Ist es verwerflich die DDR gut zufinden?
Viele, gerade in Ostdeutschland, finden die DDR immer noch toll und schade das es sie nicht mehr gibt.
Ist diese Meinung verwerflich oder akzeptabel?
Das Ergebnis basiert auf 21 Abstimmungen
9 Antworten
"Dumm" oder "naiv" trifft es vielleicht besser.
Für sich selber kann man von mir aus alles gut finden, wirklich verwerflich wird es in meinen Augen im politischen Bereich, wenn ernsthafte Entscheidungen oder Bestrebungen danach gerichtet werden, wobei ich es auch dann weniger einfach verwerflich als vielmehr gefährlich und rücksichtslos sehen würde.
- wir nicht frei reisen konnten und von der Verwandtschaft abgeschnitten waren
- die Regale sehr oft leer waren
- man auf Autos weit länger als 10 Jahre warten musste (wir auf unseren letzten Wartburg 18 Jahre)
- es hier in der Provinz ganz wenig Angebote in der Freizeit gab
- wir nicht mal eine BRAVO kaufen konnten, unsere Stars nicht live sehen konnten
- es keine freien Wahlen gab
- man in den 80ern für Abitur und gute Lehrstelle zur Jugendweihe gehen musste, was mit einem Gelöbnis auf die DDR verbunden war - Jungen mussten sich dazu noch zu 3 Jahren Armee verpflichten
- es schon für Kinder rote Propaganda rieselte
- man schöne Klamotten nur in Westpaketen bekam
Die "DDR" war eine Diktatur mitsamt politischer Unterdrückung, Bespitzelung, Mangelwirtschaft und Schießbefehl. Insofern ist so eine Einstellung natürlich hochgradig verwerflich.
Entsprechende Äußerungen lassen mich immer wieder Zweifel, ob es richtig war, Ostdeutschland in die Bundesrepublik einzugliedern. Es hat nicht nur extrem viel Geld gekostet, das der gemeine Jammer Ossis nicht zu würdigen weiß.
Es hat die Bundesrepublik durch die Eingliederung der mehrfach umbenannten SED (aktuell: "Die Linke") in das bundesdeutsche Parteiensystem auch deutlich nach links verschoben.
Aber: nicht jeder Ostdeutsche ist unzufrieden, ich und mein Umfeld nämlich nicht.
Ich finde es vor allem verwerflich, wenn sich Leute anmaßen, Dinge zu beurteilen, die sie nur vom Hörensagen kennen.
Weil ich das schon mehrfach so erlebt habe. Und das ist für mich mit jedem "Fall" inakzeptabler geworden. Einen Zeitzeugen erklären zu wollen, was er alles falsch sieht, weil man in der Schule was anderes gehört hat. Geht einfach nicht. Zeitzeugen hört man zu - man belehrt sie nicht über das, was sie selbst erlebt haben.
Ja - genau das meine ich. DU weißt, was "ich nicht verstehe". Genau diese Einstellung! Anmaßung ohne jegliche Ahnung. Aber gut - ich hab es ja vorher gewusst, dass auch hier nichts anderes zu erwarten ist. Als ob sich SCHÜLER und TEENAGER "fachlich damit befast" hätten - in einer Weise, die über ihren gefilterten Unterrichtsstoff hinausgehen und was auch nur im Ansatz an das heranreicht, was Zeitzeugen erlebt haben - die sich sicher in den vbergangenen 30 Jahren 100x sooft damit "befasst" haben als irgendwelche naseweißen "Experten".
- Woher wollen Sie wisseen, dass ich keine Ahnung habe? Die Anmassung liegt hier eher bei Ihnen
- Würde es keine Geschichtswissenschaft geben, wenn Ihre Aussagen auch nur im Entferntesten stimmen würden. Sie persönlich dürfen dann natürlich auch keine Meinung zum ersten Weltkrieg haben. Dürfte keiner mehr, da es ja keine Zeitzeugen mehr gibt. Aber es sind genau diese Konsequenzen aus ihrer Position, welche Sie nicht verstehen..
Also ich habe 18 Jahre in der DDR gelebt und kritisiere diesen Staat hier massiv. Ich weiß genau, was ich erlebt habe.
Es geht nicht darum, grundsätzlich Augenzeugen und Zeitzeugenberichte in Frage zu stellen. Sie sind allerdings nur im Vergleich it anderen Primärquellen, Dokumenten zum Beispiel, bewertbar. Sie sind in der Regel subjektiv und decken nur Teilaspekte ab. Wertvoll sind sie natürlich trotzdem.
"Ich weiss genau was ich erlebt habe" ist auch eine andere Aussage als " Ich finde es vor allem verwerflich, wenn sich Leute anmaßen, Dinge zu beurteilen, die sie nur vom Hörensagen kennen."
Das sollte offensichtlich sein.
Man muß unterscheiden. Und zwar zwischen der DDR als Staat und den Lebensumständen in ihr. Persönlich trauere ich dem Zusammenhalt zwischen den Menschen, der Wertschätzung von vielen Sachen und der Lebenseinstellung von vielen nach. Das ist jetzt alles weg….. Schade. Über die Nicht-Reisefreiheit und der Stasi usw. braucht man nicht diskutieren, dem trauert fast keiner hinterher. Es hatte eben alles sein Gutes und sein Schlechtes. Und an das Gute erinnert man sich später halt gern zurück.
Weil?
Und wenn man sich fachlich damit befasst hat?