Ist das Christentum ein Schuld-Kult und was genau versteht ihr unter dem Begriff Schuld-Kult?

Das Ergebnis basiert auf 15 Abstimmungen

nein 47%
ja 40%
vielleciht 13%

12 Antworten

Für mich ist der christliche Glaube kein Schuld-Kult, aber es gehört zum Glauben dazu, dass man allein durch die Gnade Gottes gerettet ist und die eigenen Missetaten einen Menschen von einem heiligen, guten und gerechten Gott trennen, der das Böse in aller Konsequenz verurteilt.

Im folgenden habe ich das jetzt mal ausführlicher dargestellt (der copy-paste Text 😀 ) :

"Nach der Bibel hat erstmal jeder Mensch gesündigt (also z.B. schonmal gelogen oder gestohlen, was aus ihm vor Gott einen Lügner bzw. einen Dieb macht.) Dadurch (also dass man gesündigt hat) kann man vor Gott laut Bibel nicht mehr bestehen, weil er laut Bibel der Inbegriff der Heiligkeit und Liebe ist. Das heißt, dass in seiner Gegenwart nichts Böses bestehen kann. Also man kann noch so viele gute Dinge in seinem Leben getan haben (was auch wunderbar ist und Gott reichlich zu schätzen weiß), aber wenn man nur einmal in seinem Leben gesündigt hat, ist man aus oben erwähnten Gründen (also dass Gott in seiner Heiligkeit nicht den kleinsten Hauch von Bosheit duldet) von seiner Gemeinschaft ausgeschlossen und dadurch des Todes schuldig, weil die Trennung von Gott den Tod darstellt. Er selbst IST laut Bibel das Leben, also ist die Trennung vom Leben der Tod. Und das ist zunächst das Problem, das besteht.

Um nun aber für die Menschheit wieder die Möglichkeit zu schaffen zu Gott zurückzukehren und zu leben, wurde er in seinem Sohn Jesus Christus ein Mensch und lebte unter uns, sprach zu uns, heilte viele Menschen und nahm am Ende die Strafe (also er wurde ausgepeitscht, geschlagen, bespuckt, verhöhnt und letztlich ans Kreuz genagelt ) für die begangenen Sünden der Menschheit stellvertretend am Kreuz auf sich (bis zum Tod). So konnte Gott das Böse verurteilen (also seinen Gerechtigkeitsanspruch wahren) und trotzdem den Menschen die Möglichkeit geben sich mit ihm zu versöhnen und ewig zu leben.

Jesus war laut Bibel völlig ohne Sünde und somit der einzige Mensch, der stellvertretend für andere Menschen die Strafe tragen kann. Denn niemand kann ihm Vorwürfe machen. Denn wenn er sagt, er trägt die Strafe, dann kann ihm niemand einen Vorwurf machen, weil jeder der ihm einen Vorwurf machen möchte selbst schuldig vor ihm ist, er aber völlig ohne Schuld ist. Um gerettet zu sein, muss man dann natürlich auch zu ihm umkehren bzw. ihm nachfolgen (was aber nichts schweres ist, das erkläre ich auch gleich)

Also wenn du (um das jetzt einfach mal auf dich beziehen) das im Glauben annehmen kannst, dass er sein Leben für dich gegeben hat und sozusagen für deine Missetaten (und auch für meine) sehr viel Leid erleiden musste (um der Gerechtigkeit genüge zu tun) und du im Glauben annehmen kannst, dass er jetzt aber wieder lebt, so bist du erlöst, wenn du nicht beabsichtigst dieses Opfer durch mutwilliges Sündigen mit Füßen zu treten. Ist das nicht der Fall, dann hat Jesus für dich den Preis bezahlt.

Diejenigen, die Jesus als Herrn und Erlöser annehmen (sein Opfer also nicht mit Füßen treten) sendet Gott den heiligen Geist als seinen Beistand. Dadurch wohnt Gott bzw. sein Sohn Jesus Christus selbst in einem Menschen und erneuert ihn von innen heraus zu einem Menschen, der seinem Bilde ähnlicher wird. Das ist toll! Denn dadurch habe ich (wenn ich jetzt von mir spreche) viel Liebe zu geben und Gott befähigt mich auch es in die Tat umzusetzen nicht mehr zu sündigen. (ich kann also seine Gebote halten) Trotzdem kommt es bei gläubigen Christen (auch bei mir) leider vor, dass sie noch Sünden begehen. Also ich bin trotzdem nicht perfekt. Ich weiß aber, dass Gott treu und gerecht ist und mir vergibt, wenn ich mein sündiges Verhalten eingesehen habe. Er schaut dabei in mein Herz, also er kann beurteilen, ob ich es auch wirklich eingesehen habe. Manchmal ist die Einsicht auch damit verbunden, dass ich dann etwas bestimmtes tue (mich zum Beispiel bei einem Menschen zu entschuldigen) oder einfach damit verbunden, dass ich die Sünde in Zukunft unterlasse."

Danke für deine Aufmerksamkeit. 

