Ist der Kommunismus nicht egoistisch, also in der Theorie?

8 Antworten

Kommunismus ist weder egoistisch, noch ist er nicht egoistisch. "Egoismus" ist ein untauglicher Begriff zur Beschreibung des Unterschieds zwischen Kommunismus und Kapitalismus. Denn auch der Kapitalismus nicht nicht einfach "egoistisch".

"Egoismus" ist ein moralischer Begriff. Aber die Kritik von Karl Marx am Kapitalismus besteht nicht etwa darin, dass der Kapitalismus "egoistisch" sei. Der Kapitalismus produziert, wie es der Name schon sagt, auf der Basis von "Kapital". Kapital ist, vereinfacht ausgedrückt, eine Geldmenge, die wächst. Der Geldbesitzer/Fabrikant/Kapitalist investiert eine gewisse Summe x, um eine Summe x+y zurück zu bekommen. Dieses "y" ist sein Gewinn. Dass der Kapitalist diesen Gewinn macht, hat nichts mit Egoismus zu tun, sondern liegt in der Natur der Sache: Niemand investiert Geld, wenn er später genau denselben Betrag zurück bekommt. Eine Geldwirtschaft muss also immer wachsen, egal was sich die Menschen dabei denken und egal ob sie "moralisch" sind oder nicht. Deswegen gibt es ja auch immer die Diskussion, ob es genug Wachstum gibt. Natürlich gibt es im Kapitalismus auch Egoismus, indem manche Kapitalisten versuchen, mehr Profit zu machen als andere. Das ist aber nicht das Grundproblem des Kapitalismus.

Im Kommunisus gibt es kein Geld und kein "Kapital" mehr. Die Möglichkeiten, auf wirtschaftlichem Gebiet egositisch zu sein, sind dadurch natürlich viel geringer. Wenn die Wirtschaft nicht mehr über Geld vermittelt wird, kann ich anderen Leuten auch kein Geld abnehmen oder um Geld betrügen oder die Waren zu teuer verkaufen usw. Aber das bedeutet nicht, dass es keinen Egoismus mehr im Privatleben der Menschen gibt. Die Menschen im Kommunismus sind also nicht automatisch moralich "besser".

Aus dem, was ich oben geschrieben habe, geht auch hervor, dass das oft zu hörende Argument, Kommunismus könne wegen des Egoismus der Menschen nicht funktionieren, völlig neben der Sache ist.

Das sind alles gutgemeinte Träumereien, die die Natur des Menschen nicht völlig erfassen:

Natürlich hat jeder Mensch Gerechtigkeitsgefühl, Fürsorge, und Liebe in sich

Aber halt nicht nur.

Da ist auch eine solide Fähigkeit zu Grausamkeit und Eigennutz.

Mit so Aufrufen zum solidarischen Handeln und zur Gleichheit ist es nie getan. Menschen sind nicht gleich. Und es bilden sich innerhalb kürzester Zeit Strukturen, die die Ungleichheit steigern, egal wo und wie.

Das einzige, was hilft, ist die Tatsache der Ungleichheit unerschrocken zu betrachten, und die schlimmsten Auswüchse gemeinsam zu beschneiden. Statt sich mit Märchen vom idealen Staat in die Tasche zu lügen.

Alles was Menschen machen ist weit weg von Ideal. Aber mit ein bisschen gutem Willen geht schon einiges. Solange man sie machen lässt, ohne alles regeln zu wollen, und nur das regelt, was offensichtlich gefährlich ist.

Sieh es mal von einer anderen Seite: Wenn du bei einem Spiel zufällig einer Gruppe zugelost wirst und je Gruppe völlig unterschiedliche Chancen hättest zu gewinnen - fändest du das besser als wenn alle die gleichen Startbedingungen haben?

Wenn du eine soziale Einstellung hast, liegt es dann nicht nahe, mit anderen (die evtl. benachteiligt sind) zu teilen?

Der Kommunismus treibt diese Gedanken auf die Spitze: Alle Menschen sind wertvoll und leisten ihren Beitrag in der Gruppe. Dafür teilt die Gruppe ihre Ressourcen, sodass jeder das Gleiche bekommt.

Dieses Prinzip funktioniert zum Beispiel auch in Klöstern. Problematisch wird es, wenn jemand eben nicht freiwillig bei dem System mit machen möchte. Dann empfindet er das Teilen als "wegnehmen".

AdolfM  14.07.2022, 23:45

Das hört sich an wie eine Frauengemeinschaft, die ehh denkt, dass sie alles geschenkt bekommt. - Ein Kloster finanziert sich ja auch durch Spenden.

Im Ahrtal waren ja auch manche der Meinung "Öh, Kommunismus funktioniert ja. Wir haben Ressourcen, und teilen die brüderlich auf" - hahaha, ja aber die ganzen Ressourcen kommen ja auch durch Spenden (!).

Es ist schon geil sowas mal zu machen, aber das Konzept hält sich nicht lange, und wenn überhaupt müsstest du komplett auf autark umstellen.
Selbst im Ahrtal kristallisieren sich Capos raus. Im Kloster gibts auch einen Capo, und der steht in Verbindung zum nächst größeren Capo bis hin zum Ober-Capo, Papst.

0

Sozialisten denken ja auch an andere. Aber der Sozialismus ist eine Ideologie, die eine Utopie verfolgt. Die Welt ist nicht so, wie sie Sozialisten gerne hätten. Demzufolge muss sie verändert werden, und das klappt nicht immer ohne Gewalt.

Die Doktrin wurde zu einer verbrechenerzeugenden Ideologie, einfach weil sie eine Grundgegebenheit leugnete: die Einheit dessen, was Robert Antelme "das Menschengeschlecht" oder was die Präambel der Menschenrechtserklärung von 1948 die "menschliche Familie" nennt. Wurzelte der Marxismus-Leninismus vielleicht weniger in Marx als in einem verfehlten Darwinismus, der sich der sozialen Frage zuwendet und dabei auf die gleichen Irrwege gerät wie in der rassischen Frage? Eins ist sicher: Das Verbrechen gegen die Menschlichkeit ist Ergebnis einer Ideologie, die den Menschen und die Menschheit auf einen nicht universalen, sondern speziellen - biologisch-rassischen oder sozio-historischen - Zustand reduziert. Auch hier gelang es den Kommunisten mit einem Propagandatrick, ihren Ansatz als einen universalen, die ganze Menschheit berücksichtigenden darzustellen. Häufig sah man sogar einen grundlegenden Unterschied zwischen Nationalsozialismus und Kommunismus darin, daß ersterer speziell sei - extrem nationalistisch und rassistisch -, während das leninistische Projekt universalistisch gewesen sei. Nichts könnte falscher sein: Lenin und seine Nachfolger schlossen den Kapitalisten, den Bourgeois, den Konterrevolutionär usw. eindeutig von der Menschheit aus. Die aus dem soziologischen oder politischen Diskurs geläufigen Begriffe nahmen sie auf und machten daraus absolute Feindbilder. Wie Kautsky 1918 sagte, handelt es sich dabei um kautschukartig dehnbare Begriffe, die dazu berechtigen, aus der Menschheit auszugrenzen, wen, wann und wie man will, und die direkt zum Verbrechen gegen die Menschlichkeit führen.

Quelle: Das Schwarzbuch des Kommunismus, Sonderausgabe 2004, 2. Auflage 2004, Seite 821 (das Kapitel ist von Stephane Courtois)

Tom233 
Fragesteller
 14.07.2022, 23:07

Also ist Gewalt ok , um den eigenen Willen durchsusetzen.

0
BelfastChild  14.07.2022, 23:12
@Tom233

Nein, ich finde Gewalt nicht okay. Aber den Sozialismus gab es bisher nur in Form von Diktatur und Gewalt.

0
Tom233 
Fragesteller
 14.07.2022, 23:12
@BelfastChild

Ich persönlich finde die freie Marktwirtschaft am besten.

0
BelfastChild  16.07.2022, 16:03
@Blume8576

Der Sozialismus ist nur die Vorstufe des Kommunismus. Und Kommunisten selbst sagen immer, dass es bisher keinen Kommunismus gab.

0
Rakey269  16.07.2022, 16:50

Das Schwarze Buch is fragwürdig. Wusstest du beispielsweise, dass jüngst alle Coronatoten hier hinzu addiert wurden, weil aus China…?

Absolut polemisch.

Zudem, wieviele sterben jährlich aufgrund von unserem jetzigem System? Allein aufgrund Hunger in Afrika sind es 9Mio.

1

"Man klaut Geld "

Du hast Kommunismuss nicht verstanden. Im echten Kommunismuss gibt es kein Geld mehr, es ist unnötig geworden.

Die Menschen helfen sich gegenseitig zum Wohle der Gemeinschaft.

Das Bedingunglose Grundeinkommen ist das wovon du redest.

Die wollen das Geld ohne etwas dafûr zu leisten.....