Ist das Gewissen eine Funktion die Gott uns gegeben hat oder kommt ein schlechtes Gewissen durch Erziehung oder Lernen zustande?

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Das Gewissen ist eine natürliche Gabe, die Gott dem Menschen eingepflanzt hat. Als ein inneres Empfinden für Recht und Unrecht entschuldigt es oder klagt an. Es hat also eine beurteilende, richtende Funktion. Durch die Gedanken und Handlungen, Überzeugungen und Grundsätze, die man dem Sinn aufgrund von Studium und Erfahrung einprägt, kann man sein Gewissen auch schulen. Auf dieser Grundlage zieht es Vergleiche zu dem, was man gerade tut oder zu tun beabsichtigt. Verstößt eine Handlung gegen die Grundsätze, so warnt uns das Gewissen, es sei denn, es ist abgestumpft oder unempfindlich geworden, weil seine Warnungen fortgesetzt mißachtet wurden. Das Gewissen wirkt in sittlicher Hinsicht wie eine Schutzvorrichtung, indem es Freude oder Schmerz hervorruft, je nachdem ob man gut oder schlecht handelt. entn.aus Einsichten Heilige Schrift Band 1. LG Moegylein

Moegylein  24.11.2018, 19:55

Vielen Dank fürs *chen. MFG Moegylein

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Ist das Gewissen eine Funktion die Gott uns gegeben hat oder kommt ein schlechtes Gewissen durch Erziehung oder Lernen zustande?

Das Gewissen ist, wie ich meine von Anfang an mitgegeben, aber nicht um das Bewusstsein zu quälen, sondern um ein guter Ratgeber bei Entscheidungen zu sein. Inwiefern das Gewissen ein guter Ratgeber sein kann, hängt natürlich von den moralischen Werten ab, die man vermittelt bekommt - insbesondere schon als Kind.

Wenn man ein gut entwickeltes Gewissen, also einen guten Ratgeber durch das Gewissen im Leben hat, dann ist dies sicher auch ein Zeichen für eine gute Erziehung. Wenn aber ein schlechtes Gewissen ohne je eine wirklich schlechte Entscheidung getroffen zu haben entsprechend durch Erziehung geprägt wurde, dann ist mit der Erziehung eindeutig etwas schiefgelaufen.

Klar ist für mich, dass ein schlechtes Gewissen nur in der Hinsicht gottgewollt ist, dass es dazu anleiten soll, entsprechend von seinen Fehlern umzukehren. Insofern dass ein schlechtes Gewissen darüber hinaus das Bewusstsein foltert, ist es sicher nicht gottgewollt - ebenso wenig wie wenn Entscheidungen in Folge eines schlechten Gewissens zu Verbitterung führen.

Das Gewissen sollte man also eher als Ratgeber sehen und wenn man entsprechend diesem Ratgeber gute Entscheidungen trifft, besteht gar kein Anlass dazu, ein schlechtes Gewissen zu bekommen und man wird ein solches schlechtes Gewissen dann auch gar nicht haben. Durch gute Entscheidungen kann aber auch das Gewissen ein besserer Ratgeber werden, sowohl weil man durch positive Erfahrungen weitere moralische Erkenntnis gewinnt, als auch weil man lernt, auf sein Gewissen zu achten.

Kann man sich seines Gewissens entledigen?

Da gibt es drei Möglichkeiten:

Erstens indem man verlernt, auf sein Gewissen zu achten. Zweitens indem man versucht, die Fehler die man begangen hat, wiedergutzumachen. Drittens indem man sich umbringt. Letztere Möglichkeit würde ich aber auf keinen Fall als akzeptabel ansehen und schon mit ersterer hätte ich meine Bedenken. Für mich persönlich ist daher nur die zweite Option relevant.

Ist ein schlechtes Gewissen ein gutes Gewissen weil es einem anklagt?