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bibelstudium, pers. Beziehung mit Gott, freievang. Gemeinde

Liebello 
Fragesteller
 25.01.2022, 22:53

bitte das nächste Mal kürzer fassen und auf das wirklich Wesentliche reduzieren

1
vielleciht

Meinst du damit, dass sich katholische Kirche und Bernd Höcke hier irgendwo berühren?

Glaube ich nicht, denn die katholische Kirche verspricht immerhin Erlösung. Erlösung von einem Problem, das sie selbst erschaffen hat.

Diese Genialität geht Höcke ab.


Liebello 
Fragesteller
 26.01.2022, 15:35

ich dachte die AfD verursacht auch jede Menge Probleme

0
Liebello 
Fragesteller
 26.01.2022, 15:36
@earnest

Scheinlösungen!

aber das ist ja das, was auch die Kirche leistet

0
earnest  26.01.2022, 15:43
@Liebello

Ja, wenn du so willst, ist das völlig richtig.

  • Die AfD stellt Lösungen in ihrem Sinne in Aussicht, nachdem es eine Machtübernahme gegeben hat.
  • Die katholische Kirche verspricht Er-Lösung nach einem fernen Jüngsten Gericht.
2
earnest  26.01.2022, 16:27
@earnest

Das Interessante: Beide "Lösungen" haben etwas mit "Heil" zu tun.

1

Dieser Begriff stammt aus der rechten Extremisten- und Revanchistenecke.

Siehe hier:

Bente Gießelmann/Robin Heun/Benjamin Kerst/Leonard Suermann/Fabian Virchow (Hrsg.), "Handwörterbuch rechtsextremer Kampfbegriffe", Schwalbach/Ts. 2016 (Wochenschau-Verlag), ISBN 978-3-7344-0155-8 

Aber insgesamt wird "Schuld" (genau wie "Sünde") im Christentum genutzt, um die Nachfolger Jesu zu disziplinieren, "bei der Stange zu halten", Gewissensbisse vor einer nicht existenten Traumfigur zu schüren und um von realen Peoblemen abzulenken.

In diesem Sinne äußern sich zunehmend sogar Theologen:

„Die Kirche sollte ohne die unterdrückenden Elemente von Schuld und Sünde auskommen“, sagt der Hamburger evangelische Theologe Friedrich Brandi.

„In dem Augenblick, wo Du von einem theistischen Gott redest, also von einem Gott, der praktisch die Weltgeschicke in der Hand hält, wenn Du dich von dem Gott entfremdest, dann lädst Du Dir Schuld auf. Und damit hat praktisch bis zur Aufklärung oder auch mit Sicherheit bis ins 20. Jh. die Kirche gearbeitet, um die Leute zu unterdrücken. Da waren solche Begriffe wie Schuld und Sünde einfach Instrumente, um Menschen klein zu machen, um Gott groß zu machen.“

(Aus https://www.deutschlandfunk.de/schuld-und-vergebung-im-christentum-die-hoelle-ist-kalt-100.html)

nein

Das Christentum ist ein reinigender Glaube, der an die Natur angelegt ist. Auch in der Natur ist es notwendig, dass ein See einen Abfluss hat. Hat er das nicht, versalzt er und tötet nicht nur seine Bewohner sondern auch noch alles um sich herum. Wenn Menschen also nicht die übernatürliche Fähigkeit haben wollen, das Kreuz von Golgatha, das auf einer ehemaligen Müllhalde stand, an zu nehmen und zu erkennen (übernatürliches Wort), werden sie an dieser Welt ersticken und unter sich selbst leiden. Daher darüber nach denken und Gott bei den ruhigen Überlegungen mit ein binden.

Es geht sogar noch weiter - aus dem Alten Testament lernen wir, dass wir mit unserem Herzen und Verstand reden können und dabei etwas passiert. Wer also zu seinem Herzen und Verstand sagt: Wir wollen Jesus kennen lernen... wird etwas erleben, dass er nicht kannte.

ja

Christentum pauschal vielleicht nicht unbedingt, aber Katholizismus wohl schon zu einem großen Teil ja.

Selbst wenn man den Glauben verliert, die Schuld bleibt.

Das ist einer meiner Lieblingssprüche zu Katholizismus. Alleine schon der Katechismus ist doch so gewählt, dass jeder ständig sündigt und die Beichte nötig hat.

Eigentlich ist das ein ganz perfides, menschenverachtendes System, hier Gläubigen Schuld einzureden, wo eigentlich nur Menschliches passiert.

Ganz besonders perfide finde ich "in Gedanken, Worten oder Taten zu sündigen". Selbst wenn jemand was Sündiges machen möchte, es aber nicht tut, hat er schon in Gedanken gesündigt. Wie pervers ist das?

Ja, in diesem Sinne rankt in der katholischen Kirche ganz viel um Schuld und Sühne, um Beichte und Buße, um Notwensigkeit, zur Beichte zu gehen, Absolution zu erhalten. Gläubige können aufgrund der mannigfachen und absurden Vorschriften quasi gar nicht vermeiden, ständig zu sündigen.

Normales Leben führt schon zur Sünde. Einfach nur Mensch sein mit dem ganzen natürlichen Gefühlsspektrum führt schon zur Sünde.