand nun ausbrechen kann (physikalisch), ist nicht relevant.
Das ist nur für die Handlungsfreiheit relevant. Entscheidend für die Willensfreiheit ist alleine die Fantasie, welche wir eben "Wille" nennen.

Nennen wir es einen inneren Entschluss.

Und diesen können wir in sinnvoller Art und Weise verstehen und z.B. sprachlich kommunizieren oder vor Gericht verwenden usw.

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Teils, teils. Einen absoluten, von nichts beeinflussten freien Willen gibt es wohl nicht.

Von Experte OlliBjoern bestätigt

Mein freier Wille hat mir erlaubt, den Käse nicht aufzumachen.

Das ist keine Illusion.

verreisterNutzer  08.04.2023, 15:41

Auf welcher Grundlage diffamiert man etwas ohne überhaupt den Inhalt gesehen zu haben?

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verreisterNutzer  08.04.2023, 17:15
@grossefrau681

Warum dann überhaupt auf die Frage eingehen? Dampf ablassen? Entweder man befasst sich damit oder bleibt, warum auch immer, ignorant dem gegenüber.

Würde man sich wenigstens damit befassen, könnte man seine Gegenposition begründen. So ist es einfach nur Hetze.

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