Ein gutes Gewissen ist ein Ratgeber für Entscheidungen, wie ich bereits oben geschrieben habe. Zu einem schlechten Gewissen wird es erst, wenn wir falsche Entscheidungen treffen, obwohl wir es besser wussten und um die Möglichkeit und Dringlichkeit zu erkennen, dass wir versuchen sollten, unsere Fehler zu wiedergutzumachen.

Wenn man nun mal unterstellt, dass für ein schlechtes Gewissen gewisse Normen und deren Verstoß dagegen die Quelle sind, kann man feststellen, dass hierfür keinerlei Götter erforderlich sind.

Eine menschengerechte Moral braucht keine übergeordnete Ideologie oder ein jenseitiges Sanktionsszenario.

Evolutionär sind uns Eigenschaften wie Kooperation, Empathie, Solidarität und Verantwortung zu eigen. Philantropie ist ein evolutionärer Vorteil. Hieraus leitet sich eine substanzielle Moral ab, die völlig losgelöst jedes ideologischen Überbaus einfach funktioniert, wenn man sich solcher Einflüsse entledigt.

Was wir erlernen ist eher die Unmoral, das menschenschädigende Verhalten. So wie auch der menschenschädigende Götterglaube erlernt wird.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Ist das Gewissen eine Funktion die Gott uns gegeben hat

Da ich nicht an einen Gott glaube: Nein.

oder kommt ein schlechtes Gewissen durch Erziehung oder Lernen zustande?

Das wohl schon eher. Die Kultur in der man aufwächst, die Art der Erziehung, mit der man großgezogen wird, eigene Erfahrungen, die man gemacht hat, Unterhaltungen und Diskussionen, die man mit anderen geführt hat,...

Kann man sich seines Gewissens entledigen?

Man kann versuchen es zu unterdrücken. Im Endeffekt ist die Prägung aber wahrscheinlich zu stark um sich vollends seines Gewissens zu entledigen.

Ist ein schlechtes Gewissen ein gutes Gewissen weil es einem anklagt?

Das "schlechte Gewissen" gibt uns zumindest Grund zur Reflexion und ist damit sicherlich äußerst sinnvoll und auch für uns zum Überleben notwendig.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Intensive Recherche über mehr als 11 Jahre
realsausi2  20.10.2018, 23:28
Im Endeffekt ist die Prägung aber wahrscheinlich zu stark um sich vollends seines Gewissens zu entledigen.

Leider gibt es mehr als genug historische Beispiele, dass eine völlig Enthemmung tatsächlich möglich ist. Der Holocaust und die Hexenverbrennungen mal nur als Beispiel.

In beiden Fällen waren erbarmungslose Ideologien der Boden, auf dem dies gedieh. Wenn das Individuum in einer Konstellation steckt, dass es jedwede Verantwortung an einer höheren Instanz abladen kann, sind Menschen zu den abscheulichsten Greueltaten in der Lage.

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Ist das Gewissen eine Funktion die Gott uns gegeben hat

Götter? Welcher Gott genau? Menschen habe sich so viele ausgedacht, keiner von denen scheint wirklich Einfluß auf uns zu haben...

Auch, daß diese "Gewissensfunktion" bei minimalen Schäden im falschen Hirnbereich komplett kaputt geht spricht nicht gerade dafür, daß uns irgend ein Gespenst da was magisches gegeben hat... es ist einfach eine der Funktionen unseres Gehirns.

oder kommt ein schlechtes Gewissen durch Erziehung oder Lernen zustande?

Jain. Zunächst mal ist der Mechanismus, daß es Dinge gibt, die positiv oder negativ zu bewerten sind Tieren angelegt. Schon Amöben fliehen vor Schreckstoffen. Alle sozialen Tiere haben das ausgeweitet aus ein System, daß Verhaltensweisen von Artgenossen bewertet und daraus Schlüsse zieht. Selbst Ameisen merken, wenn jemand sich "anders" Verhält und tun was dagegen.

Welche Dinge es aber sind, die wir für "normal" halten, daß hängt - bis auf ganz grundlegende Dinge - von der Erziehung / Lernen ab, vermute ich.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung